Nur ein Orchideenthema?
- Montag, 24. November 2014 @ 11:04
Heidemarie Ambrosch zur Debatte über Frauenquoten
Auch Sie sind sicher dafür, dass Frauen in allen Punkten gleichberechtigt partizipieren können. Warum kann dann in dieser Hinsicht nur sehr mühsam etwas bewegt werden? Warum verzeichnen wir sogar Rückschläge wie die SPÖ-statutenfeindliche Nachbesetzung des Mandats von Barbara Prammer durch einen Mann? Warum schon wieder die im Sommerloch neu entflammte Debatte ums „Binnen-I“, das nicht zur Norm wird, was allerdings auch niemand gefordert hat. Vielmehr geht es um eine geschlechtergerechte Sprache, in der das Binnen-I ein mögliches Mittel ist sich auszudrücken.
Es geht nicht um „Quotenfrauen“
Das haben nun auch die ÖVP-Frauen erkannt und fordern ein Reißverschlusssystem auf allen Listen der Partei. Dem Argument, es gebe zu wenig geeignete Frauen, widersprach die Bundesleiterin der ÖVP-Frauen und Abgeordnete Dorothea Schittenhelm mit den Worten: „Es gibt genug, doch es sind nicht immer die Frauen, die die Männer wollen.“ Auf die Forderungen der Frauen gebe es nur immer ein „Sonntagslächeln, aber sonst nichts“.
Auch bei der Nichtnachbesetzung des Mandats von Barbara Prammer durch die ehemalige Nationalratsabgeordnete Sonja Ablinger ging es wahrlich nicht um eine „Quotenfrau“, vielmehr wurde sie wohl als politisch zu rebellisch aus dem Spiel gekickt. Übrigens werden die Mandatslisten auch nach Bundesländerkriterien zusammengestellt. Haben Sie schon mal was von einem Quotenburgenländer gehört?
Der Kampf um die Quote ist nicht auf die Mandatsverteilungen in politischen Gremien beschränkt. Er wird auf unterschiedlichsten Ebenen geführt. Auf der symbolischen Ebene geht es um die geschlechtergerechte Sprache, auf der ökonomischen Ebene um Leistungsbewertung und auf der politischen Ebene geht es ganz einfach um Demokratie.
Warum kein Weiterkommen?
Einerseits geht es um Männerprivilegien. Denn wenn ein Geschlecht nur mitgemeint ist, verschwindet es auch sehr schnell aus dem Reich der Vorstellung, wenn es z.B. um Nachbesetzungen geht. Wer schlechter oder gar nicht entlohnt wird für die erbrachten Leistungen hat gesellschaftlich einen entsprechend niedrigeren Status und fühlt sich zwangsläufig auch weniger als „Leistungsträgerin“. Wer in politischen Gremien sitzt, kann seine Interessen wirkungsmächtiger vertreten.
Aber: Kann es sein, dass das auch auf der Tatsache beruht, dass der Kapitalismus die Ungleichheit von Frauen und Männern, auch zwischen MigrantInnen und Eingeborenen braucht? Dass das System nicht läuft, wenn die Plätze gleichmäßig verteilt wären, denn wer z.B. macht dann die viele schlecht- und unbezahlte Arbeit, die die Hälfte aller gesellschaftlichen Arbeiten ausmacht, die von mehr als der Hälfte der Bevölkerung erbracht wird und dennoch unberücksichtigt bleibt?
Fazit: Quoten weisen auf ein Defizit hin, das der Ungleichverteilung von politischer und gesellschaftlicher Teilhabe, von bezahlter und unbezahlter Arbeit und deren Bewertung. Nicht nur Frauen- auch Männerquoten z.B. im Bereich der Pflege- und Sorgearbeiten wären notwendiger denn je, um diese zu überwinden!
Frauenquoten jetzt
Solange intransparente Männercliquen Männerdomänen besetzen, solange Mitgliedschaften in Herrenclubs und Jagdgesellschaften Teile der Karriereplanung sind, solange unqualifizierte Manager im Nadelstreif abkassieren und der Allgemeinheit die Kosten hinterlassen, solange Wirtschaftskriminalität männlich geprägt ist und uns keine weiblichen Elsners, Flöttls, Grassers, Kulterers, Meischis, Meinls, Rosenstingls und Co einfallen, solange globale Weltwirtschaft Ausbeutung und schnelle Gewinne für wenige bedeutet, solange nachhaltige, regionale Wirtschaft ein Orchideenthema ist, sind Frauenquoten in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Pflicht.
Heidemarie Ambrosch ist Frauenvorsitzende der KPÖ und Mitarbeitern von transform europe
Auch Sie sind sicher dafür, dass Frauen in allen Punkten gleichberechtigt partizipieren können. Warum kann dann in dieser Hinsicht nur sehr mühsam etwas bewegt werden? Warum verzeichnen wir sogar Rückschläge wie die SPÖ-statutenfeindliche Nachbesetzung des Mandats von Barbara Prammer durch einen Mann? Warum schon wieder die im Sommerloch neu entflammte Debatte ums „Binnen-I“, das nicht zur Norm wird, was allerdings auch niemand gefordert hat. Vielmehr geht es um eine geschlechtergerechte Sprache, in der das Binnen-I ein mögliches Mittel ist sich auszudrücken.
Es geht nicht um „Quotenfrauen“
Das haben nun auch die ÖVP-Frauen erkannt und fordern ein Reißverschlusssystem auf allen Listen der Partei. Dem Argument, es gebe zu wenig geeignete Frauen, widersprach die Bundesleiterin der ÖVP-Frauen und Abgeordnete Dorothea Schittenhelm mit den Worten: „Es gibt genug, doch es sind nicht immer die Frauen, die die Männer wollen.“ Auf die Forderungen der Frauen gebe es nur immer ein „Sonntagslächeln, aber sonst nichts“.
Auch bei der Nichtnachbesetzung des Mandats von Barbara Prammer durch die ehemalige Nationalratsabgeordnete Sonja Ablinger ging es wahrlich nicht um eine „Quotenfrau“, vielmehr wurde sie wohl als politisch zu rebellisch aus dem Spiel gekickt. Übrigens werden die Mandatslisten auch nach Bundesländerkriterien zusammengestellt. Haben Sie schon mal was von einem Quotenburgenländer gehört?
Der Kampf um die Quote ist nicht auf die Mandatsverteilungen in politischen Gremien beschränkt. Er wird auf unterschiedlichsten Ebenen geführt. Auf der symbolischen Ebene geht es um die geschlechtergerechte Sprache, auf der ökonomischen Ebene um Leistungsbewertung und auf der politischen Ebene geht es ganz einfach um Demokratie.
Warum kein Weiterkommen?
Einerseits geht es um Männerprivilegien. Denn wenn ein Geschlecht nur mitgemeint ist, verschwindet es auch sehr schnell aus dem Reich der Vorstellung, wenn es z.B. um Nachbesetzungen geht. Wer schlechter oder gar nicht entlohnt wird für die erbrachten Leistungen hat gesellschaftlich einen entsprechend niedrigeren Status und fühlt sich zwangsläufig auch weniger als „Leistungsträgerin“. Wer in politischen Gremien sitzt, kann seine Interessen wirkungsmächtiger vertreten.
Aber: Kann es sein, dass das auch auf der Tatsache beruht, dass der Kapitalismus die Ungleichheit von Frauen und Männern, auch zwischen MigrantInnen und Eingeborenen braucht? Dass das System nicht läuft, wenn die Plätze gleichmäßig verteilt wären, denn wer z.B. macht dann die viele schlecht- und unbezahlte Arbeit, die die Hälfte aller gesellschaftlichen Arbeiten ausmacht, die von mehr als der Hälfte der Bevölkerung erbracht wird und dennoch unberücksichtigt bleibt?
Fazit: Quoten weisen auf ein Defizit hin, das der Ungleichverteilung von politischer und gesellschaftlicher Teilhabe, von bezahlter und unbezahlter Arbeit und deren Bewertung. Nicht nur Frauen- auch Männerquoten z.B. im Bereich der Pflege- und Sorgearbeiten wären notwendiger denn je, um diese zu überwinden!
Frauenquoten jetzt
Solange intransparente Männercliquen Männerdomänen besetzen, solange Mitgliedschaften in Herrenclubs und Jagdgesellschaften Teile der Karriereplanung sind, solange unqualifizierte Manager im Nadelstreif abkassieren und der Allgemeinheit die Kosten hinterlassen, solange Wirtschaftskriminalität männlich geprägt ist und uns keine weiblichen Elsners, Flöttls, Grassers, Kulterers, Meischis, Meinls, Rosenstingls und Co einfallen, solange globale Weltwirtschaft Ausbeutung und schnelle Gewinne für wenige bedeutet, solange nachhaltige, regionale Wirtschaft ein Orchideenthema ist, sind Frauenquoten in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Pflicht.
Heidemarie Ambrosch ist Frauenvorsitzende der KPÖ und Mitarbeitern von transform europe