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Kurz´sche Verachtung

  • Mittwoch, 27. Februar 2019 @ 08:00
Meinung
Leo Furtlehner über das Wien-Bashing des Kanzlers

Obwohl ein geborener Wiener klingen manche Äußerungen von Kanzler Kurz so, als ob er eher zufällig in dieser Stadt vorbeigekommen sei um seinen Sermon abzusondern. Etwa wann er zur Kürzung der Mindestsicherung meint, dass es in Wien „Familien gibt, wo niemand arbeiten geht und nur die Kinder in der Früh aufstehen, um teilweise ohne Frühstück in die Schule zu gehen“ (Kurier, 13.1.2019).

Schon im Wahlkampf 2017 hatte er zur Debatte über explodierende Wohnkosten mit dem Sager „Wenn sie sich keine Miete leisten können, sollen sie halt Wohnungen kaufen!" (Vice, 26.9.2017) Aufsehen erregt. Und sein Adlatus, Minister Gernot Blümel, bekräftigte bei einer Debatte mit dem Wiener Sozialstadtrat Peter Hacker (ORF, 30.1.2019) die Kurz´schen Denunzierungen.

Die Abstempelung der Wiener_innen als faule Sozialschmarotzer, die nicht aufstehen und arbeiten wollen, dafür in billigen Gemeindebauten wohnen, statt die Freiheit von Eigentumswohnungen zu genießen hat natürlich Methode. Während der blaue Koalitionspartner versucht sich sozial zu gebärden, spricht aus dem Mund von Kanzler und Minister nur eiskalter asozialer Zynismus – ganz in der Manier der Bourgeoisie des 19. Jahrhunderts. Es ist die Verachtung für das gewöhnliche Volk, für jene die gerade nur als Lohnarbeitssklaven gut sind, um der herrschenden Klasse den nötigen Mehrwert für deren Luxusleben zu verschaffen.

Dass Wien die höchste Zahl von Mindestsicherungsbezieher_innen – davon freilich drei Viertel Aufstocker – aufweist hat mit der Spezifik der Großstadt, aber auch damit zu tun, dass durch Kürzungen in anderen Bundesländern (NÖ, OÖ, Burgenland) der Zuzug in die Bundeshauptstadt verstärkt wurde. Kurz & Co. verstehen das nicht.

Leo Furtlehner ist verantwortlicher Redakteur der „Arbeit“