Kein Grund zur Freude
- Montag, 15. November 2021 @ 16:43
Josef Stingl über die Entwicklung am Arbeitsmarkt
Freudig wird berichtet, dass „die Arbeitslosigkeit wieder auf Vorkrisenniveau“ sei. ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher spricht dabei von einer „ungewöhnlichen Dynamik“ und auch das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) ist von den aktuellen Arbeitslosenzahlen positiv überrascht. Es prognostiziert, dass auch weiterhin die Entwicklung besser als erwartet laufen wird Welch Jubelstimmung, nähern wir uns der Vollbeschäftigung? Mitnichten, konkret waren Ende Oktober 341.142 Frauen und Männer beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldet, davon 71.628 in Schulung befindend. Dieser Wert schaut zwar im Vergleich zum Vorjahr, bietet aber noch lange keinen Grund zur Feierstimmung.
Keine Nummern, sondern abertausende Schicksale
Bei den 341.142 handelt sich um keine Zahl, bei den Betroffenen um keine Nummern. Hinter jeder*m einzelnen Arbeitslose verbirgt sich ein Schicksal. Sie, bzw. er muss derzeit das Leben mit nur 55 Prozent des geplanten Einkommens bewältigen, während. Wohn- und Lebenskosten bei 100 Prozent bleiben. Und diese Existenzprobleme betrifft nicht nur sie selbst, sondern auch deren Kinder und Partner*innen.
Geschönte Arbeitslosenrate
Schon insgesamt ist die offiziell angegebene Arbeitslosenrate von 6,5 Prozent und der Rückgang um 2,2 Prozent zum Vorjahr kein Grund zum Jubeln. Diese Daten sind dramatisch genug – aber immer noch geschönt! Laut Statistik Austria gibt es 3.772.100 unselbständig Erwerbstätige. Verglichen zu dieser Zahl, liegt die aktuelle Arbeitslosenquote tatsächlich um fast zweieinhalb Prozent höher bei 9,04 Prozent.
Kurzarbeit schönt Arbeitslosenquote ebenfalls
Nicht zu vergessen, die Menschen, die sich in Kurzarbeit befinden. Immerhin war deren Anzahl der Anmeldungen im Oktober wieder angestiegen. Viele von ihnen wären zusätzlich in der Arbeitslosen-Statistik zu finden, wenn nicht ihr Arbeitsplatz staatlich gestützt und sie nicht auf einen Teil ihres Lohnes oder Gehalts verzichten würden.
Die Langzeitarbeitslosigkeit, ein gravierendes Problem
Jede*r vierte beim AMS arbeitslos gemeldeten Person ist langzeitarbeitslos. Betroffen davon sind insbesondere Ältere, Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung oder mit niedriger Qualifikation. Einziger Lösungsansatz der Regierung ist das Diskreditieren dieser Menschen. Geht es nach der ÖVP, soll für sie in Zukunft die ohnehin schon abgesenkte Notstandshilfe nochmals gekürzt werden.
Qualität der neuen Arbeitsplätze
Leider weisen die zugängigen Arbeitslosenstatistiken dazu wenig bis nichts dazu aus. Handelt es sich vorwiegend um Voll- oder Teilzeitarbeitsplätze, sind es unbefristete oder befristete Arbeitsverhältnisse, wie steht es um deren Bezahlung, und, und, und. Laut Arbeiterkammer Oberösterreich ist aber fix, dass es sich überproportional um Arbeitskräfteüberlassung bzw. Leiharbeit handelt. In Oberösterreich fallen von den ca. 30.000 angebotenen Stellen rund ein Drittel in dieses Segment. Diese Beschäftigungsverhältnisse dauern durchschnittlich nur 231 Tage. Mehr als 60 Prozent der Überlassungen sind überhaupt kürzer als ein Monat.
Josef Stingl ist stellvertretender Bundesvorsitzender des GLB
Freudig wird berichtet, dass „die Arbeitslosigkeit wieder auf Vorkrisenniveau“ sei. ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher spricht dabei von einer „ungewöhnlichen Dynamik“ und auch das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) ist von den aktuellen Arbeitslosenzahlen positiv überrascht. Es prognostiziert, dass auch weiterhin die Entwicklung besser als erwartet laufen wird Welch Jubelstimmung, nähern wir uns der Vollbeschäftigung? Mitnichten, konkret waren Ende Oktober 341.142 Frauen und Männer beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldet, davon 71.628 in Schulung befindend. Dieser Wert schaut zwar im Vergleich zum Vorjahr, bietet aber noch lange keinen Grund zur Feierstimmung.
Keine Nummern, sondern abertausende Schicksale
Bei den 341.142 handelt sich um keine Zahl, bei den Betroffenen um keine Nummern. Hinter jeder*m einzelnen Arbeitslose verbirgt sich ein Schicksal. Sie, bzw. er muss derzeit das Leben mit nur 55 Prozent des geplanten Einkommens bewältigen, während. Wohn- und Lebenskosten bei 100 Prozent bleiben. Und diese Existenzprobleme betrifft nicht nur sie selbst, sondern auch deren Kinder und Partner*innen.
Geschönte Arbeitslosenrate
Schon insgesamt ist die offiziell angegebene Arbeitslosenrate von 6,5 Prozent und der Rückgang um 2,2 Prozent zum Vorjahr kein Grund zum Jubeln. Diese Daten sind dramatisch genug – aber immer noch geschönt! Laut Statistik Austria gibt es 3.772.100 unselbständig Erwerbstätige. Verglichen zu dieser Zahl, liegt die aktuelle Arbeitslosenquote tatsächlich um fast zweieinhalb Prozent höher bei 9,04 Prozent.
Kurzarbeit schönt Arbeitslosenquote ebenfalls
Nicht zu vergessen, die Menschen, die sich in Kurzarbeit befinden. Immerhin war deren Anzahl der Anmeldungen im Oktober wieder angestiegen. Viele von ihnen wären zusätzlich in der Arbeitslosen-Statistik zu finden, wenn nicht ihr Arbeitsplatz staatlich gestützt und sie nicht auf einen Teil ihres Lohnes oder Gehalts verzichten würden.
Die Langzeitarbeitslosigkeit, ein gravierendes Problem
Jede*r vierte beim AMS arbeitslos gemeldeten Person ist langzeitarbeitslos. Betroffen davon sind insbesondere Ältere, Menschen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung oder mit niedriger Qualifikation. Einziger Lösungsansatz der Regierung ist das Diskreditieren dieser Menschen. Geht es nach der ÖVP, soll für sie in Zukunft die ohnehin schon abgesenkte Notstandshilfe nochmals gekürzt werden.
Qualität der neuen Arbeitsplätze
Leider weisen die zugängigen Arbeitslosenstatistiken dazu wenig bis nichts dazu aus. Handelt es sich vorwiegend um Voll- oder Teilzeitarbeitsplätze, sind es unbefristete oder befristete Arbeitsverhältnisse, wie steht es um deren Bezahlung, und, und, und. Laut Arbeiterkammer Oberösterreich ist aber fix, dass es sich überproportional um Arbeitskräfteüberlassung bzw. Leiharbeit handelt. In Oberösterreich fallen von den ca. 30.000 angebotenen Stellen rund ein Drittel in dieses Segment. Diese Beschäftigungsverhältnisse dauern durchschnittlich nur 231 Tage. Mehr als 60 Prozent der Überlassungen sind überhaupt kürzer als ein Monat.
Josef Stingl ist stellvertretender Bundesvorsitzender des GLB