Acht- Acht-Acht!
- Mittwoch, 18. April 2018 @ 16:22
Josef Stingls Editorial
Seit 1890 wird weltweit der 1. Mai als internationaler Kampftag der Arbeit_innen gefeiert. Die Geschichte des 1. Mai ist eng mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung verknüpft. Schon im Mai 1886 streikten US-Arbeiter_innen für den Acht-Stunden-Arbeitstag. Der Streik wurde von der Staatsgewalt blutig niedergeschlagen. Zwei Jahre später brachten die US-Arbeiter_innen erneut ihre Forderung zum Ausdruck. Die Wahl fiel nicht zufällig auf den 1. Mai. Dieser war ein „Moving Day“, ein traditioneller Stichtag für Änderungen von Arbeitsverträgen und Arbeitsplatzwechsel.
Im Sommer 1889 entschied der internationale Arbeiterkongress „eine große internationale Manifestation zu organisieren“. Am 1. Mai 1890 gingen Millionen Arbeiter_innen in ganz Europa auf die Straßen, vor allem um für den 8-Stunden-Tag zu demonstrieren.
Auch in Wien, Prag, Znaim, Linz, Brünn und anderen Städten der Donaumonarchie kam es zu Massenkundgebungen für das allgemeine Wahlrecht und die Reduktion der Arbeitszeit. Die Parole lautete „8-8-8“ (Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Erholung).
1907 kam das allgemeine Wahlrecht – allerdings nur für Männer! Frauen wurde es erst 1918 zuerkannt. Im gleichen Jahr wurde auch der Achtstundentag – damals allerdings noch sechs Mal die Woche – gesetzlich verankert. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden erfolgte 1959 und zehn Jahre später einigte man sich über eine schrittweise Absenkung der Arbeitszeit auf 40 Stunden. Real wurde die 40-Stunden-Woche erst 1975.
Seit 1991 fordert der ÖGB mehr, besser gesagt oft weniger, laut die 35-Stunden-Woche. Nur in einzelnen Branchen kam es per KV zu kürzeren Arbeitszeiten.
Die schwarz-blaue Regierung nutzt die Gunst der Zeit. Ganz oben im neoliberalen Masterplan heißt es: Flexibilität ist gefordert! Es sei doch logisch, dass wir arbeiten müssen, wenn in den Betrieben die Arbeit anfällt! Dafür bedarf es des 12-Stunden-Arbeitstages und einer 60-Stunden-Woche! Gewerkschaft und SPÖ wettern dagegen. Aber wie ernst ist das?
Anfang 2017 meinte SPÖ-Chef Kern in seiner Welser Grundsatzrede: „Wir werden nicht umhinkommen, flexibler zu arbeiten.“. Im „Plan A“ hieß es dann: „Bei Gleitzeit sollen zwölf Stunden tägliche Arbeitszeit möglich werden.“ Der Kampf um die Arbeitszeit hat also auch heuer am 1. Mai Priorität – ob „der dazu notwendige Kampf“ vom Wiener Rathausplatz ausgeht ist allerdings sehr unwahrscheinlich.
Josef Stingl ist Mitglied des ÖGB-Bundesvorstandes und Bundesvorsitzender des GLB
Seit 1890 wird weltweit der 1. Mai als internationaler Kampftag der Arbeit_innen gefeiert. Die Geschichte des 1. Mai ist eng mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung verknüpft. Schon im Mai 1886 streikten US-Arbeiter_innen für den Acht-Stunden-Arbeitstag. Der Streik wurde von der Staatsgewalt blutig niedergeschlagen. Zwei Jahre später brachten die US-Arbeiter_innen erneut ihre Forderung zum Ausdruck. Die Wahl fiel nicht zufällig auf den 1. Mai. Dieser war ein „Moving Day“, ein traditioneller Stichtag für Änderungen von Arbeitsverträgen und Arbeitsplatzwechsel.
Im Sommer 1889 entschied der internationale Arbeiterkongress „eine große internationale Manifestation zu organisieren“. Am 1. Mai 1890 gingen Millionen Arbeiter_innen in ganz Europa auf die Straßen, vor allem um für den 8-Stunden-Tag zu demonstrieren.
Auch in Wien, Prag, Znaim, Linz, Brünn und anderen Städten der Donaumonarchie kam es zu Massenkundgebungen für das allgemeine Wahlrecht und die Reduktion der Arbeitszeit. Die Parole lautete „8-8-8“ (Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Schlaf, acht Stunden Erholung).
1907 kam das allgemeine Wahlrecht – allerdings nur für Männer! Frauen wurde es erst 1918 zuerkannt. Im gleichen Jahr wurde auch der Achtstundentag – damals allerdings noch sechs Mal die Woche – gesetzlich verankert. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 48 auf 45 Stunden erfolgte 1959 und zehn Jahre später einigte man sich über eine schrittweise Absenkung der Arbeitszeit auf 40 Stunden. Real wurde die 40-Stunden-Woche erst 1975.
Seit 1991 fordert der ÖGB mehr, besser gesagt oft weniger, laut die 35-Stunden-Woche. Nur in einzelnen Branchen kam es per KV zu kürzeren Arbeitszeiten.
Die schwarz-blaue Regierung nutzt die Gunst der Zeit. Ganz oben im neoliberalen Masterplan heißt es: Flexibilität ist gefordert! Es sei doch logisch, dass wir arbeiten müssen, wenn in den Betrieben die Arbeit anfällt! Dafür bedarf es des 12-Stunden-Arbeitstages und einer 60-Stunden-Woche! Gewerkschaft und SPÖ wettern dagegen. Aber wie ernst ist das?
Anfang 2017 meinte SPÖ-Chef Kern in seiner Welser Grundsatzrede: „Wir werden nicht umhinkommen, flexibler zu arbeiten.“. Im „Plan A“ hieß es dann: „Bei Gleitzeit sollen zwölf Stunden tägliche Arbeitszeit möglich werden.“ Der Kampf um die Arbeitszeit hat also auch heuer am 1. Mai Priorität – ob „der dazu notwendige Kampf“ vom Wiener Rathausplatz ausgeht ist allerdings sehr unwahrscheinlich.
Josef Stingl ist Mitglied des ÖGB-Bundesvorstandes und Bundesvorsitzender des GLB