Willkommen bei GLB - Gewerkschaftlicher Linksblock (Alte Website - Archiv seit Mai 2023) 

Hugo Boss: Erfolgskurs ist Weg in die Armut für Beschäftigte

  • Mittwoch, 11. März 2015 @ 08:32
International Anlässlich der Hugo Boss Analystenkonferenz am 12.3.2015 in Metzigen, Deutschland, an der dasUnternehmen die Jahresergebnisse präsentiert, fordert die Clean Clothes Campaign (CCC) Deutschland und Österreich Existenzlöhne für
die NäherInnen, die für das Unternehmen Kleidung anfertigen. Online und auf der Straße macht die CCC europaweit aufArbeitsrechtsverletzungen in den Produktionsstätten von Hugo Boss aufmerksam. Hugo Boss hat innerhalb von 5 Jahren den Gewinn verdreifacht und das Ergebnis vor Steuern auf 437 Mio. Euro 2014 steigern können. Doch von diesem Profit sehen die ArbeiterInnen bisher nichts - im Gegenteil. "Anstatt sie am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen halten die geringen Löhne die NäherInnen in der Armutsspirale gefangen", kritisiert Michaela Königshofer, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne Österreich.

Zusätzlich zum viel zu geringen Lohn berichten Hugo Boss-NäherInnen von Gewerkschaftseinschüchterungen, Verstößen gegen Überstundenregelungen und sexueller Belästigung. "Ich respektiere das Unternehmen, ich respektiere meine Arbeit, warum respektieren sie mich nicht? Hugo Boss verhält sich bisher nicht
verantwortungsvoll", so ein türkischer Hugo Boss Arbeiter.

Rund die Hälfte der gesamten Hugo Boss Produkte werden in osteuropäischen und türkischen Fabriken hergestellt. Der CCC-Bericht "Im Stich gelassen" (2014) zeigt, dass in der gesamten Region die Differenz zwischen dem ausbezahlten Lohn und einem Existenzlohn extrem groß ist. Auch bei Hugo Boss Lieferanten wurde diese Rechercheanalyse bestätigt. Die meisten ArbeiterInnen verdienen Löhne unter der nationalen Armutsgrenze. Für den Bericht wurden TextilarbeiterInnen bei einem Hugo Boss Lieferanten in der Türkei interviewt. Sie verdienten zum Zeitpunkt der Recherche durchschnittlich 326 Euro pro Monat - Überstunden und Zuschläge inbegriffen. Die nationale Armutsgrenze lag zu diesem Zeitpunkt bei 401 Euro pro Monat, ein minimaler Existenzlohn bei 890 Euro pro Monat.

Bettina Musiolek von der CCC Deutschland betont: "'Made in Europe' sollte dafür stehen, dass Arbeiterinnen und Arbeiter der Armut entkommen können und keine Angst haben müssen, einer Gewerkschaft beizutreten. Doch das Gegenteil ist der Fall", und sie fordert weiter: "Vom 'Erfolgskurs' von Hugo Boss sollen auch die
Arbeiterinnen und Arbeiter profitieren, immerhin ist existenzsichernder Lohn ein Menschenrecht, das den Näherinnen und Nähern von Hugo Boss-Bekleidung verwehrt wird."

Quelle und Infos: Studie "Im Stich gelassen": http://lohnzumleben.de/im_stich_gelassen/