Niki nationale
- Dienstag, 17. April 2018 @ 15:42
Franz Grün über eine „österreichische Lösung“
Einen neuen Stil hat die schwarz-blaue Regierung vollmundig im Wahlkampf angekündigt. Zu merken ist davon rein gar nichts. Zumindest der NIKI-Deal hat einen fahlen Beigeschmack und verdeutlicht die Fortsetzung der Freunderlwirtschaft. Juristisch mag ja alles in Ordnung sein und doch bleibt eine schiefe Optik. Und es muss die Frage erlaubt sein, ob mit der „österreichischen Lösung“ nicht die Gläubiger der seit 14. Dezember 2017 insolventen NIKI geschädigt wurden oder noch werden. Für den Fall, dass der Verkauf von NIKI an die LaudaMotion GmbH weniger Geld in die Kasse gespült hat als der Deal mit der IAG.
Nach der Insolvenzanmeldung in Deutschland wurde die Airline zum Verkauf ausgeschrieben, mehrere Interessenten bewarben sich, die britisch-spanische Vueling erhielt den Zuschlag, Niki Lauda ging leer aus. Das IAG-Angebot hatte den Masseverwalter überzeugt: Fast 37 Mio. Euro Investitionen, Aufbau eines Hubs in Wien, bis zu 30 Flugzeuge, Langstreckenverbindungen, die NIKI-Belegschaft inklusive der Personalvertretung begrüßten den Deal und sprachen sich klar für den Verkauf an die IAG aus.
Kurz darauf erreichte Fairplane, ein Fluggastrechte-Portal, dass das Insolvenzverfahren nach Österreich verlagert werden musste und ein neues Bieterverfahren erfolgte. Interessant ist auch der Zeitpunkt des Einschreitens von Fairplane: Wenige Tage nachdem Niki Lauda im Bieterverfahren unterlegen war.
In diesem zweiten Bieterverfahren bietet Lauda dann alleine mit seiner LaudaMotion GmbH und setzt sich plötzlich gegen augenscheinlich wesentlich finanzstärkere Konkurrenten wie Vueling oder Ryanair durch. Und er gibt gegenüber Medien offen zu, dass er dabei von Kanzler Kurz (ÖVP) und Minister Hofer (FPÖ) unterstützt wurde. Dass Kurz im Wahlkampf von Lauda mittels eines Lobvideos unterstützt und Hofer ehemals Techniker bei Lauda Air war, wird wohl nicht ausschlaggewesen sein? Es erscheint jedoch nicht nur Insidern ziemlich fragwürdig, dass die LaudaMotion GmbH überhaupt in der Lage gewesen sein könnte, ein gleich hohes Angebot wie IAG zu legen.
Und so ist es nur recht und billig nach konkreten Konzepten und Zahlen zu fragen - was Austrian Wings bei der Insolvenzverwalterin für Österreich selbstverständlich getan hat. Doch über den seltsamen Deal, der von Kanzler und Minister „unterstützt“ wurde, wird ein konspirativer Mantel des Schweigens ausgebreitet. Und das, wo doch die neue Regierung immer „volle Transparenz“ zu allem und jedem versprochen hat.
Für die NIKI-Belegschaft bedeutet das, dass sie noch weiter um ihre Zukunft zittern muss. Viele der auf der Betriebsversammlung Mitte Jänner geäußerten Befürchtungen haben sich bereits bestätigt. Damals hatten sich die Belegschaftsvertretung und zahlreiche MitarbeiterInnen deutlich für die ursprünglich geplante Übernahme durch Vueling ausgesprochen und einen Einstieg von Airline-Gründer Niki Lauda vehement abgelehnt.
Personalnotstand
Wie Insider gegenüber Austrian Wings einmal mehr bestätigt haben, fehlen jedenfalls „dutzende“ FlugbegleiterInnen - „mindestens 60 bis 70“ - und auch im Cockpit gäbe es einen Personalengpass. Der Grund: die schlechten Arbeitsbedingungen. NIKI-Verträge seien - entgegen anders lautenden öffentlichen Verlautbarungen der Unternehmensleitung - eben nicht 1:1 übernommen, sondern teils noch weiter verschlechtert worden.
Allein bei der AUA gibt es mehrere FlugbegleiterInnen-Kurse, „wo fast ausschließlich ehemalige NIKI-Leute drinnen sitzen“, so eine frühere NIKI-Mitarbeiterin in einem Telefonat mit Austrian Wings. Und sie ist überzeugt: „Es werden in den kommenden Wochen sicher noch mehr Kolleginnen und Kollegen LaudaMotion verlassen, und das will was heißen, denn vor allem bei Eurowings sind die Arbeitsbedingungen auch fragwürdig, aber immer noch besser als bei uns im Moment.“
Angesichts eines massiven Personalexodus hat LaudaMotion in einem Brief an die Belegschaft ein deutliches Gehaltsplus angekündigt. Die Pilotengehälter steigen um fünf bis sechs Prozent. In dem Schreiben der Geschäftsführung heißt es, dass das Plus durch eine „maximale Produktivität und Flexibilität“ der Belegschaft ermöglicht werde.
Deutlich mehr Geld soll es auch für die FlugbegleiterInnen geben. Wie viel genau, ist noch Gegenstand von Verhandlungen. Apropos Verhandlungen: Inoffiziellen Wortmeldungen von Gewerkschaftern ist zu entnehmen, dass man dort mit einem baldigen Kollektivvertragsabschluss rechnet.
Österreichische Fluglinie
Eine „österreichische Fluglinie“ hatte Niki Lauda vor der Übernahme der insolventen NIKI versprochen. Dass daraus nichts werden würde, war Realisten von Anfang an klar. Jetzt ist es amtlich. Nun wissen wir also, dass Ryanair 75 Prozent von LaudaMotion übernimmt (vorbehaltlich Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter). Das hat sich bereits abgezeichnet, denn mehrfach war Ryanair-Boss Michael O'Leary nachweislich in Wien, wo er exakt zu diesem Zweck Verhandlungen führte. Dass Kurz und Hofer im Wissen um Laudas Vorgehensweise gehandelt haben, will ich nicht unterstellen, von Lauda weiß man „Ich hab ja nichts zu verschenken“.
Einen neuen Stil hat die schwarz-blaue Regierung vollmundig im Wahlkampf angekündigt. Zu merken ist davon rein gar nichts. Zumindest der NIKI-Deal hat einen fahlen Beigeschmack und verdeutlicht die Fortsetzung der Freunderlwirtschaft. Juristisch mag ja alles in Ordnung sein und doch bleibt eine schiefe Optik. Und es muss die Frage erlaubt sein, ob mit der „österreichischen Lösung“ nicht die Gläubiger der seit 14. Dezember 2017 insolventen NIKI geschädigt wurden oder noch werden. Für den Fall, dass der Verkauf von NIKI an die LaudaMotion GmbH weniger Geld in die Kasse gespült hat als der Deal mit der IAG.
Nach der Insolvenzanmeldung in Deutschland wurde die Airline zum Verkauf ausgeschrieben, mehrere Interessenten bewarben sich, die britisch-spanische Vueling erhielt den Zuschlag, Niki Lauda ging leer aus. Das IAG-Angebot hatte den Masseverwalter überzeugt: Fast 37 Mio. Euro Investitionen, Aufbau eines Hubs in Wien, bis zu 30 Flugzeuge, Langstreckenverbindungen, die NIKI-Belegschaft inklusive der Personalvertretung begrüßten den Deal und sprachen sich klar für den Verkauf an die IAG aus.
Kurz darauf erreichte Fairplane, ein Fluggastrechte-Portal, dass das Insolvenzverfahren nach Österreich verlagert werden musste und ein neues Bieterverfahren erfolgte. Interessant ist auch der Zeitpunkt des Einschreitens von Fairplane: Wenige Tage nachdem Niki Lauda im Bieterverfahren unterlegen war.
In diesem zweiten Bieterverfahren bietet Lauda dann alleine mit seiner LaudaMotion GmbH und setzt sich plötzlich gegen augenscheinlich wesentlich finanzstärkere Konkurrenten wie Vueling oder Ryanair durch. Und er gibt gegenüber Medien offen zu, dass er dabei von Kanzler Kurz (ÖVP) und Minister Hofer (FPÖ) unterstützt wurde. Dass Kurz im Wahlkampf von Lauda mittels eines Lobvideos unterstützt und Hofer ehemals Techniker bei Lauda Air war, wird wohl nicht ausschlaggewesen sein? Es erscheint jedoch nicht nur Insidern ziemlich fragwürdig, dass die LaudaMotion GmbH überhaupt in der Lage gewesen sein könnte, ein gleich hohes Angebot wie IAG zu legen.
Und so ist es nur recht und billig nach konkreten Konzepten und Zahlen zu fragen - was Austrian Wings bei der Insolvenzverwalterin für Österreich selbstverständlich getan hat. Doch über den seltsamen Deal, der von Kanzler und Minister „unterstützt“ wurde, wird ein konspirativer Mantel des Schweigens ausgebreitet. Und das, wo doch die neue Regierung immer „volle Transparenz“ zu allem und jedem versprochen hat.
Für die NIKI-Belegschaft bedeutet das, dass sie noch weiter um ihre Zukunft zittern muss. Viele der auf der Betriebsversammlung Mitte Jänner geäußerten Befürchtungen haben sich bereits bestätigt. Damals hatten sich die Belegschaftsvertretung und zahlreiche MitarbeiterInnen deutlich für die ursprünglich geplante Übernahme durch Vueling ausgesprochen und einen Einstieg von Airline-Gründer Niki Lauda vehement abgelehnt.
Personalnotstand
Wie Insider gegenüber Austrian Wings einmal mehr bestätigt haben, fehlen jedenfalls „dutzende“ FlugbegleiterInnen - „mindestens 60 bis 70“ - und auch im Cockpit gäbe es einen Personalengpass. Der Grund: die schlechten Arbeitsbedingungen. NIKI-Verträge seien - entgegen anders lautenden öffentlichen Verlautbarungen der Unternehmensleitung - eben nicht 1:1 übernommen, sondern teils noch weiter verschlechtert worden.
Allein bei der AUA gibt es mehrere FlugbegleiterInnen-Kurse, „wo fast ausschließlich ehemalige NIKI-Leute drinnen sitzen“, so eine frühere NIKI-Mitarbeiterin in einem Telefonat mit Austrian Wings. Und sie ist überzeugt: „Es werden in den kommenden Wochen sicher noch mehr Kolleginnen und Kollegen LaudaMotion verlassen, und das will was heißen, denn vor allem bei Eurowings sind die Arbeitsbedingungen auch fragwürdig, aber immer noch besser als bei uns im Moment.“
Angesichts eines massiven Personalexodus hat LaudaMotion in einem Brief an die Belegschaft ein deutliches Gehaltsplus angekündigt. Die Pilotengehälter steigen um fünf bis sechs Prozent. In dem Schreiben der Geschäftsführung heißt es, dass das Plus durch eine „maximale Produktivität und Flexibilität“ der Belegschaft ermöglicht werde.
Deutlich mehr Geld soll es auch für die FlugbegleiterInnen geben. Wie viel genau, ist noch Gegenstand von Verhandlungen. Apropos Verhandlungen: Inoffiziellen Wortmeldungen von Gewerkschaftern ist zu entnehmen, dass man dort mit einem baldigen Kollektivvertragsabschluss rechnet.
Österreichische Fluglinie
Eine „österreichische Fluglinie“ hatte Niki Lauda vor der Übernahme der insolventen NIKI versprochen. Dass daraus nichts werden würde, war Realisten von Anfang an klar. Jetzt ist es amtlich. Nun wissen wir also, dass Ryanair 75 Prozent von LaudaMotion übernimmt (vorbehaltlich Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter). Das hat sich bereits abgezeichnet, denn mehrfach war Ryanair-Boss Michael O'Leary nachweislich in Wien, wo er exakt zu diesem Zweck Verhandlungen führte. Dass Kurz und Hofer im Wissen um Laudas Vorgehensweise gehandelt haben, will ich nicht unterstellen, von Lauda weiß man „Ich hab ja nichts zu verschenken“.