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Brauchen wir Schulden?

  • Freitag, 20. November 2015 @ 11:17
Meinung Betrachtungen zu Griechenland

Was sind eigentlich Schulden, wer macht sie, wer profitiert dabei, wem schaden sie? Beinahe alle Staaten machen Schulden, als ob es eine Pflicht wäre. Die stärksten Wirtschaftsmächte sind gleichzeitig am höchsten verschuldet, was den Eindruck vermittelt, dass dies Voraussetzung für eine gut funktionierende Wirtschaft sind. Im Falle von Griechenland ist das nicht so, obwohl das Land pro Kopf wesentlich niedriger als z.B. USA, Deutschland, Österreich, Japan oder Kanada verschuldet ist. Offensichtlich ist die Höhe der Schulden nicht das Ausschlaggebende, sondern die Bedienung der Zinsen, die den wahren Gewinn garantieren. Schulden und ihre Höhe stellen nur den Grad des Abhängigkeitsverhältnisses oder der Versklavung dar, die solang aufrecht bleiben bis die Zinsen und ihre Erhöhung beglichen werden können.

Fehlt dem Staat das Geld müssen die Schulden andersartig beglichen werden. Wenn der Staat nicht zahlungsfähig ist, dann werden direkt die Staatsbürger_innen zur Kasse gebeten: In Form von Mehrwertsteuer-Erhöhung und Sozialkürzungen, aber nicht durch Besteuerung der Vermögenden, da deren Kapital sowieso außer Land oder rechtlich nicht antastbar ist.

Nun beginnt die aussichtslose Rattenjagd. Weder die Zinsen geschweige die Schulden können bezahlt werden, es werden Wunderkonzepte entwickelt. Aber wie kann ein totes Pferd geritten werden? Die Bevölkerung geht auf die Straße, die Mittel- und Kleinunternehmer_innen gehen zugrunde, die Schulden explodieren, aber es wird weiterhin diskutiert und verhandelt, damit der Schein einer Veränderung aufrecht bleibt.

Jetzt muss der Bevölkerung erklärt werden, dass die Jugend, die Älteren und viele andere keine Arbeitsplätze haben, Millionen ohne Krankenversicherung sind oder ohne Gehalt nur für die Krankenversicherung arbeiten. So massive Eingriffe in eine Gesellschaft verursachen in der Regel große Unruhen, die bis zu einem Bürgerkrieg führen könnten. Die so genannte „linksextreme Syriza“ hat es durch leere Versprechungen und nervenaufreibenden Verhandlungen mit Hilfe des EU-Kapitals geschafft die eigene Bevölkerung ruhig zu stellen und in eine Resignation zu drängen.

Mit demokratischen Mitteln wurde über das Schicksal vieler Menschen entschieden und ihre Existenz vernichtet, damit die Illusion einer Wiederauferstehung der Wirtschaft am Leben erhalten werden kann. Viele Wähler_innen haben sich für die Sparmaßnahmen in Hoffnung auf etwas Besseres entschieden.

Es sind während der Wahlen die Emotionen aller Art herumgereist, aber kein einziges rationelles Konzept, der zumindest irgendeine logische Begründung für eine theoretische Lösung hätte. Die einzige Lösung, die geboten wurde ist die irrationale Hoffnung, wenn wir auf dem Altar des Kapitals Menschen opfern, dann wird es besser, was auch es immer bedeuten sollte. Der Tod eines Anderen ist mein Überleben. Bei einem Alkoholkranken oder Spielsüchtigen würde man sagen, er solle sein Lebenssystem grundlegend verändern und der Sucht abschwören.

Aber die Kapitalsucht ist keine Krankheit für die eine Kapitalvernichtung eine abstrakte Angelegenheit ist, die in der Wirklichkeit keine Krankheit, sondern nur eine Eigenart eines schönen Spieles ist. Der Krieg tötet die Menschen, das Kapital lasst ihn einsam und still, ohne großes Aufsehen sterben. Man kann aber nicht von unserem Wirtschaftssystem erwarten, dass es von sich selbst anders handeln kann. So lange das System den Menschen bestimmt und nicht die Menschen das System zeigt sich Griechenland immer mehr als EU-Normalität.

Ein Beitrag von Rosa Stein