Feuer in der Textilfabrik Tazreen
- Freitag, 22. November 2013 @ 12:01
Auch ein Jahr nach der Katastrophe geht der Kampf um Entschädigungen weiter. Über hundert Menschen verloren bei dem Brand in der bangladeschischen Textilfabrik Tazreen am 24. November 2012 ihr Leben. Angehörige und Überlebende stehen wegen Arbeitsunfähigkeit und Einkommensverlust vor dem Nichts. Die Clean Clothes Kampagne begrüßt zwar die gestern zwischen der Regierung Bangladeschs und zahlreichen westlichen Textilunternehmen getroffenen Vereinbarungen für Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen, fordert aber von den Unternehmen, die in der Fabrik produzieren ließen, angemessene Entschädigungszahlungen.
Die gesamte Entschädigungssumme für die Hinterbliebenen und Verletzten der Brandkatastrophe wird auf mindestens 4,3 Mio. geschätzt. Bisher hat C&A als einziges Unternehmen einen konkreten Beitrag geleistet. Die Firma KiK-Textilien hält sich weiterhin mit konkreten Zusagen zurück. Auch andere Unternehmen haben bislang keine angemessenen Beträge überwiesen. Zu diesen Marken gehören: Delta Apparel (USA), Dickies (USA), Disney (USA), Edinburgh Woollen Mill (UK), El Corte Ingles (Spanien), Enyce (USA), Piazza Italia (Italien), Sears (USA), Teddy Smith (Frankreich) und Walmart (USA).
Michaela Königshofer, Leiterin der österreichischen Clean Clothes Kampagne kritisiert: „Während es den Unternehmen bei der Erledigung der Aufträge für T-Shirts und Hosen nicht schnell genug gehen kann und die Unternehmen keine Zeitverzögerung dulden, lassen sie sich beim Übernehmen von Verantwortung für Menschenleben unglaublich viel Zeit.“
Christina Schröder, die kürzlich für eine Recherche von Südwind und der Clean Clothes Kampagne in Bangladesch Opfer von Tazreen getroffen hat, bestätigt: „Arbeiterinnen und Arbeiter, die den Brand überlebt haben, kämpfen heute, ein Jahr später Tag für Tag ums Überleben. Sie sind schwerst traumatisiert und wegen der hohen Arztkosten wurden viele nur notdürftig behandelt. Sie sind arbeitsunfähig und leben von der Hand in den Mund in bitterster Armut.“
Das Rechercheteam traf im September zum Beispiel die 35jährige Ale Noor. Sie sprang aus dem 3. Stock der Fabrik, um den Flammen zu entkommen und erlitt schwere Verletzungen am Bein. Die Arzt- und Behandlungskosten von 60 Euro pro Monat, sowie der Lohnausfall durch ihre andauernde Arbeitsunfähigkeit trieben sie und ihren Mann an den finanziellen Abgrund: „Wir können die Miete für unsere kleine Wellblechhütte, in der ich mit meinem Mann und meinen zwei Kindern wohne schon seit zwei Monaten nicht bezahlen.“
Ein tragisches Schicksal ereilte auch Rokeya Begum. Die über 40jährige ist körperlich nicht mehr in der Lage in einer Textilfabrik zu arbeiten. Ihre Tochter arbeitete jedoch in der Fabrik Tazreen.
Bei dem Brand kam diese ums Leben. Neben dem schweren emotionalen Verlust, muss auch Rokeya Begum ums finanzielle Überleben kämpfen, da sie vom Einkommen ihrer Tochter abhängig war: „Die Bezahlung von einer Entschädigung wurde mir verweigert, angeblich, weil ich nicht nachweisen kann, dass meine Tochter für Tazreen gearbeitet habe, obwohl ich doch die Lohnzettel vorweisen konnte. Nun habe ich nicht einmal Geld für die Busfahrt zur Behörde, um die DNA-Analysen zu machen, damit der Leichnam meiner Tochter identifiziert werden kann.“
Die Clean Clothes Kampagne fordert alle Markenfirmen, die mit Tazreen Geschäftskontakte hatten, auf:
•In Zusammenarbeit mit den anderen Markenfirmen und Beteiligten sicherzustellen, dass alle Opfer des Tazreen Brandes eine vollständige und angemessene Entschädigung erhalten. Dabei gilt es, sich an der für die Opfer des Fabrikzusammenbruchs von Rana Plaza verhandelten Vereinbarung (dem so genannten Arrangement) zu orientieren.
• Die Markenfirmen müssen einen angemessenen finanziellen Beitrag zu dem Entschädigungsprozess leisten und sicherstellen, dass ein Fonds für eine vollständige und angemessene Entschädigung gänzlich finanziert wird.
Nach dem tragischen Einsturz des Gebäudes von Rana Plaza im April diesen Jahres wurde eine Methode für die Berechnung und Verteilung der Entschädigungen für Einkommensverluste und medizinische Versorgung gemeinsam von Kleidungsmarken und lokalen wie internationalen Interessenvertretungen entwickelt, die unter dem Namen “Arrangement” bekanntgeworden ist. Sie macht sich die Vorgaben der Konvention 121 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu Nutze und baut auf den Entschädigungsmodellen auf, die nach früheren Katastrophen in der Bekleidungsindustrie von Bangladesch entwickelt wurden.
Quelle und Infos: http://www.cleanclothes.at
Die gesamte Entschädigungssumme für die Hinterbliebenen und Verletzten der Brandkatastrophe wird auf mindestens 4,3 Mio. geschätzt. Bisher hat C&A als einziges Unternehmen einen konkreten Beitrag geleistet. Die Firma KiK-Textilien hält sich weiterhin mit konkreten Zusagen zurück. Auch andere Unternehmen haben bislang keine angemessenen Beträge überwiesen. Zu diesen Marken gehören: Delta Apparel (USA), Dickies (USA), Disney (USA), Edinburgh Woollen Mill (UK), El Corte Ingles (Spanien), Enyce (USA), Piazza Italia (Italien), Sears (USA), Teddy Smith (Frankreich) und Walmart (USA).
Michaela Königshofer, Leiterin der österreichischen Clean Clothes Kampagne kritisiert: „Während es den Unternehmen bei der Erledigung der Aufträge für T-Shirts und Hosen nicht schnell genug gehen kann und die Unternehmen keine Zeitverzögerung dulden, lassen sie sich beim Übernehmen von Verantwortung für Menschenleben unglaublich viel Zeit.“
Christina Schröder, die kürzlich für eine Recherche von Südwind und der Clean Clothes Kampagne in Bangladesch Opfer von Tazreen getroffen hat, bestätigt: „Arbeiterinnen und Arbeiter, die den Brand überlebt haben, kämpfen heute, ein Jahr später Tag für Tag ums Überleben. Sie sind schwerst traumatisiert und wegen der hohen Arztkosten wurden viele nur notdürftig behandelt. Sie sind arbeitsunfähig und leben von der Hand in den Mund in bitterster Armut.“
Das Rechercheteam traf im September zum Beispiel die 35jährige Ale Noor. Sie sprang aus dem 3. Stock der Fabrik, um den Flammen zu entkommen und erlitt schwere Verletzungen am Bein. Die Arzt- und Behandlungskosten von 60 Euro pro Monat, sowie der Lohnausfall durch ihre andauernde Arbeitsunfähigkeit trieben sie und ihren Mann an den finanziellen Abgrund: „Wir können die Miete für unsere kleine Wellblechhütte, in der ich mit meinem Mann und meinen zwei Kindern wohne schon seit zwei Monaten nicht bezahlen.“
Ein tragisches Schicksal ereilte auch Rokeya Begum. Die über 40jährige ist körperlich nicht mehr in der Lage in einer Textilfabrik zu arbeiten. Ihre Tochter arbeitete jedoch in der Fabrik Tazreen.
Bei dem Brand kam diese ums Leben. Neben dem schweren emotionalen Verlust, muss auch Rokeya Begum ums finanzielle Überleben kämpfen, da sie vom Einkommen ihrer Tochter abhängig war: „Die Bezahlung von einer Entschädigung wurde mir verweigert, angeblich, weil ich nicht nachweisen kann, dass meine Tochter für Tazreen gearbeitet habe, obwohl ich doch die Lohnzettel vorweisen konnte. Nun habe ich nicht einmal Geld für die Busfahrt zur Behörde, um die DNA-Analysen zu machen, damit der Leichnam meiner Tochter identifiziert werden kann.“
Die Clean Clothes Kampagne fordert alle Markenfirmen, die mit Tazreen Geschäftskontakte hatten, auf:
•In Zusammenarbeit mit den anderen Markenfirmen und Beteiligten sicherzustellen, dass alle Opfer des Tazreen Brandes eine vollständige und angemessene Entschädigung erhalten. Dabei gilt es, sich an der für die Opfer des Fabrikzusammenbruchs von Rana Plaza verhandelten Vereinbarung (dem so genannten Arrangement) zu orientieren.
• Die Markenfirmen müssen einen angemessenen finanziellen Beitrag zu dem Entschädigungsprozess leisten und sicherstellen, dass ein Fonds für eine vollständige und angemessene Entschädigung gänzlich finanziert wird.
Nach dem tragischen Einsturz des Gebäudes von Rana Plaza im April diesen Jahres wurde eine Methode für die Berechnung und Verteilung der Entschädigungen für Einkommensverluste und medizinische Versorgung gemeinsam von Kleidungsmarken und lokalen wie internationalen Interessenvertretungen entwickelt, die unter dem Namen “Arrangement” bekanntgeworden ist. Sie macht sich die Vorgaben der Konvention 121 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu Nutze und baut auf den Entschädigungsmodellen auf, die nach früheren Katastrophen in der Bekleidungsindustrie von Bangladesch entwickelt wurden.
Quelle und Infos: http://www.cleanclothes.at