Links blinken und rechts abbiegen
- Donnerstag, 19. November 2015 @ 19:32
Karin Antlanger über Eindrücke vom Bundesforum der GPA-djp
Bei der Eröffnung des Bundesforums der GPA-djp im Austria Center Vienna im November ließ sich die mitgliedermäßig größte österreichische Gewerkschaft nicht lumpen: ein Großaufgebot von Eröffnungsgästen und –rednerInnen der prominenten Art jubelte der GPA-djp zu. Nationalratspräsidentin Bures, Bundeskanzler Faymann und Bürgermeister Häupl bekannten sich glühend zu den solidarischen Zielen einer fortschrittlichen Gewerkschaftspolitik. Bundespräsident Fischer sprach mittels Videobotschaft zu den BetriebsrätInnen und GewerkschaftsfunktionärInnen.
Grundtenor der Jubelreden war die Erkenntnis, dass die Arbeit neu verteilt werden müsse, Frauen infolge von Teilzeitarbeit in der Armutsfalle landen und aktive Gewerkschaften für eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums Druck machen. Speziell bei den Reden des Bundeskanzlers und des Wiener Bürgermeisters entstand der Eindruck, als möchten sie demnächst die Revolution ausrufen.
Aber als geübte österreichische GewerkschafterInnen wissen wir, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen linken Sonntagsreden und rechter Regierungspraxis gibt. Wenn Faymann vor dem Bundesforum für eine Verkürzung der Arbeitszeit und für eine Wertschöpfungsabgabe auftritt, dann drängt sich die Frage auf, warum er dies nicht ständig seinem Koalitionspartner vortrommelt. Da gelten dann wieder die Sachzwänge des politischen Alltags. Und die gewerkschaftlichen Regierungsmitglieder Hundstorfer, Oberhauser und Klug machen munter mit.
Immer zehn Jahre hinten
Mir ist noch gut in Erinnerung, dass bei einer ÖGB-Bundesvorstandssitzung vor acht oder neun Jahren vor allem die „Genossinnen“ der Sozialistischen GewerkschafterInnen unisono sich gegen meine Kritik an der Teilzeitarbeit für Frauen ausgesprochen haben. Die damalige Frauenvorsitzende des ÖGB, Renate Csörgits, ereiferte sich einer besonderen Befürwortung von Teilzeitarbeit. Heute erkennen selbst die sozialdemokratischen GewerkschafterInnen die Teilzeitfalle.
Ebenso fordert der GLB schon seit langem einen gesetzlichen Mindestlohn. Die hauptamtlichen GewerkschaftsfunktionärInnen lehnen dies immer noch kategorisch ab, weil sie befürchten, dass sich dies negativ auf die KV-Politik der Gewerkschaften auswirken könnte. Nun hat ihnen Frank Bsirske, der Vorsitzende von ver.di und Präsident von UNI Europa in seiner Eröffnungsrede beim GPA-djp-Bundesforum berichtet, dass in Deutschland genau das Gegenteil der Fall war. Mal sehen, ob seine österreichischen GenossInnen wieder zehn Jahre brauchen, bis sie diese Erkenntnis rezipieren.
Karin Antlanger ist Sozialpädagogin und Betriebsrätin bei EXIT-sozial Linz
Bei der Eröffnung des Bundesforums der GPA-djp im Austria Center Vienna im November ließ sich die mitgliedermäßig größte österreichische Gewerkschaft nicht lumpen: ein Großaufgebot von Eröffnungsgästen und –rednerInnen der prominenten Art jubelte der GPA-djp zu. Nationalratspräsidentin Bures, Bundeskanzler Faymann und Bürgermeister Häupl bekannten sich glühend zu den solidarischen Zielen einer fortschrittlichen Gewerkschaftspolitik. Bundespräsident Fischer sprach mittels Videobotschaft zu den BetriebsrätInnen und GewerkschaftsfunktionärInnen.
Grundtenor der Jubelreden war die Erkenntnis, dass die Arbeit neu verteilt werden müsse, Frauen infolge von Teilzeitarbeit in der Armutsfalle landen und aktive Gewerkschaften für eine gerechtere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums Druck machen. Speziell bei den Reden des Bundeskanzlers und des Wiener Bürgermeisters entstand der Eindruck, als möchten sie demnächst die Revolution ausrufen.
Aber als geübte österreichische GewerkschafterInnen wissen wir, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen linken Sonntagsreden und rechter Regierungspraxis gibt. Wenn Faymann vor dem Bundesforum für eine Verkürzung der Arbeitszeit und für eine Wertschöpfungsabgabe auftritt, dann drängt sich die Frage auf, warum er dies nicht ständig seinem Koalitionspartner vortrommelt. Da gelten dann wieder die Sachzwänge des politischen Alltags. Und die gewerkschaftlichen Regierungsmitglieder Hundstorfer, Oberhauser und Klug machen munter mit.
Immer zehn Jahre hinten
Mir ist noch gut in Erinnerung, dass bei einer ÖGB-Bundesvorstandssitzung vor acht oder neun Jahren vor allem die „Genossinnen“ der Sozialistischen GewerkschafterInnen unisono sich gegen meine Kritik an der Teilzeitarbeit für Frauen ausgesprochen haben. Die damalige Frauenvorsitzende des ÖGB, Renate Csörgits, ereiferte sich einer besonderen Befürwortung von Teilzeitarbeit. Heute erkennen selbst die sozialdemokratischen GewerkschafterInnen die Teilzeitfalle.
Ebenso fordert der GLB schon seit langem einen gesetzlichen Mindestlohn. Die hauptamtlichen GewerkschaftsfunktionärInnen lehnen dies immer noch kategorisch ab, weil sie befürchten, dass sich dies negativ auf die KV-Politik der Gewerkschaften auswirken könnte. Nun hat ihnen Frank Bsirske, der Vorsitzende von ver.di und Präsident von UNI Europa in seiner Eröffnungsrede beim GPA-djp-Bundesforum berichtet, dass in Deutschland genau das Gegenteil der Fall war. Mal sehen, ob seine österreichischen GenossInnen wieder zehn Jahre brauchen, bis sie diese Erkenntnis rezipieren.
Karin Antlanger ist Sozialpädagogin und Betriebsrätin bei EXIT-sozial Linz