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Die neuen Herrscher der Welt

  • Mittwoch, 27. Februar 2019 @ 00:00
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Ein Buchtipp von Anne Rieger

Plakativ wird über den Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China anhand der US-amerikanischen Klage gegen Huawei berichtet. Der weltgrößte Netzwerkausrichter (28 Prozent) und zweitgrößte Handyhersteller ist auch bei den österreichischen Mobilfunkanbietern ein wichtiger Systemlieferant. Die strukturiert aufbereiteten Fakten und Hintergründe über den aktuellen Kapitalismus liefern verständliche Einsichten zu dem Wirtschaftskrieg. Es ist eine verständliche Darstellung der Entwicklungswege der neuen Finanzakteure und ihrer Aufgabe, das Kapital der transnationalen kapitalistischen Klasse zu vermehren. Zunächst listet der Autor die neuen mächtigen, global agierenden Finanzorganisationen nach Größe und Funktionen systematisch auf und erklärt ihr Handeln.

An der Spitze sind die Mächtigsten vom Typ BlackRock, eine nicht regulierte Schattenbank. Ihr Deutschland-Chef, Friedrich Merz, versuchte jüngst Bundeskanzler in Deutschland zu werden. In der zweiten Liga befinden sich Organisationen vom Typ Private Equity Fonds, bekannter als „Heuschrecken“, in der dritten elitäre Investmentbanken, traditionelle Großbanken etc. Gefördert beherrscht von diesen Finanzakteuren nennt er die fünf apokalyptischen Reiter des Internets: Google, Apple, Microsoft, Facebook, Amazon, auch Uber und AirBnB.

Rügemer geht ins Detail, hier das Beispiel Spekulation Wohnungen: BlackRock & Co sind die größten Privateigentümer von Mietwohnungen in Deutschland. Der Vonovia SE gehören 355.000 Wohnungen, 65.000 werden verwaltet, 51.000 wurden 2017 von der österreichischen BUWOG übernommen. Heute gehört diese komplett der Vonovia. Seit 2015 wurde BlackRock zum größten Vonovia Aktionär, spekuliert und streicht Gewinne mit Wohnungen ein.

BlackRock machte den ersten großen Sprung durch die von seinem Gründer Fink mitentwickelten Finanzspekulationen. Sie führten 2007 zum Bankrott der traditionellen westlichen Banken. Heute ist BlackRock der größte Anteilseigner von vier der fünf größten amerikanischen Banken, und in Europa der größte Anteilseigner der Deutschen Bank, so Rügemer

Jeffrey Bezos, Gründer von Amazon, bis zur Scheidung das reichste Individuum der Welt, über Fusionen von Monsanto und Bayer, von Banken, der Energiewirtschaft, von der Schwächung von Betriebsräten und Gewerkschaften, Senkung von Löhnen, von Rüstung und Krieg.

50 Seiten widmet der Autor der Entwicklung des „geduldigen“ eher nachhaltigen kommunistisch geführten Kapitalismus Chinas. Er stellt ihn dem von den USA geführten, „ungeduldigen“ Kapitalismus gegenüber. Der Weg des völlig unterentwickelten Landes aus dem Kolonialismus müsse nicht immer richtig sein, die Geschichte sei offen. Aber die Überwindung von Hunger und Zurückdrängung von Armut unter dem strengen Embargo sei nicht möglich, ohne kapitalistische Strukturen und Innovationen ins Land zu holen, die der Staat zu domestizieren sucht.

Rügemer stellt nicht nur Greueltaten der neuen Kapitalisten vor. Er bringt Vorschläge: „Regulierung der neuen Finanzakteure bis hin zum Verbot sozialschädlicher Finanzprodukte und Unternehmenspraktiken, Auflösung der kriminogenen Parallelgesellschaft der Finanzoasen, Besteuerung , Förderung einer für die Mehrheit der Bürger förderlichen und offenen Infrastruktur etc..

Werner Rügemer: Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts. Gemeinverständliche Notizen zum Aufstieg der neuen Finanzakteure. Köln 2018, Papyrossa Verlag, 357 Seiten, 19,90 Euro