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Die Arbeitswelt macht krank

  • Montag, 13. Januar 2014 @ 08:20
Meinung Von Josef Stingl, Bundesvorsitzender des GLB

Wie viel beispielsweise den Beschäftigten im Gesundheitswesen abverlangt wird und wie dramatisch es um ihr eigenes Befinden steht, belegt jetzt eine von der AK Tirol beauftragte Studie zur Arbeitszufriedenheit bzw. -belastung des Forschungsinstitut SFS (Sozialökonomische Forschungsstelle). Danach sind emotionale Erschöpfung, die Veränderung des ursprünglichen, natürlichen Persönlichkeitsgefühls und reduzierte Leistungsfähigkeit bei vielen Fachkräften in den Gesundheits- und Sozialberufen stark ausgeprägt. Bei 41 Prozent der Befragten ist bereits eine beginnende oder schon fortgeschrittene Burnout-Symptomatik aufgetreten. Vier Prozent sind bereits dem klinisch auffälligen Bereich zuzuordnen.

Die schwerwiegendste Belastungen sind dabei die Arbeitshaltung, wie häufiges Sitzen oder Stehen etc. (49,8 Prozent), die schwierige Körperhaltung bzw. Bewegungsabläufe (49,2 Prozent), das Heben und Tragen schwerer Lasten (44,4 Prozent), „fordernde“ Patienten (43,9 Prozent), die Bürokratie (38,9 Prozent), der Einsatz von zu wenig Personal (38,7 Prozent) oder Arbeiten unter großem Zeitdruck (36,6 Prozent). Interessant ist auch, dass die Befragten die Zukunft überwiegend pessimistisch sehen. Die Hälfte der Befragten rechnet mit Stagnation, 40 Prozent befürchten weitere Verschlechterung.

Der Tiroler AK Präsident Erwin Zangerl meinte bei der Präsentation, dass er einen akuten Handlungsbedarf sieht und es mehr Personal und kürzere Arbeitszeiten geben, aber auch mehr Wertschätzung und Anerkennung für diesen Dienst an die Nächsten geben muss. Er hat recht, aber was wird im Konkreten getan?

Derzeit laufen die Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialwirtschaft Österreich (BAGS-KV). Derzeit wird die Bezahlung allerdings der hohen Verantwortung und Belastung in keiner Weise gerecht. Niedrige Grundgehälter werden durch „willkürliche“ Zulagen aufgebessert und sind wie die Arbeitsbedingungen je nach Dienstgeber (Land, Gemeinde oder Privatverein) unterschiedlich geregelt.

So bewegt sich die wöchentliche Arbeitszeit je nach Kollektivvertrag von 38 bis 40 Stunden. Weder die Forderung nach „gleichen Gehalt für gleiche Arbeit“, noch die deutlichen Reduzierung der Arbeitzeit begleiten diese KV-Verhandlungen. So wird, beziehungsweise bleibt im Pflege- und Gesundheitsbereich Burnout die Berufserkrankung Nummer Eins!