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Inflation 5,9 - Lohnerhöhung 4,2 Prozent

  • Freitag, 25. März 2022 @ 22:23
Meinung
Anne Rieger zu den Preisen von heute und der Inflationsrate von gestern

Aktuell liegen Abschlüsse zu Lohnerhöhungen zwischen 3,05 und 4,2 Prozent. Hört sich vielleicht nicht schlecht an, gemessen an 1,5 Prozent der Vergangenheit. Aber sie sind schauderhaft, gemessen an der Inflationsrate von 5,9 Prozent, mit der unser Geld abgewertet wird. Die Preise für Gemüse sind gar um 6,8 Prozent, Öle und Fette um 12,9, Butter um 22 Prozent gestiegen. Energie, Tanken, Wohnen lässt viele nicht mehr schlafen.


Die Teuerung betrug im Januar fünf Prozent, im Februar 5,9 Prozent. Das wird weiterhin so bleiben, so die Prognose der Bank Austria vom März: die Verbraucherpreise werden 2022 voraussichtlich weiter um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen. Das Wifo sieht die Inflationsrate heuer punktuell bis auf sieben Prozent klettern, das Institut für Höhere Studien auf 6 1/2 Prozent.

Höhere Löhne müssen her
Das heißt die Abschlüsse der Kollektivverträge müssen drastisch erhöht werden, damit Lebensmittel nicht zum Luxus für die arbeitenden Menschen, Pensionist*innen und Arbeitslose werden! Die Unternehmer der Baugewerbe sehen das offensichtlich anders. Lediglich 4,2 Prozent höhere Löhne gestehen sie ihren Bauarbeitern ab Mai zu. In anderen Baubereichen sind es sogar nur vier Prozent.

Verhandlungsgrundlage - arbeitnehmerfeindlich
Wie kommt es zu so einem hartherzigen KV-Abschluss? Wieso hat die Gewerkschaft dem zugestimmt? Die Gewerkschaft Bau-Holz argumentiert, dass "für KV-Abschlüsse der „durchschnittliche“ Verbraucherpreisindex (VPI) der letzten 12 Monate als Grundlage genommen wird. Für die Lohnerhöhungen mit dem 1. Mai 2022 ist es der 12 Monats-VPI von März 2021 bis Februar 2022. Dieser ergibt 3,5 Prozent".

Diese arbeitnehmerfeindliche Grundlage muss sofort geändert werden. Denn was nutzt beim teuren Einkaufen heute, eine Inflationsrate von gestern? Bei Elektrizitätsunternehmen werden die Mindestlöhne um 3,6 - 4 Prozent erhöht, in der Mineralölindustrie um 3,9 Prozent, in der Außeruniversitäre Forschung 3,05 Prozent.
Das Problem geht weiter. Die Gewerkschafter*innen der PRO-GE fordern von den Unternehmern der Elektro- und Elektronikindustrie lediglich sechs Prozent, also gerade mal 0,1 Prozent über der Inflationsrate.

Auch die Rekordgewinne der Bänker führen nicht zu Reallohnerhöhungen für die Bankangestellten. Angesichts des aktuellen Rekordwertes der österreichischen Kreditinstitute von 6,5 Milliarden Euro Jahresüberschuss nach Steuern, ist das "Angebot" der Bänker eine Verhöhnung ihrer Angestellten: 2,6 Prozent + 12,50 Euro sind sie bereit von ihrer hohen Gewinnen und Dividendenausschüttungen herzugeben.

Preis-Lohn-Spirale
Unternehmer*innen, Politiker*innen und Medienleute schwafeln von der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Das ist Gehirnwäsche pur, denn zuerst steigen die Preise, dann braucht es höhere Löhne. Tatsächlich handelt es sich um eine Preis-Lohn-Spirale. Die Gewinne großer Unternehmen und Banken steigen, sie forcieren die Preise und machen wie immer fette Profite durch die Arbeit ihrer Beschäftigten.

Nur mit Kämpfen werden wir uns gegen die Inflationsabwertung unserer Einkommen und der Gehirnwäsche wehren können.

Anne Rieger ist Mitglied im Landesvorstand und erweiterten Bundesvorstand des GLB