Gefälligkeitsstudie für Fahrzeugindustrie zielt auf Lohndumping
- Donnerstag, 5. September 2013 @ 11:45
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Es spricht für das Profitdenken der Automotivindustrie wenn deren Sprecher Dietmar Schäfer (WKO) von „teuren Kollektivvertragsverhandlungen“ spricht und eine noch höhere Arbeitszeitflexibilität fordert. Ebenso wenn der Studienautor Daniel Palm (Fraunhofer) in den Chor der Schreier für eine Senkung der Lohnnebenkosten einfällt, im Klartext den Abbau von Sozialleistungen fordert.
Auch dem Management der Fahrzeugindustrie sollte bewusst sein, dass die Autoindustrie höchst konjunkturanfällig ist und immer deutlicher an ihre Grenzen stößt. Statt sich vordergründig auf Lohndumping und Sozialabbau als Methoden zur Kostensenkung zu konzentrieren sollten Management und Expert_innen ihr Hirnschmalz dafür bemühen alternative Produktionen, etwa für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu entwickeln.
Laut Statistik der oö Arbeiterkammer ist von 1994 bis 2012 die Produktivität in Österreich um 23,9 Prozent gestiegen, die Bruttolöhne um 5,2 Prozent, während die Nettolöhne um 0,5 Prozent gesunken sind. Der überwiegende Teil des den Beschäftigten bei den KV-Verhandlungen vorenthaltenen Produktivitätszuwachses wurde aber nicht in die Unternehmen und für neue Arbeitsplätze investiert, sondern auf dem Finanzmarkt verjuxt.
In Hinblick auf die anstehenden Lohnverhandlungen für die Metallbranche tritt der GLB für gemeinsame Verhandlungen für die sechs Fachverbände der Maschinen- und Metallindustrie ein und fordert in Hinblick auf die mageren Abschlüsse der letzten Jahre eine Abgeltung sowohl der Inflation als auch des Produktivitätszuwachses.
Die von der Kapitalseite geforderte weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit – Stichwort 12-Stunden-Tag bei Entfall von Überstundenzuschlägen – lehnt der GLB ab, fordert die Gewerkschaftsführung hingegen auf, das Thema Arbeitszeitverkürzung auf die Tagesordnung der KV-Runde zu setzen. Einen Sozialabbau durch die Hintertür durch Senkung der Lohnnebenkosten lehnt der GLB entschieden ab und verweist auf die von ihm gestartete Online-Petition http://www.glb.at/staticpages/index.php/petition.
Wie die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat reagiert die Kapitalseite höchst sensibel auf Kampfmaßnahmen. Daher sollte die Gewerkschaft gerade in Hinblick auf die als Leitlinie für andere Branchen geltende Metallbranche die Beschäftigten intensiv durch Betriebsversammlungen und Urabstimmungen über Kollektivverträgen sowie für notwendige Kampfmaßnahmen mobilisieren, so Stingl abschließend.