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Paradefall Zielpunkt

  • Freitag, 12. Februar 2016 @ 12:31
Meinung Gerhard Wimmer über Entwicklungen im Handel

Statt Ausbezahlung des Weihnachtsgeldes erhielten Ende November 2015 mehr als 2.700 MitarbeiterInnen bei Zielpunkt die Verständigung, dass das Unternehmen Insolvenz anmelden wird. Noch drei Wochen zuvor hatte Georg Pfeiffer, der Inhaber des Konzerns, zu dem neben Pfeiffer auch Unimarkt und Zielpunkt gehören, in einem Brief an die Zielpunkt-Belegschaft angekündigt: „Wir werden mit voller Kraft die Entwicklung von Zielpunkt vorantreiben……“

Im Klub der Superreichen

Die Familie Pfeiffer gehört mit einem Gesamtvermögen von fast 800 Millionen Euro zu den 50 reichsten Familien Österreichs. Durch den Verkauf der Gastro-Sparte C+C Pfeiffer an den Schweizer Migros-Konzern ebenfalls im Herbst letzten Jahres stieg dieses Vermögen nochmals um 200 Millionen Euro.

Noch kurz bevor Zielpunkt in die Insolvenz geschickt wurde, kaufte Pfeiffer über eine ihm gehörende Immobilienfirma 20 Zielpunkt-Immobilien selber. Eine juristische Untersuchung dieser dubiosen Immobiliengeschäfte wäre dringend angebracht. Wolfgang Katzian von der zuständigen Gewerkschaft gpa hat dies auch angekündigt, seither gibt es aber keine Informationen mehr dazu.

Laut Georg Pfeiffer wären ca. 60 Millionen Euro notwendig gewesen, um Zielpunkt weiter zu betreiben. Völlig unzumutbar für Pfeiffer, stattdessen verloren 2.700 Menschen ihren Arbeitsplatz, nur etwa die Hälfte wurde in von anderen Handelskonzernen übernommenen Zielpunkt-Filialen weiterbeschäftigt, die anderen in die Arbeitslosigkeit geschickt. So sieht die Realität aus in der längst schon nicht mehr „sozialen“ Marktwirtschaft Österreichs.

Baumax-Pleite

Zielpunkt war nicht die einzige große Insolvenz im Handel im letzten Jahr. Nur kurz zuvor wurde auch die Baumarktkette „Baumax“ liquidiert. Fast tausend von ursprünglich ca. 3.500 Beschäftigten verloren ihren Job, die anderen wurden von anderen Firmen übernommen. Und es ist keine Wahrsagerei, dass 2016 die nächsten Pleiten folgen werden.

Neben dem Strukturwandel im Handel, vor allem durch starke Verschiebungen vom Einzelhandel in Richtung Online-Handel, sind diese Firmenpleiten vor allem Ausdruck der Sparpolitik der letzten Jahre. Es ist höchste Zeit für eine grundlegende Änderung der Wirtschaftspolitik: Weg von dem von Brüssel aufgezwungenen ruinösen Sparkurs. Stattdessen sind massive öffentliche Investitionen in Bildung, Wohnungsbau und öffentlichen Verkehr notwendig.

Die Folgekosten von Pleiten dürfen nicht länger nur von der öffentlichen Hand bezahlt werden. Zuerst müssen die Vermögen der EigentümerInnen herangezogen werden. Vermögen muss besteuert werden!

Arbeitszeitverkürzung jetzt!

Fast 500.000 Menschen sind derzeit arbeitslos. Die Lösung kann nur in einer sofortigen Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden liegen – bei vollem Lohnausgleich – eh klar! Nur ein einziges Prozent der Weltbevölkerung besitzt mehr Vermögen als die restlichen 99 Prozent, zeigt das Ergebnis einer Studie von Oxfam-International. Daran dürfen wir oder besser müssen wir etwas ändern!

Gerhard Wimmer ist Betriebsrat bei EZA Fairer Handel in Köstendorf (Salzburg)