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Eine kurze Geschichte der Menschheit

  • Samstag, 1. Dezember 2018 @ 20:03
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Buchtipp von Heike Fischer

Auf 500 Seiten zeichnet der israelische Historiker Yuval Noah Harari den Aufstieg des Homo sapiens von der Urzeit bis zur Gegenwart und somit die gesamte Geschichte der Menschheit nach. Selbst einen Ausblick in die Zukunft wagt er. Zunächst habe ich gedacht „Ein Sachbuch, dicker Wälzer, Geschichte eben“. Und dann war ich überrascht von einer leichten Erzählweise, die nicht langweilt, sich nicht in Details verzettelt und nicht Quellen, Daten und Fakten aneinanderreiht. Um einen Bogen von der Altsteinzeit bis zum Atomzeitalter zu spannen konzentriert sich Harari auf große Umbruchphasen und einschneidende Veränderungen, die Revolutionen der Menschheitsgeschichte: der kognitiven Revolution vor rund 70.000 Jahren, der landwirtschaftlichen Revolution vor rund 12.000 Jahren und der wissenschaftlichen Revolution vor rund 500 Jahren.

Manchmal mit einem Augenzwinkern, aber immer gut nachvollziehbar beschreibt Harari die Ursachen für das rasante Wachsen der Bevölkerung, die Notwendigkeit in die Zukunft zu schauen und die Entstehung von Eliten. Die Organisation und Verwaltung großer Städte und Königreiche erforderte die Verarbeitung großer Datenmengen, eine Aufgabe, für die unser Gehirn von Natur aus schnell überfordert ist, also war die Schrift notwendig. Ohne objektive biologische Gründe entstanden Hierarchien, verschiedene Klassen und unterschiedliche Kulturen.

Diese begründen die Art und Weise des Zusammenlebens tausender Menschen und werden mit entsprechenden Regeln und Gesetzen belegt. Kulturen sind im konstanten Wandel, getrieben von widersprüchlichen Zielen und dem Versuch der Ausbalancierung. Global und langzeitlich betrachtet ist jedoch eindeutig der Trend in Richtung Zusammenschluss und Vereinheitlichung unverkennbar. Und dafür gibt es vor allem drei Treiber: Geld, große Imperien und Religionen.

Hararis Buch endet mit einem spekulativen Ausblick auf die Zukunft des Homo sapiens. Streng wissenschaftlich scheint mir dieses Buch nicht zu sein, lesenswert aber auf jeden Fall. Mit kritischem Blick, gelegentlich auch mit charmanten Wortspielereien zeigt es die Entwicklung der Menschheit und die Entstehung der heutigen Gesellschaft auf, teils auch mit kontroversen Thesen. Es bleiben spannende und interessante Fragen offen.