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Augenhöhe und Augenmaß

  • Montag, 8. Juli 2013 @ 12:16
Meinung Die jetzt veröffentlichten Nebeneinkünfte der Abgeordneten geben wieder mal ordentlich Anlass dafür, sich Gedanken darüber zu machen, wie es mit der Bodenhaftung „unserer“ Gewerkschaftsbosse ausschaut. Forscht man auf der ÖGB-Homepage nach, so findet sich dort eine Veröffentlichung der Bezüge der Mitglieder des ÖGB-Vorstandes. Allerdings werden dort alle Bezüge als NETTO-Bezüge angegeben. Als langjähriges Gewerkschaftsmitglied weiß man aber, dass es in der realen Welt der EinkommensbezieherInnen immer um BRUTTO-Einkommen geht – alles andere lässt sich nur schwer vergleichen. Aber wenn man was zu verbergen oder zu verniedlichen hat, dann spricht man halt gerne nur vom Nettoeinkommen. Auch die früher noch übliche Aufgliederung der diversen Bezüge der ÖGB-Vorstandsmitglieder wurde zugunsten einer nebulosen Pauschalsumme eliminiert.

Laut offiziellen ÖGB-Angaben bezieht zum Beispiel GPA-djp-Vorsitzender Katzian nach Abzug von SV-Beiträgen und Lohnsteuer sowie „Parteisteuer“ netto 6.699,23 Euro. Vom Parlament werden für ihn neben dem aktuellen Abgeordnetenbezug von 8.307 Euro 14mal jährlich „Nebeneinkünfte“ aus Gewerkschaftsbezügen etc. in der Gruppe von 7-10.000 Euro angegeben. Was im Klartext bedeutet, dass Katzian im niedrigsten Fall ein Gesamtbruttoeinkommen von rund 15.000 Euro hat und damit auf der Ebene von Staatssekretären und Ministern rangiert.

Ähnlich der Fall des Voest-Zentralbetriebsratsvorsitzenden Hans-Karl Schaller, für den vom oö Landtag neben seinem aktuellen Bezug als Landtagsabgeordneter von 6.230 Euro „Nebeneinkünfte“ in der Kategorie von 7-10.000 Euro ausgewiesen werden. Mit einem Gesamtbruttobezug von mindestens 13.000 Euro rangiert er auf der Ebene des Linzer Bürgermeisters.

In der Gewerkschaft reden sie uns immer ein, dass es wichtig ist, dass die hohen hauptamtlichen FunktionärInnen soviel verdienen, weil sie ja mit den Bossen der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer „auf Augenhöhe“ verhandeln müssen. Freilich haben sie damit auch jegliches Augenmaß für diejenigen verloren, deren Interessen sie eigentlich vertreten sollten.

Mit denen sind sie längst nicht mehr auf Augenhöhe. Aber dafür begrüßte ÖGB Vizepräsidentin Oberhauser beim letzten ÖGB-Bundeskongress den WKÖ-Präsidenten Leitl mit „unser lieber Christoph“ – quasi auf Augenhöhe.