Alles aus einer Hand
- Montag, 8. Juli 2013 @ 11:56
Von Doris Holzknecht-Holzhacker
In den letzten 30 bis 40 Jahren haben sich in Oberösterreich unterschiedliche Träger (Vereine, Diakonie etc.) bemüht, die stets steigende Nachfrage nach sozialen Diensten wie etwa sozialpsychiatrische-psychosoziale Vor- und Nachsorge, spezielle Angebote für Menschen mit den unterschiedlichsten besonderen Bedürfnissen, Essen auf Rädern, Hauskrankenpflege, Heimhilfe um nur einige zu nennen, abzudecken. Es entstand eine sehr breite Landschaft an sozialen Angeboten für die Bevölkerung des Bundeslandes. Die Landesregierung ist per Gesetz verpflichtet, diese Dienste für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen und betraute somit die Anbieter mit diesen Aufgaben. Die einzelnen Träger haben alle ihre jeweiligen Spezialgebiete mit dem dafür bestens ausgebildetem Personal.
Allerdings wird seit einiger Zeit seitens Land OÖ alles daran gesetzt, den neuen Leitsatz „alles aus einer Hand“ in die Tat umzusetzen. Soweit bekannt ist stehen zwei Ziele hinter dieser Anforderung: Die Minimierung von Fahrtzeiten, also sparen. Und der Wunsch der Menschen mit besonderen Bedürfnissen, dass in ihrer Betreuung nicht so viele BetreuerInnen eingebunden sind
Damit beide Ziele auch tatsächlich erreicht werden können benötigen wir die „Eierlegende Wollmilchsau“. Gemeint ist damit, dass jede MitarbeiterIn das gesamte Spektrum von „alles aus einer Hand“ in ihren Ausbildungen und Kenntnissen gebündelt zur Verfügung haben muss. Letztendlich unterliegen die unterschiedlichen Tätigkeiten auch unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen (zum Glück darf nicht jede/r alles tun ohne es gelernt zu haben).
Man stelle sich dieses Spektrum vor: Vom Antragsstellen zur Existenzsicherung (gültig machen von Rechtsansprüchen der KlientInnen etc.) bis hin zum Zehennägel schneiden (Baden, Haare waschen etc.) und dazwischen noch bisserl Krisenbegleitung, Wohnung putzen und kochen und an den vereinbarten Zielen laut Betreuungsvereinbarung (Zielvereinbarung mit den BedarfskoordinatorInnen) arbeiten – eben alles aus einer Hand.
Sollte sich dann nach restloser Demontage des bestehenden, sehr gut funktionierenden Systems der Spezialisierung herausstellen, dass sich an den Fahrtzeiten nichts ändert – auch mit „alles aus einer Hand“ dauert eine Wegstrecke von 30 Minuten nach wie vor eine halbe Stunde und wenn zwei Hausbesuche pro Tag nötig sind so werden 60 Minuten nach wie vor eine Stunde dauern, auch wenn beide male die selbe BetreuerIn auf Hausbesuch kommt.
Auch kommen jetzt nicht weniger KollegInnen als vorher zur KlientIn nach Hause. Die Demontage bestehender Anbieter und Erstellung neuer Angebote verschlechtern die Arbeitsbedingungen. Die Verunsicherung der KollegInnen wächst so stark an, dass vermehrt Krankenstände das Personal reduzieren und somit die Belastungen noch viel größer werden. Womit auch die Fluktuation unter den MitarbeiterInnen rasant ansteigt. Was wird dann wohl der nächste Schritt sein?
Doris Holzknecht-Holzhacker ist Kunsttherapeutin bei EXIT-sozial Linz
In den letzten 30 bis 40 Jahren haben sich in Oberösterreich unterschiedliche Träger (Vereine, Diakonie etc.) bemüht, die stets steigende Nachfrage nach sozialen Diensten wie etwa sozialpsychiatrische-psychosoziale Vor- und Nachsorge, spezielle Angebote für Menschen mit den unterschiedlichsten besonderen Bedürfnissen, Essen auf Rädern, Hauskrankenpflege, Heimhilfe um nur einige zu nennen, abzudecken. Es entstand eine sehr breite Landschaft an sozialen Angeboten für die Bevölkerung des Bundeslandes. Die Landesregierung ist per Gesetz verpflichtet, diese Dienste für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen und betraute somit die Anbieter mit diesen Aufgaben. Die einzelnen Träger haben alle ihre jeweiligen Spezialgebiete mit dem dafür bestens ausgebildetem Personal.
Allerdings wird seit einiger Zeit seitens Land OÖ alles daran gesetzt, den neuen Leitsatz „alles aus einer Hand“ in die Tat umzusetzen. Soweit bekannt ist stehen zwei Ziele hinter dieser Anforderung: Die Minimierung von Fahrtzeiten, also sparen. Und der Wunsch der Menschen mit besonderen Bedürfnissen, dass in ihrer Betreuung nicht so viele BetreuerInnen eingebunden sind
Damit beide Ziele auch tatsächlich erreicht werden können benötigen wir die „Eierlegende Wollmilchsau“. Gemeint ist damit, dass jede MitarbeiterIn das gesamte Spektrum von „alles aus einer Hand“ in ihren Ausbildungen und Kenntnissen gebündelt zur Verfügung haben muss. Letztendlich unterliegen die unterschiedlichen Tätigkeiten auch unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen (zum Glück darf nicht jede/r alles tun ohne es gelernt zu haben).
Man stelle sich dieses Spektrum vor: Vom Antragsstellen zur Existenzsicherung (gültig machen von Rechtsansprüchen der KlientInnen etc.) bis hin zum Zehennägel schneiden (Baden, Haare waschen etc.) und dazwischen noch bisserl Krisenbegleitung, Wohnung putzen und kochen und an den vereinbarten Zielen laut Betreuungsvereinbarung (Zielvereinbarung mit den BedarfskoordinatorInnen) arbeiten – eben alles aus einer Hand.
Sollte sich dann nach restloser Demontage des bestehenden, sehr gut funktionierenden Systems der Spezialisierung herausstellen, dass sich an den Fahrtzeiten nichts ändert – auch mit „alles aus einer Hand“ dauert eine Wegstrecke von 30 Minuten nach wie vor eine halbe Stunde und wenn zwei Hausbesuche pro Tag nötig sind so werden 60 Minuten nach wie vor eine Stunde dauern, auch wenn beide male die selbe BetreuerIn auf Hausbesuch kommt.
Auch kommen jetzt nicht weniger KollegInnen als vorher zur KlientIn nach Hause. Die Demontage bestehender Anbieter und Erstellung neuer Angebote verschlechtern die Arbeitsbedingungen. Die Verunsicherung der KollegInnen wächst so stark an, dass vermehrt Krankenstände das Personal reduzieren und somit die Belastungen noch viel größer werden. Womit auch die Fluktuation unter den MitarbeiterInnen rasant ansteigt. Was wird dann wohl der nächste Schritt sein?
Doris Holzknecht-Holzhacker ist Kunsttherapeutin bei EXIT-sozial Linz