Getarntes FPÖ-Bashing?
- Dienstag, 17. April 2018 @ 16:23
Ein Buchtipp von Bernd Mugele
Hans-Henning Scharsach zeigt in „Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften“ spannend, welchen Einfluss die deutschnationalen Burschenschaften in der FPÖ haben. Er beschreibt enge Verbindungen und Einfluss der Korporierten auf die Führungsgremien der FPÖ. Seine Recherche taucht tief in deren antisemitische und nationalsozialistisch geprägte Geschichte ein. Er analysiert ihr politisches Instrumentarium, die Verbreitung von Hasskampagnen sowie systematische Verbreitung von Unwahrheiten. Anhand von Zahlen, Daten und Fakten zeigt Scharsach auf, was Österreich droht, wenn schlagende Burschenschafter an die Macht sind.
Im Vorwort schreibt er, dass die Burschenschaften „in großen Teilen der Medien und der Öffentlichkeit falsch oder gar nicht wahrgenommen werden“. Man sehe sie als harmlose Vereine mit beschränktem Einfluss. Er zeigt anhand konkreter Zahlen, wie weit die stille Machtergreifung in der FPÖ fortgeschritten ist: Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und vier seiner fünf Stellvertreter sowie 20 von 33 Mitgliedern des Parteivorstandes sind Korporierte, sechs von neun Landesparteien sind von ihnen dominiert.
Neben dieser Dominanz in den Spitzenpositionen soll auch die „Verankerung der völkischen Korporierten in den Traditionen des Nationalsozialismus“ geheim gehalten werden. Mit zahlreichen Beispielen belegt der Autor, „..., daß sich sie sich aus den Traditionen des Nationalsozialismus nie befreit haben, ...“. Ihre ideologische Ausrichtung ist einheitlich. Sie bekennen sich zum deutschen Vaterland, für sie ist Österreich eine geschichtswidrige Fiktion, eine „Missgeburt“. Sie sind gegen Gleichheit und Pluralismus. Nach ihrem Prinzip müssten Burschenschafter einem „elitären Rollenbild“ gerecht werden „weg von der sozialistischen Gleichmacherei und der Ideologie der Masse“. Das riecht nach dem Nazi-Begriff „Herrenrasse“, den sie hinter der Worthülse „Abstammungsprinzip“ verschwinden lassen wollen.
Der Autor macht klar, dass der Antisemitismus nach wie vor zum Gedankengut von Burschenschaften und FPÖ gehört. Aber sie haben gelernt, das kleinzureden oder gar zu bestreiten. Ihr Feindbild sind nun die Muslime. Den Einsatz der „linker Parteien“ für die „schrankenlose Zuwanderung von Muslimen“ bezeichnen sie als „linken Antisemitismus“, den Kampf der FPÖ deuten sie in „proisraelitische Politik“ um. Diesen Anbiederungsversuch der FPÖ-Führung weist die Israelitische Kulturgemeinde in Wien aufs schärfste zurück.
Das wahre Gesicht der Burschenschafter und FPÖ-Politiker zeigt sich auch in ihren Verbindungen und Verflechtungen wie etwa mit den Identitären. „Die Initiatoren der rechtsextremen und partiell neonazistischen Bewegung kommen aus denselben Burschenschaften wie die Spitzenpolitiker der Freiheitlichen“ so Scharsach.
Sie wollen, daß wir nicht erkennen, was ihr wahres Ziel ist, nämlich die stille Machtergreifung. Um das zu erreichen, arbeiten die Burschenschaften mit einer medialen Parallelwelt, im Zusammenspiel mit „Krone“, mit Fake News und gegen die „Lügenpresse“.
Nicht verwunderlich ist daher, dass Herbert Kickl in dem Buch ein als „Sachbuch getarntes FPÖ-Bashing“ sieht. Ein Grund mehr dieses äußerst informative und zugleich erschreckende Buch von Hans-Henning Scharsach zu lesen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Bernd Mugele ist GLB-Aktivist in der Steiermark
Hans-Henning Scharsach zeigt in „Stille Machtergreifung. Hofer, Strache und die Burschenschaften“ spannend, welchen Einfluss die deutschnationalen Burschenschaften in der FPÖ haben. Er beschreibt enge Verbindungen und Einfluss der Korporierten auf die Führungsgremien der FPÖ. Seine Recherche taucht tief in deren antisemitische und nationalsozialistisch geprägte Geschichte ein. Er analysiert ihr politisches Instrumentarium, die Verbreitung von Hasskampagnen sowie systematische Verbreitung von Unwahrheiten. Anhand von Zahlen, Daten und Fakten zeigt Scharsach auf, was Österreich droht, wenn schlagende Burschenschafter an die Macht sind.
Im Vorwort schreibt er, dass die Burschenschaften „in großen Teilen der Medien und der Öffentlichkeit falsch oder gar nicht wahrgenommen werden“. Man sehe sie als harmlose Vereine mit beschränktem Einfluss. Er zeigt anhand konkreter Zahlen, wie weit die stille Machtergreifung in der FPÖ fortgeschritten ist: Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache und vier seiner fünf Stellvertreter sowie 20 von 33 Mitgliedern des Parteivorstandes sind Korporierte, sechs von neun Landesparteien sind von ihnen dominiert.
Neben dieser Dominanz in den Spitzenpositionen soll auch die „Verankerung der völkischen Korporierten in den Traditionen des Nationalsozialismus“ geheim gehalten werden. Mit zahlreichen Beispielen belegt der Autor, „..., daß sich sie sich aus den Traditionen des Nationalsozialismus nie befreit haben, ...“. Ihre ideologische Ausrichtung ist einheitlich. Sie bekennen sich zum deutschen Vaterland, für sie ist Österreich eine geschichtswidrige Fiktion, eine „Missgeburt“. Sie sind gegen Gleichheit und Pluralismus. Nach ihrem Prinzip müssten Burschenschafter einem „elitären Rollenbild“ gerecht werden „weg von der sozialistischen Gleichmacherei und der Ideologie der Masse“. Das riecht nach dem Nazi-Begriff „Herrenrasse“, den sie hinter der Worthülse „Abstammungsprinzip“ verschwinden lassen wollen.
Der Autor macht klar, dass der Antisemitismus nach wie vor zum Gedankengut von Burschenschaften und FPÖ gehört. Aber sie haben gelernt, das kleinzureden oder gar zu bestreiten. Ihr Feindbild sind nun die Muslime. Den Einsatz der „linker Parteien“ für die „schrankenlose Zuwanderung von Muslimen“ bezeichnen sie als „linken Antisemitismus“, den Kampf der FPÖ deuten sie in „proisraelitische Politik“ um. Diesen Anbiederungsversuch der FPÖ-Führung weist die Israelitische Kulturgemeinde in Wien aufs schärfste zurück.
Das wahre Gesicht der Burschenschafter und FPÖ-Politiker zeigt sich auch in ihren Verbindungen und Verflechtungen wie etwa mit den Identitären. „Die Initiatoren der rechtsextremen und partiell neonazistischen Bewegung kommen aus denselben Burschenschaften wie die Spitzenpolitiker der Freiheitlichen“ so Scharsach.
Sie wollen, daß wir nicht erkennen, was ihr wahres Ziel ist, nämlich die stille Machtergreifung. Um das zu erreichen, arbeiten die Burschenschaften mit einer medialen Parallelwelt, im Zusammenspiel mit „Krone“, mit Fake News und gegen die „Lügenpresse“.
Nicht verwunderlich ist daher, dass Herbert Kickl in dem Buch ein als „Sachbuch getarntes FPÖ-Bashing“ sieht. Ein Grund mehr dieses äußerst informative und zugleich erschreckende Buch von Hans-Henning Scharsach zu lesen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Bernd Mugele ist GLB-Aktivist in der Steiermark