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35 sind genug

  • Samstag, 18. Februar 2017 @ 08:57
Meinung Heike Fischer über Arbeitszeitverkürzung im Sozialbereich

In einem Pflegeheim in Göteborg wird nur mehr sechs Stunden statt acht am Tag gearbeitet. Auch für 30 Wochenstunden bleibt das Gehalt so hoch wie bisher. Die Krankenstände wurden weniger, die Beschäftigten fühlen sich gesünder, die Pflege hat sich verbessert. 14 Beschäftige wurden neu eingestellt – klingt teuer, ist es aber nicht. Weniger Arbeitslose, weniger Krankenstände, weniger vorzeitige Pensionierungen reduzieren die Sozialausgaben. Das schwedische Beispiel funktioniert.

Auch im österreichischen Sozial- und Gesundheitsbereich arbeitet ab April eine Verhandlungsgruppe für eine 35-Stunden-Woche. Im Vorfeld gilt es jedoch skeptische oder ablehnende Haltungen auf Seiten der ArbeitgeberInnen wie auch der Beschäftigten zu überwinden. Es gilt aufzuklären, dass eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich den Teilzeitbeschäftigten mehr Geld bringt, den Vollzeitbeschäftigen mehr Freizeit und den Betrieben zufriedene MitarbeiterInnen.

Das gelingt, wenn es zu einem vollen Personalausgleich und damit zu einer Reduzierung von Arbeitsaufgaben und Klientenzahlen kommt. Stundenaufstockungen bei Teilzeitkräften und Zusatzpersonal sind erforderlich, um Arbeitsverdichtung und Belastung zu vermeiden. Um Überzeugungsarbeit zu leisten entwickeln GPA-djp und vida Infos.

Positiv ist, dass auch die Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) signalisiert, sich ernsthaft mit der Thematik zu beschäftigen. Es wird mehrere Jahre bis zu einem guten Ergebnis dauern. Vielleicht wächst sogar die Bereitschaft, gleich eine 30-Stunden-Woche zu vereinbaren.

Caritas und Diakonie konnten sich noch nicht durchringen, mit der SWÖ am selben Strang zu ziehen. Aber vielleicht gelingt dies ja bei den KV-Verhandlungen im Herbst 2017.

Heike Fischer ist Diplompädagogin und Betriebsratsvorsitzende im Diakonie Zentrum Spattstraße Linz und GLB-Landesvorsitzende in OÖ