Tirol: Armut steigt überdurchschnittlich
- Freitag, 28. April 2023 @ 07:36
Josef Stingl zu Working Poor, insbesondere in Tirol
Wer an Armut denkt, denkt oft nur Pensionist*innen oder Arbeitslose, aber die Armutsschwelle reicht weit ins Beschäftigungsleben hinein. Die aktuellen EU-SILC-Daten für 2022 zeigen, dass in Österreich selbst bei Vollzeitbeschäftigten Armutgefährdung keinen Seltenheitswert hat. Sieben Prozent aller ganzjährig Vollzeitbeschäftigten arbeiten mit Einkommen an oder unter der Armutsschwelle. Bei den Teilzeitbeschäftigten liegt die Armutsquote bereits bei zehn Prozent und bei den zahlreichen (Schein)Selbständigen noch weit darüber.
Tirol ist beim Armutsranking am oberen Bereich zu finden. Laut Statistik Austria müssen hier die Menschen österreichweit mit dem wenigsten Geld auskommen. Mit rund 16 Prozent sind die Tiroler Bewohner*innen überdurchschnittlich armutsgefährdet – der Bundesdurchschnitt liegt bei 14,8 Prozent. Im Mittel gelten laut Statistik Austria demnach in Tirol 120.000 Menschen als armutsgefährdet.
Ein Blick auf das verfügbare Haushaltseinkommen und die Wohnkosten zeigt, warum: Während die durchschnittlichen österreichischen Haushalte jährlich über 46.431 Euro netto zur Verfügung haben, sind es in Tirol jährlich nur 44.472 Euro. Und bei Ein-Personen-Haushalten ist das Verhältnis noch schlechter, da liegt das verfügbare Einkommen bundesweit bei 30.110 Euro und in Tirol bei 28.470 Euro. Dazu kommen in Tirol die höchsten Wohnkosten in Tirol. Laut Arbeiterkammer In der Landeshauptstadt stieg der durchschnittliche Hauptmietzins ohne Nebenkosten auf 15,79 Euro.
Der sozialdemokratischen ÖGB-Spitzen verweisen bei den Fragen der Mindesteinkommen gerne auf die hervorragende Sozialpartnerschaft und deren „Erfolgsgeschichte Kollektivvertrags-Mindestlöhne“. Es stimmt, in Österreich sind unsere Mindestlöhne und -gehälter fast hundertprozentig durch Kollektivverträge abgesichert. Trotzdem ist es so, dass vor allem in den unteren Einkommenssegmenten seit Jahren zu Realeinkommensverlusten kommt und die Armutsrate trotz Erwerbsarbeit steigt.
Es bedarf eines Generalkollektivvertrages für einen Mindestlohn von mindestens 2.500 Euro. Noch besser wäre ein gesetzlicher, wertgesicherter Mindestlohn, er ist kein Angriff auf die gewerkschaftliche Tarifhoheit, sondern ein nitwendiges Hilfsmittel zur Armutsbekämpfung in Österreich.
Josef Stingl ist stv. Bundesvorsitzender des GLB
Wer an Armut denkt, denkt oft nur Pensionist*innen oder Arbeitslose, aber die Armutsschwelle reicht weit ins Beschäftigungsleben hinein. Die aktuellen EU-SILC-Daten für 2022 zeigen, dass in Österreich selbst bei Vollzeitbeschäftigten Armutgefährdung keinen Seltenheitswert hat. Sieben Prozent aller ganzjährig Vollzeitbeschäftigten arbeiten mit Einkommen an oder unter der Armutsschwelle. Bei den Teilzeitbeschäftigten liegt die Armutsquote bereits bei zehn Prozent und bei den zahlreichen (Schein)Selbständigen noch weit darüber.
Tirol ist beim Armutsranking am oberen Bereich zu finden. Laut Statistik Austria müssen hier die Menschen österreichweit mit dem wenigsten Geld auskommen. Mit rund 16 Prozent sind die Tiroler Bewohner*innen überdurchschnittlich armutsgefährdet – der Bundesdurchschnitt liegt bei 14,8 Prozent. Im Mittel gelten laut Statistik Austria demnach in Tirol 120.000 Menschen als armutsgefährdet.
Ein Blick auf das verfügbare Haushaltseinkommen und die Wohnkosten zeigt, warum: Während die durchschnittlichen österreichischen Haushalte jährlich über 46.431 Euro netto zur Verfügung haben, sind es in Tirol jährlich nur 44.472 Euro. Und bei Ein-Personen-Haushalten ist das Verhältnis noch schlechter, da liegt das verfügbare Einkommen bundesweit bei 30.110 Euro und in Tirol bei 28.470 Euro. Dazu kommen in Tirol die höchsten Wohnkosten in Tirol. Laut Arbeiterkammer In der Landeshauptstadt stieg der durchschnittliche Hauptmietzins ohne Nebenkosten auf 15,79 Euro.
Der sozialdemokratischen ÖGB-Spitzen verweisen bei den Fragen der Mindesteinkommen gerne auf die hervorragende Sozialpartnerschaft und deren „Erfolgsgeschichte Kollektivvertrags-Mindestlöhne“. Es stimmt, in Österreich sind unsere Mindestlöhne und -gehälter fast hundertprozentig durch Kollektivverträge abgesichert. Trotzdem ist es so, dass vor allem in den unteren Einkommenssegmenten seit Jahren zu Realeinkommensverlusten kommt und die Armutsrate trotz Erwerbsarbeit steigt.
Es bedarf eines Generalkollektivvertrages für einen Mindestlohn von mindestens 2.500 Euro. Noch besser wäre ein gesetzlicher, wertgesicherter Mindestlohn, er ist kein Angriff auf die gewerkschaftliche Tarifhoheit, sondern ein nitwendiges Hilfsmittel zur Armutsbekämpfung in Österreich.
Josef Stingl ist stv. Bundesvorsitzender des GLB