Bundestrojaner vor Justizministerium demontiert
- Mittwoch, 8. Juni 2016 @ 09:13
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"Der Bundestrojaner ist ein Sicherheitsbumerang: Anstatt dafür zu sorgen, dass Sicherheitslücken in Computersystemen geschlossen werden, entwickelt der Staat ein Interesse daran, sie offen zu lassen, um Spionagesoftware betreiben zu können", so Thomas Lohninger, der Geschäftsführer des AKVorrat. Die weitere Gefahr liegt darin, dass er von technisch versierten Kriminellen relativ leicht entdeckt werden kann. So können sie die ermittelnden Behörden auf falsche Fährten locken und unbehelligt Straftaten planen beziehungsweise durchführen.
Onlinedurchsuchung kann nicht ausgeschlossen werden
Auch wenn das Justizministerium beteuert, dass der Bundestrojaner nur zur Überwachung von Nachrichten dienen und keine Onlinedurchsuchung damit durchgeführt werden soll, kann technisch gar nicht zwischen Überwachung und Durchsuchung unterschieden werden. Derartige Lösungen sind ein viel gröberer Eingriff in das Grundrecht auf Privatsphäre als der Gesetzgeber behauptet. Der C3W spricht in dem Zusammenhang von einer "Rechtsfiktion" und verweist auf die Ergebnisse der interministeriellen Arbeitsgruppe unter Leitung von o. Univ. Prof. Dr. Bernd-Christian Funk, die bereits 2008 festgestellt hatte, dass eine Onlinedurchsuchung rechtlich nicht zulässig ist.
Massive Kritik von vielen Seiten
Neben dem AKVorrat und dem C3W haben auch zahlreiche andere staatliche und nichtstaatliche Institutionen die neuen Gesetzespläne heftig kritisiert. Auf der Website des Parlaments findet sich eine besorgniserregend lange Liste an kritischen Stellungnahmen. Unter anderem haben sich die Fakultät für Informatik der Technischen Universität Wien und die Datenschutzbehörde zu Wort gemeldet. AKVorrat und C3W sind sich einig, dass es unverantwortlich wäre, Grundrechte und IT-Sicherheit aller Bürgerinnen und Bürger im Namen der Terrorbekämpfung zu opfern.
Einzelteile des Holzpferdes gegen Spenden erhältlich
Der AKVorrat finanziert seine Arbeit hauptsächlich durch Spenden. Um den AKVorrat zu unterstützen, damit er weiterhin mit juristischer und technischer Expertise für die Einhaltung von Grund- und Menschenrechten eintritt, können interessierte Menschen die Einzelteile des zerlegten Bundestrojaners gegen eine freiwillige Spende erhalten. Details dazu finden sich auf https://www.akvorrat.at
Bilder der Aktion auf Flickr: https://www.flickr.com/photos/akvorrat_at
Video von der Aktion: https://youtu.be/xeLCUcrGHiY
Infos: http://www.akvorrat.at