Der erste Schritt
- Freitag, 27. Juli 2018 @ 08:00
Andreas Auzinger über die geplante Abschaffung der Jugendvertrauensräte
Die Regierung plant den Jugendvertrauensrat, eine wichtige Errungenschaft aus der Ära Kreisky, abzuschaffen, dafür aber das Wahlalter bei Betriebsratswahlen auf 16 Jahre herabzusetzen. Auch wenn sie von schwarz-blau kommt, ist die Absicht, dass schon ab 16 für den Betriebsrat gewählt werden kann unterstützenswert, um den Jugendlichen zu zeigen, dass sie wertgeschätzt werden. Trotzdem muss der Jugendvertrauensrat erhalten bleiben. Er wurde ja speziell eingerichtet, um Probleme mit Gleichaltrigen zu bereden und auch der Jugend eine Stimme im Betrieb zu geben. Vor allem im Bereich Lehre und Ausbildung geht es um Themen, die normale Hackler weniger beschäftigen.
Die Mehrheitsfraktion argumentiert mit dem Argument, dass die reguläre Betriebsratswahl nur alle fünf Jahre stattfindet und daher viele Lehrlinge gar keine Möglichkeit hätten überhaupt einmal an einer Wahl teilzunehmen. Das ist zwar richtig, doch es stellt sich hier die Frage warum nicht hier die Abstände verkürzt werden?
Früher, als die Menschen meist ihr ganzes Leben an einen Arbeitsplatz verbrachten, wurde alle zwei Jahre gewählt, jetzt wo es normal ist, alle paar Jahre seinen Job zu wechseln wählt man alle fünf Jahre. Gerade in den Betrieben mit hoher Fluktuation und vielen befristeten Arbeitsplätzen ist es mittlerweile fast unmöglich zwei Betriebsratswahlen hintereinander zu erleben. Das zeigt wieder einmal, wie weit weg der ÖGB von der Lebensrealität vieler Menschen ist. Es besteht auch der Verdacht, dass damit oppositionellen Listen das Erringen von Mandaten erschwert werden soll.
Der Jugendvertrauensrat ist aber nicht nur wichtig für die Mitsprache von jungen ArbeiterInnen, er ist auch eine wichtige Personalreserve für die Gewerkschaften. Viele engagierte BetriebsrätInnen und FunktionärInnen haben über den JVR den Weg in die Gewerkschaft gefunden. Auch das allgemeine politische Interesse wird dadurch gesteigert. Ob ich heute so engagiert wäre beim GLB ohne meine Zeit als JVR? Ich weiß es nicht. Deswegen ist ein Angriff auf den Jugendvertrauensrat auch Angriff auf den Betriebsrat und die Gewerkschaft als Ganzes.
Es entspricht auch der Strategie des Sozialabbaus als Salamitaktik, Scheibe für Scheibe. Wenn die Mehrheit das Wegfallen des JVR akzeptiert, kann man zum nächsten Angriff übergehen. Wenn die Regierung mit diesem Angriff durchkommt, wird als nächstes der freigestellte Betriebsrat bei größeren Firmen in Frage gestellt. Und als nächstes wird sicher die Frage gestellt, ob man denn nicht mit weniger BetriebsrätInnen auskommt.
Die Erhaltung des JVR ist notwendiger denn je. Immer mehr Lehrlinge „dürfen“ in der Arbeit nur niedere Arbeiten verrichten, praktisch Hilfskräfte sein. Dementsprechend geht es diesen Lehrlingen dann auch in der Berufsschule und bei der Lehrabschlussprüfung.
Die Gewerkschaft muss sich allerdings auch etwas einfallen lassen für jene Betriebe, wo es nicht genug Jugendliche für einen JVR gibt, etwa im Handel. Dort ist der Organisationsgrad jetzt schon schlecht und wenn man jetzt die nächste Generation aus dem Auge verliert, wird es dort bald sehr schwer etwas voranzubringen. Was es braucht ist die überbetriebliche Vernetzung von Lehrlingen, etwa über die Berufsschule.
Andreas Auzinger ist Betriebslogistikkaufmann in Ried im Innkreis und Aktivist der Linken Gewerkschaftsjugend (LGJ)
Die Regierung plant den Jugendvertrauensrat, eine wichtige Errungenschaft aus der Ära Kreisky, abzuschaffen, dafür aber das Wahlalter bei Betriebsratswahlen auf 16 Jahre herabzusetzen. Auch wenn sie von schwarz-blau kommt, ist die Absicht, dass schon ab 16 für den Betriebsrat gewählt werden kann unterstützenswert, um den Jugendlichen zu zeigen, dass sie wertgeschätzt werden. Trotzdem muss der Jugendvertrauensrat erhalten bleiben. Er wurde ja speziell eingerichtet, um Probleme mit Gleichaltrigen zu bereden und auch der Jugend eine Stimme im Betrieb zu geben. Vor allem im Bereich Lehre und Ausbildung geht es um Themen, die normale Hackler weniger beschäftigen.
Die Mehrheitsfraktion argumentiert mit dem Argument, dass die reguläre Betriebsratswahl nur alle fünf Jahre stattfindet und daher viele Lehrlinge gar keine Möglichkeit hätten überhaupt einmal an einer Wahl teilzunehmen. Das ist zwar richtig, doch es stellt sich hier die Frage warum nicht hier die Abstände verkürzt werden?
Früher, als die Menschen meist ihr ganzes Leben an einen Arbeitsplatz verbrachten, wurde alle zwei Jahre gewählt, jetzt wo es normal ist, alle paar Jahre seinen Job zu wechseln wählt man alle fünf Jahre. Gerade in den Betrieben mit hoher Fluktuation und vielen befristeten Arbeitsplätzen ist es mittlerweile fast unmöglich zwei Betriebsratswahlen hintereinander zu erleben. Das zeigt wieder einmal, wie weit weg der ÖGB von der Lebensrealität vieler Menschen ist. Es besteht auch der Verdacht, dass damit oppositionellen Listen das Erringen von Mandaten erschwert werden soll.
Der Jugendvertrauensrat ist aber nicht nur wichtig für die Mitsprache von jungen ArbeiterInnen, er ist auch eine wichtige Personalreserve für die Gewerkschaften. Viele engagierte BetriebsrätInnen und FunktionärInnen haben über den JVR den Weg in die Gewerkschaft gefunden. Auch das allgemeine politische Interesse wird dadurch gesteigert. Ob ich heute so engagiert wäre beim GLB ohne meine Zeit als JVR? Ich weiß es nicht. Deswegen ist ein Angriff auf den Jugendvertrauensrat auch Angriff auf den Betriebsrat und die Gewerkschaft als Ganzes.
Es entspricht auch der Strategie des Sozialabbaus als Salamitaktik, Scheibe für Scheibe. Wenn die Mehrheit das Wegfallen des JVR akzeptiert, kann man zum nächsten Angriff übergehen. Wenn die Regierung mit diesem Angriff durchkommt, wird als nächstes der freigestellte Betriebsrat bei größeren Firmen in Frage gestellt. Und als nächstes wird sicher die Frage gestellt, ob man denn nicht mit weniger BetriebsrätInnen auskommt.
Die Erhaltung des JVR ist notwendiger denn je. Immer mehr Lehrlinge „dürfen“ in der Arbeit nur niedere Arbeiten verrichten, praktisch Hilfskräfte sein. Dementsprechend geht es diesen Lehrlingen dann auch in der Berufsschule und bei der Lehrabschlussprüfung.
Die Gewerkschaft muss sich allerdings auch etwas einfallen lassen für jene Betriebe, wo es nicht genug Jugendliche für einen JVR gibt, etwa im Handel. Dort ist der Organisationsgrad jetzt schon schlecht und wenn man jetzt die nächste Generation aus dem Auge verliert, wird es dort bald sehr schwer etwas voranzubringen. Was es braucht ist die überbetriebliche Vernetzung von Lehrlingen, etwa über die Berufsschule.
Andreas Auzinger ist Betriebslogistikkaufmann in Ried im Innkreis und Aktivist der Linken Gewerkschaftsjugend (LGJ)