Es begann alles ganz harmlos
- Donnerstag, 9. April 2015 @ 11:49
Dieser Text (gekürzt) erreichte uns aus dem Gefängnis. Der Verfasser: „Ich schreibe das alles nieder, um Aufklärungsarbeit zu leisten und zu verhindern, dass noch mehr Menschen ins Verderben rennen.“ Es begann alles ganz harmlos. Vor Jahren wurde ich von einem Freund dazu animiert, mit ihm ins Casino zu gehen. Ich dachte: Kann ich ja einmal probieren, und wenn ich den Hunderter, den ich dafür vorgesehen habe, verliere, geht das in Ordnung.
Gesagt, getan. Ich saß vor ein paar Maschinen, und da ich die Absurdität seines eigenen Tuns zu durchschauen glaubte, sah ich mich auch nicht in Gefahr. Ich saß vor einer Slot-Machine, schob den Hunderter in den dafür vorgesehenen Schlitz und startete den Automaten. Die Symbole liefen ein paarmal über den Bildschirm und blieben plötzlich stehen. Drei gleiche Symbole bildeten in der Mitte des Bildschirms eine Reihe. Ich wollte weiterspielen, aber es tat sich nichts. Nur ein gleichmäßiges Ticken kam aus dem Inneren der Maschine, ganz oben leuchteten die Lichter in einem kleinen Glaszylinder.
Ich dachte schon, ich hätte etwas beschädigt, doch es kam anders. Mir war die Situation peinlich, ich wollte weg, doch starrten mich die Laute an und ich musste bleiben, dazu stehen. Dann kamen einige Angestellte des Casinos direkt auf mich zu. „Gratuliere, Sie haben den Hausjackpot geknackt!“ Aus den Lautsprechern hörte ich noch eine Fanfare mit dem Wort „Jackpot“ in einer tiefen Stimmlage, dazu blätterten mir die Männer 60.000 Euro auf die Hand.
Anfangs wusste ich nicht, ob dies Segen oder Fluch bedeute, ich wollte doch nur aus Neugier einmal im Casino spielen und hatte keine wirkliche Gewinnabsicht. Ich war nie ein Mensch, der sich durch Geldgewinne persönlich bereichern wollte. Im Privaten lebte ich bewusst bescheiden. Dass in diesem Moment mein völliger Niedergang, die Zerstörung meiner Persönlichkeit eingeschlossen, begann, konnte ich nicht im geringsten ahnen, erst recht nicht, dass ich nicht nur mich selbst in meiner Existenz gefährden würde, sondern mein gesamtes Umfeld, meine Familie, meine Freunde – und hätte ich eine eigene Familie gehabt, auch diese!
Damals, im Jahr 2003, war Graz gerade europäische Kulturhauptstadt, ich war daran mit einem Projekt beteiligt. Ursprünglich wollte ich meinen Gewinn wieder in neue Projekte investieren, merkte aber noch nicht, dass sich etwas in mir verändert hatte, wogegen ich anzukämpfen nicht imstande war. Sicher, man kann sagen, mit Vernunft oder anhand der Beobachtung anderer „Spielerschicksale“ wäre es doch geboten gewesen, diese Veränderung zu durchschauen. Dennoch: Ich ging wieder ins Casino und dachte, es sei ziemlich einfach, zu gewinnen.
Meine Projekte hatten ja Zeit. Ich nahm mir von dem Geld ein kleineres Bündel und wollte es am Roulettetisch versuchen. Ich verlor. Zu Hause dachte ich mir: Vielleicht ist der Automat doch besser. Am darauf folgenden Tag ging ich wieder hin, verlor und verlor. Daneben sah ich andere gewinnen. Es muss doch gehen, beim ersten Mal habe ich immerhin gleich 60.000 Euro gewonnen… Aber ich verlor und verlor, bemerkte nicht, dass es längst nicht mehr um Geldgewinn ging, sondern um das Gefühl, welches beim Gewinnen entsteht.
Ich bemerkte nicht, dass ich die Impulskontrolle verloren hatte, ein völlig „neues Denken“ entwickelt hatte, in dem es nur mehr um das Hochgefühl des Gewinnens geht, dass ich, angetrieben von der Niedergeschlagenheit in der Verlustphase, nur noch diesem Hochgefühl hinterherlaufe. Ich war unbemerkt zu einem Abhängigen einer Maschine geworden.
Auch ein Lügner wurde ich, ich belog meine Freundin, meine Freunde, alle. Ich wollte nicht gesehen werden, wenn ich ins Casino ging, denn die Vernunft, vor der war es immer noch eine Schande, ins Casino zu gehen. Ich besuchte, wie ich später auf einem Auszug sah, 30 Mal das Casino, verspielte die 60.000 Euro wieder, mein gesamtes eigenes Geld und auch Geld meiner damaligen Freundin. Ich stellte mich selbst meiner Verantwortung und kam ins Gefängnis.
Das war mir nur recht, es war ein erster Schritt, meine Spielsucht zu bezwingen. Doch eine Therapie für Spielsüchtige gab es im Gefängnis nicht. Ich hoffte mich selbst zu heilen. Zunächst sperrte ich mich vom Gefängnis aus im Casino (was überflüssig war, denn man müsste in Österreich schon entmündigt sein, um nicht jede Sperre wieder aufheben zu können), arbeitete an meinen Bildern. Ich war felsenfest davon überzeugt, die Spielsucht aus eigener Kraft überwunden zu haben, ich bräuchte bloß nicht ins Casino zu gehen.
So wurde ich 2010 wieder entlassen, fand durch die Kunst wieder einen Einstieg in die Gesellschaft. Zwar war ich nun ein „Sozialfall“, aber aufgrund meiner Fähigkeiten würde ein Aufstieg schon bald möglich sein. Einen großen Bogen um das Casino machend ging ich zum Sozialamt, wo ich 2010 meine Mindestsicherung erhielt. Daneben absolvierte ich ein Unternehmensgründungsprogramm, welches mir vom AMS aufgrund meiner Ausbildung und meiner Fähigkeiten finanziert wurde. Ich kam bei einem Spielanbieter vorbei. „Wetten, Sie gewinnen!“ stand in übergroßen Lettern auf der Front eines Hauses... Um es abzukürzen: Heute sitze ich wieder im Gefängnis.
Jedes Geld, welches ein „normaler Mensch“ in einen Automaten wirft, geht ihm, der Familie und der Gesellschaft ab. Jeder Hunderter, den ein Arbeiter nach seinem Dienst in einen Spielautomaten steckt, wäre besser investiert, wenn er es für seine Kinder sparen oder sich wenigstens etwas anderes gönnen würde, das die Volkswirtschaft belebt. Die Folgen können verheerend sein: Spielsucht, Verlust von Geld, Freunden, Arbeit… bis hin zum Tod oder Gefängnis! Den Werbeslogan „Wetten, Sie gewinnen“ möchte ich gerne neu formulieren, realitätsnäher: „Wetten, sie verlieren: Ihr Geld, Ihre Freunde, Ihre Familie, Ihre Existenz“
2010 wurde ich wieder aus dem Gefängnis entlassen. Vorher hatte ich mich im Casino sperren lassen. Dadurch fühlte ich mich „sicher“ vor dem Automatenspiel. Mir war es wohl geläufig, dass man in verschiedenen schmuddeligen Spielstätten auch an Automaten spielen konnte, doch mied ich diese Lokale. Es sei ja nur ein „kleines Glücksspiel“, und wenn ich im richtigen Casino schon verliere, wird es dort noch viel schlimmer sein.
Ich ging eines Tages im Jänner 2010 mit einer Mischung aus Neugier und dem für mich unbestimmbaren Kribbeln im Bauch in eine dieser Spielstätten. Ich wusste nicht, dass ich längst abhängig war – neugierig sein, kontrolliert spielen, das müsste doch möglich sein! Zu diesem Zeitpunkt war ich beruflich auf einem guten Weg. Dass ich 2000 Euro meines verdienten Geldes in der Tasche hatte, erhöhte die Verlockung. Das schaffte Ruhe und Zufriedenheit. Einmal probieren, das kann doch nicht so schlecht sein. Und irgendwie wollte ich diese Erfahrung mit dem kleinen Glücksspiel auch machen.
Mein erster Gedanke war: Mit 50 Cent Einsatz kann ich auch nicht viel verlieren… So ging ich hinein und hielt einige Münzen parat. Gleich am ersten Automaten fiel die erste Münze durch, ich warf eine andere ein, auch die fiel durch. Bei drei, vier Automaten dasselbe, mit Münzen kann man hier nicht spielen, dachte ich. Also schob ich 50 Euro in den Schlitz. Da ich überhaupt keine Spielerfahrung mit diesen Automaten hatte, war der Fünfziger schnell weg. Ich spielte weiter und wollte nur meine 150 Euro zurück. Ich schob schließlich die ganzen 2000 Euro in den Automaten und war nicht einmal eine Stunde dort. All mein Geld war weg und ich war über mich selbst entsetzt.
Im September 2010 war meine Freundin für ein paar Tage verreist. In der gemeinsamen Wohnung fand ich einige tausend Euro. Geld, welches sie angespart hatte. Ich wollte meiner Freundin das Geld nicht stehlen, ich wollte für uns etwas dazugewinnen. Doch das Geldbündel schrumpfte gegen Null. Dann verlor ich auch ihren Schmuck. Ich begriff nur langsam, was ich da angerichtet hatte.
Ich wurde schließlich zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nun bin ich im Gefängnis. Verloren und ohne Zukunftsperspektiven. Manchmal denke ich mir, schade dass ich kein Tiroler bin oder Salzburger. Dort gibt es keine Automaten bzw. sie wurden verboten. Dort wäre ich nicht aus Neugier verlockt worden und mit Sicherheit nicht im Gefängnis, hätte Freunde, Freude und eine Leben, welches ich nicht verspielt hätte. „Wetten, Sie gewinnen…“ heißt es in der Werbung. Wetten, Sie verlieren!
Der Autor ist uns namentlich bekannt.
Glücksspiel in der Steiermark
SPÖ, ÖVP und FPÖ haben der Steiermark das liberalste Glücksspielgesetz Österreichs beschert. Ab 2016 darf in unserem Bundesland an Automaten mit den höchsten Einsätzen gespielt werden. Die Spielsucht nimmt weiter zu.
Die KPÖ kämpft seit Jahren gegen die Geschäftemacherei mit der Spielsucht. Ein Ausstieg der Steiermark aus dem „kleinen Glücksspiel“ wäre möglich gewesen. Doch SPÖ, ÖVP und FPÖ haben durchgesetzt, dass ab 2016 sogar noch höhere Einsätze möglich sind. Dann wird es – legal – möglich sein, in 24 Stunden 828.000 Euro zu verspielen! Die KPÖ tritt auch für ein Verbot von Werbung für Glücksspiel und „Live-Wetten“ sowie für strengere Regeln für so genannte „Live“- oder „Sportwetten“ ein.
Es ist besonders wichtig, Jugendliche über die Gefahren der Spielsucht rechtzeitig aufzuklären. Die KPÖ hat deshalb einen Antrag an den zuständigen Landesrat Schickhofer eingebracht, in dem eine Aufklärungskampagne an steirischen Schulen vorgeschlagen wird. Ein erstes Projekt, das sich an BerufsschülerInnen richtet, wird nun umgesetzt.
KPÖ-Landtagsabgeordnete Claudia Klimt-Weithaler: „45 Prozent der Spielsüchtigen waren jünger als 18, als sie mit dem Spielen begonnen haben. Die Folgen der Spielsucht sind den Jugendlichen kaum bewusst. Eine Aufklärungskampagne an den Schulen ist dringend notwendig, nachdem ab 2016 leider um noch höhere Beträge gespielt werden darf.“
Gesagt, getan. Ich saß vor ein paar Maschinen, und da ich die Absurdität seines eigenen Tuns zu durchschauen glaubte, sah ich mich auch nicht in Gefahr. Ich saß vor einer Slot-Machine, schob den Hunderter in den dafür vorgesehenen Schlitz und startete den Automaten. Die Symbole liefen ein paarmal über den Bildschirm und blieben plötzlich stehen. Drei gleiche Symbole bildeten in der Mitte des Bildschirms eine Reihe. Ich wollte weiterspielen, aber es tat sich nichts. Nur ein gleichmäßiges Ticken kam aus dem Inneren der Maschine, ganz oben leuchteten die Lichter in einem kleinen Glaszylinder.
Ich dachte schon, ich hätte etwas beschädigt, doch es kam anders. Mir war die Situation peinlich, ich wollte weg, doch starrten mich die Laute an und ich musste bleiben, dazu stehen. Dann kamen einige Angestellte des Casinos direkt auf mich zu. „Gratuliere, Sie haben den Hausjackpot geknackt!“ Aus den Lautsprechern hörte ich noch eine Fanfare mit dem Wort „Jackpot“ in einer tiefen Stimmlage, dazu blätterten mir die Männer 60.000 Euro auf die Hand.
Anfangs wusste ich nicht, ob dies Segen oder Fluch bedeute, ich wollte doch nur aus Neugier einmal im Casino spielen und hatte keine wirkliche Gewinnabsicht. Ich war nie ein Mensch, der sich durch Geldgewinne persönlich bereichern wollte. Im Privaten lebte ich bewusst bescheiden. Dass in diesem Moment mein völliger Niedergang, die Zerstörung meiner Persönlichkeit eingeschlossen, begann, konnte ich nicht im geringsten ahnen, erst recht nicht, dass ich nicht nur mich selbst in meiner Existenz gefährden würde, sondern mein gesamtes Umfeld, meine Familie, meine Freunde – und hätte ich eine eigene Familie gehabt, auch diese!
Damals, im Jahr 2003, war Graz gerade europäische Kulturhauptstadt, ich war daran mit einem Projekt beteiligt. Ursprünglich wollte ich meinen Gewinn wieder in neue Projekte investieren, merkte aber noch nicht, dass sich etwas in mir verändert hatte, wogegen ich anzukämpfen nicht imstande war. Sicher, man kann sagen, mit Vernunft oder anhand der Beobachtung anderer „Spielerschicksale“ wäre es doch geboten gewesen, diese Veränderung zu durchschauen. Dennoch: Ich ging wieder ins Casino und dachte, es sei ziemlich einfach, zu gewinnen.
Meine Projekte hatten ja Zeit. Ich nahm mir von dem Geld ein kleineres Bündel und wollte es am Roulettetisch versuchen. Ich verlor. Zu Hause dachte ich mir: Vielleicht ist der Automat doch besser. Am darauf folgenden Tag ging ich wieder hin, verlor und verlor. Daneben sah ich andere gewinnen. Es muss doch gehen, beim ersten Mal habe ich immerhin gleich 60.000 Euro gewonnen… Aber ich verlor und verlor, bemerkte nicht, dass es längst nicht mehr um Geldgewinn ging, sondern um das Gefühl, welches beim Gewinnen entsteht.
Ich bemerkte nicht, dass ich die Impulskontrolle verloren hatte, ein völlig „neues Denken“ entwickelt hatte, in dem es nur mehr um das Hochgefühl des Gewinnens geht, dass ich, angetrieben von der Niedergeschlagenheit in der Verlustphase, nur noch diesem Hochgefühl hinterherlaufe. Ich war unbemerkt zu einem Abhängigen einer Maschine geworden.
Auch ein Lügner wurde ich, ich belog meine Freundin, meine Freunde, alle. Ich wollte nicht gesehen werden, wenn ich ins Casino ging, denn die Vernunft, vor der war es immer noch eine Schande, ins Casino zu gehen. Ich besuchte, wie ich später auf einem Auszug sah, 30 Mal das Casino, verspielte die 60.000 Euro wieder, mein gesamtes eigenes Geld und auch Geld meiner damaligen Freundin. Ich stellte mich selbst meiner Verantwortung und kam ins Gefängnis.
Das war mir nur recht, es war ein erster Schritt, meine Spielsucht zu bezwingen. Doch eine Therapie für Spielsüchtige gab es im Gefängnis nicht. Ich hoffte mich selbst zu heilen. Zunächst sperrte ich mich vom Gefängnis aus im Casino (was überflüssig war, denn man müsste in Österreich schon entmündigt sein, um nicht jede Sperre wieder aufheben zu können), arbeitete an meinen Bildern. Ich war felsenfest davon überzeugt, die Spielsucht aus eigener Kraft überwunden zu haben, ich bräuchte bloß nicht ins Casino zu gehen.
So wurde ich 2010 wieder entlassen, fand durch die Kunst wieder einen Einstieg in die Gesellschaft. Zwar war ich nun ein „Sozialfall“, aber aufgrund meiner Fähigkeiten würde ein Aufstieg schon bald möglich sein. Einen großen Bogen um das Casino machend ging ich zum Sozialamt, wo ich 2010 meine Mindestsicherung erhielt. Daneben absolvierte ich ein Unternehmensgründungsprogramm, welches mir vom AMS aufgrund meiner Ausbildung und meiner Fähigkeiten finanziert wurde. Ich kam bei einem Spielanbieter vorbei. „Wetten, Sie gewinnen!“ stand in übergroßen Lettern auf der Front eines Hauses... Um es abzukürzen: Heute sitze ich wieder im Gefängnis.
Jedes Geld, welches ein „normaler Mensch“ in einen Automaten wirft, geht ihm, der Familie und der Gesellschaft ab. Jeder Hunderter, den ein Arbeiter nach seinem Dienst in einen Spielautomaten steckt, wäre besser investiert, wenn er es für seine Kinder sparen oder sich wenigstens etwas anderes gönnen würde, das die Volkswirtschaft belebt. Die Folgen können verheerend sein: Spielsucht, Verlust von Geld, Freunden, Arbeit… bis hin zum Tod oder Gefängnis! Den Werbeslogan „Wetten, Sie gewinnen“ möchte ich gerne neu formulieren, realitätsnäher: „Wetten, sie verlieren: Ihr Geld, Ihre Freunde, Ihre Familie, Ihre Existenz“
2010 wurde ich wieder aus dem Gefängnis entlassen. Vorher hatte ich mich im Casino sperren lassen. Dadurch fühlte ich mich „sicher“ vor dem Automatenspiel. Mir war es wohl geläufig, dass man in verschiedenen schmuddeligen Spielstätten auch an Automaten spielen konnte, doch mied ich diese Lokale. Es sei ja nur ein „kleines Glücksspiel“, und wenn ich im richtigen Casino schon verliere, wird es dort noch viel schlimmer sein.
Ich ging eines Tages im Jänner 2010 mit einer Mischung aus Neugier und dem für mich unbestimmbaren Kribbeln im Bauch in eine dieser Spielstätten. Ich wusste nicht, dass ich längst abhängig war – neugierig sein, kontrolliert spielen, das müsste doch möglich sein! Zu diesem Zeitpunkt war ich beruflich auf einem guten Weg. Dass ich 2000 Euro meines verdienten Geldes in der Tasche hatte, erhöhte die Verlockung. Das schaffte Ruhe und Zufriedenheit. Einmal probieren, das kann doch nicht so schlecht sein. Und irgendwie wollte ich diese Erfahrung mit dem kleinen Glücksspiel auch machen.
Mein erster Gedanke war: Mit 50 Cent Einsatz kann ich auch nicht viel verlieren… So ging ich hinein und hielt einige Münzen parat. Gleich am ersten Automaten fiel die erste Münze durch, ich warf eine andere ein, auch die fiel durch. Bei drei, vier Automaten dasselbe, mit Münzen kann man hier nicht spielen, dachte ich. Also schob ich 50 Euro in den Schlitz. Da ich überhaupt keine Spielerfahrung mit diesen Automaten hatte, war der Fünfziger schnell weg. Ich spielte weiter und wollte nur meine 150 Euro zurück. Ich schob schließlich die ganzen 2000 Euro in den Automaten und war nicht einmal eine Stunde dort. All mein Geld war weg und ich war über mich selbst entsetzt.
Im September 2010 war meine Freundin für ein paar Tage verreist. In der gemeinsamen Wohnung fand ich einige tausend Euro. Geld, welches sie angespart hatte. Ich wollte meiner Freundin das Geld nicht stehlen, ich wollte für uns etwas dazugewinnen. Doch das Geldbündel schrumpfte gegen Null. Dann verlor ich auch ihren Schmuck. Ich begriff nur langsam, was ich da angerichtet hatte.
Ich wurde schließlich zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nun bin ich im Gefängnis. Verloren und ohne Zukunftsperspektiven. Manchmal denke ich mir, schade dass ich kein Tiroler bin oder Salzburger. Dort gibt es keine Automaten bzw. sie wurden verboten. Dort wäre ich nicht aus Neugier verlockt worden und mit Sicherheit nicht im Gefängnis, hätte Freunde, Freude und eine Leben, welches ich nicht verspielt hätte. „Wetten, Sie gewinnen…“ heißt es in der Werbung. Wetten, Sie verlieren!
Der Autor ist uns namentlich bekannt.
Glücksspiel in der Steiermark
SPÖ, ÖVP und FPÖ haben der Steiermark das liberalste Glücksspielgesetz Österreichs beschert. Ab 2016 darf in unserem Bundesland an Automaten mit den höchsten Einsätzen gespielt werden. Die Spielsucht nimmt weiter zu.
Die KPÖ kämpft seit Jahren gegen die Geschäftemacherei mit der Spielsucht. Ein Ausstieg der Steiermark aus dem „kleinen Glücksspiel“ wäre möglich gewesen. Doch SPÖ, ÖVP und FPÖ haben durchgesetzt, dass ab 2016 sogar noch höhere Einsätze möglich sind. Dann wird es – legal – möglich sein, in 24 Stunden 828.000 Euro zu verspielen! Die KPÖ tritt auch für ein Verbot von Werbung für Glücksspiel und „Live-Wetten“ sowie für strengere Regeln für so genannte „Live“- oder „Sportwetten“ ein.
Es ist besonders wichtig, Jugendliche über die Gefahren der Spielsucht rechtzeitig aufzuklären. Die KPÖ hat deshalb einen Antrag an den zuständigen Landesrat Schickhofer eingebracht, in dem eine Aufklärungskampagne an steirischen Schulen vorgeschlagen wird. Ein erstes Projekt, das sich an BerufsschülerInnen richtet, wird nun umgesetzt.
KPÖ-Landtagsabgeordnete Claudia Klimt-Weithaler: „45 Prozent der Spielsüchtigen waren jünger als 18, als sie mit dem Spielen begonnen haben. Die Folgen der Spielsucht sind den Jugendlichen kaum bewusst. Eine Aufklärungskampagne an den Schulen ist dringend notwendig, nachdem ab 2016 leider um noch höhere Beträge gespielt werden darf.“