Willkommen bei GLB - Gewerkschaftlicher Linksblock (Alte Website - Archiv seit Mai 2023) 

Schandfleck des Jahres

  • Montag, 13. April 2015 @ 10:45
Aktionen Franz Grün über Henry am Zug

Zum dritten Mal verleiht das Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) den Schmähpreis „Schandfleck des Jahres“ – eine Auszeichnung für gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen. Am 21 Februar 2015 wurde im Rahmen einer feierlichen Gala der „Schandfleck des Jahres 2014“ verliehen. Nominiert waren IKEA, Samsung, Plachutta, Eterna, Jean-Claude Junker und Henry am Zug.

Parade-Europäer

Den Jurypreis erhielt Jean-Claude Junker dafür, dass er in seiner Amtszeit als Luxemburger Regierungschef das Land zur wichtigsten Steueroase der EU ausgebaut hat. Luxemburg bietet für alle – transnationale Konzerne, vermögende Privatpersonen oder Investmentfonds – die Lösung für Steuerhinterziehung und Steuervermeidung an. Der EU-Kommissionspräsident schrammte an einem Untersuchungsausschuss vorbei weil die große Koalition im Europaparlament schlicht die Zustimmung zu einem Luxemburg-Leak verweigerte.

Lohndumping

Henry am Zug, der Cateringservice in ÖBB-Zügen, wurde wegen Lohndumping für den Schmähpreis nominiert und gewann eindeutig mit 34 Prozent der 6.093 abgegebenen Stimmen. Ungarisches Personal der Tochterfirma Henry am Zug Ungarn, das in österreichischen Rail-Jet Zügen eingesetzt wird, wird nach wie vor zu ungarischen Konditionen entlohnt. Die ungarischen Kolleg_innen bekommen ein Drittel dessen, was österreichische Kolleg_innen verdienen.

Ein klarer Verstoß gegen die europäischen Entsenderichtlinien, welche vorsehen, dass ausländische Arbeitnehmer_innen für die Zeit, in welcher sie in Österreich beschäftigt sind und hier Dienstleistungen erbringen, aliquot nach geltenden österreichischen Konditionen zu entlohnen sind. Wenn Unternehmen die geltenden Arbeitsstandards nicht einhalten, ist auch der Vertragspartner – in diesem Fall die ÖBB – gefordert bei Vertragsabschlüssen darauf zu achten, dass derartige Unternehmen nicht zum Zug kommen. Eine moralische Verantwortung sollte für derartige Unternehmen Standard sein.

Franz Grün ist Sekretär des GLBvida