Wer einmal lügt...
- Mittwoch, 10. April 2013 @ 09:38
Von Josef Stingl
Deutschlands Kanzlerin Merkel (CDU) meinte bei einem Gipfeltreffen der Euro-Länder, die Entwicklung der Produktivität und der Löhne über viele Jahre habe zu Fehlentwicklungen geführt. Unser schwarzer Ex-Kanzler Schlüssel schlug bei einer „Im-Zentrum“-Diskussion in die gleiche Kerbe. Beide meinten dabei allerdings, die Lohnentwicklung sei der Produktivitätsentwicklung seit Jahren davongaloppiert.
Hallo? Seit Jahren behaupten wir genau das Gegenteil. Sind wir auf dem linken Auge blind oder stellt uns das Gegenüber nur eine „Schüssel Merkel“ zum Fraß vor? Dazu einige Statistiken – von Quellen, die alles andere als linkslastig sind.
Laut Eurostat ist die Produktivität der österreichischen Lohnabhängigen in den letzten zwanzig Jahren um 36,5 Prozent gestiegen. EU-weit liegt Österreich auf Platz vier, hinter Luxemburg, Irland und Belgien. Zur ungustiösen „Faulheitsdiskussion“ der Wirtschaftskammer, die ja behauptet, dass „ihre MitarbeiterInnen“ nur 62 Prozent ihrer Arbeitszeit produktiv verbringen, kommt die Studie des Unternehmensberaters Czipin Consulting zum Schluss, dass nicht die fehlende Arbeitsmoral der MitarbeiterInnen, sondern schlechte Organisation und mangelnde Führungsqualitäten, also Managementfehler, die Hauptursache der nicht ausgeschöpften Arbeitszeit sind.
Der Einkommensbericht des Rechnungshofes verweist darauf, dass seit 1998 die mittleren Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen inflationsbereinigt leicht gesunken sind. Insgesamt stieg zwar das Median-Bruttojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen von 20.040 Euro im Jahr 1998 auf 24.843 Euro an. „Dieser nominale Anstieg um 24,0 Prozent entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Einkommenserhöhung von 1,7 Prozent. Berücksichtigt man auch die Veränderung der Verbraucherpreise, relativiert sich dieser Anstieg, da den Einkommenszuwächsen eine Preissteigerung von 28,8 Prozent im Vergleichszeitraum gegenübersteht. Das führt dazu, dass die inflationsbereinigten mittleren Bruttojahreseinkommen 2011 um 3,7 Prozent unter dem Basiswert des Jahres 1998 liegen“, so im Einkommensbericht wörtlich.
Die Schlussfolgerungen bleiben allen selbst überlassen!
Josef Stingl ist Koch in Innsbruck, GLB-Bundesvorsitzender und Mitglied des ÖGB-Bundesvorstandes
Deutschlands Kanzlerin Merkel (CDU) meinte bei einem Gipfeltreffen der Euro-Länder, die Entwicklung der Produktivität und der Löhne über viele Jahre habe zu Fehlentwicklungen geführt. Unser schwarzer Ex-Kanzler Schlüssel schlug bei einer „Im-Zentrum“-Diskussion in die gleiche Kerbe. Beide meinten dabei allerdings, die Lohnentwicklung sei der Produktivitätsentwicklung seit Jahren davongaloppiert.
Hallo? Seit Jahren behaupten wir genau das Gegenteil. Sind wir auf dem linken Auge blind oder stellt uns das Gegenüber nur eine „Schüssel Merkel“ zum Fraß vor? Dazu einige Statistiken – von Quellen, die alles andere als linkslastig sind.
Laut Eurostat ist die Produktivität der österreichischen Lohnabhängigen in den letzten zwanzig Jahren um 36,5 Prozent gestiegen. EU-weit liegt Österreich auf Platz vier, hinter Luxemburg, Irland und Belgien. Zur ungustiösen „Faulheitsdiskussion“ der Wirtschaftskammer, die ja behauptet, dass „ihre MitarbeiterInnen“ nur 62 Prozent ihrer Arbeitszeit produktiv verbringen, kommt die Studie des Unternehmensberaters Czipin Consulting zum Schluss, dass nicht die fehlende Arbeitsmoral der MitarbeiterInnen, sondern schlechte Organisation und mangelnde Führungsqualitäten, also Managementfehler, die Hauptursache der nicht ausgeschöpften Arbeitszeit sind.
Der Einkommensbericht des Rechnungshofes verweist darauf, dass seit 1998 die mittleren Einkommen der unselbständig Erwerbstätigen inflationsbereinigt leicht gesunken sind. Insgesamt stieg zwar das Median-Bruttojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen von 20.040 Euro im Jahr 1998 auf 24.843 Euro an. „Dieser nominale Anstieg um 24,0 Prozent entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Einkommenserhöhung von 1,7 Prozent. Berücksichtigt man auch die Veränderung der Verbraucherpreise, relativiert sich dieser Anstieg, da den Einkommenszuwächsen eine Preissteigerung von 28,8 Prozent im Vergleichszeitraum gegenübersteht. Das führt dazu, dass die inflationsbereinigten mittleren Bruttojahreseinkommen 2011 um 3,7 Prozent unter dem Basiswert des Jahres 1998 liegen“, so im Einkommensbericht wörtlich.
Die Schlussfolgerungen bleiben allen selbst überlassen!
Josef Stingl ist Koch in Innsbruck, GLB-Bundesvorsitzender und Mitglied des ÖGB-Bundesvorstandes