„Geh Mäderl seids doch net so ...“
- Samstag, 24. Februar 2018 @ 14:49
Ina Pree über Feminismus heute
Die politische Lage ist geprägt von Befürchtungen gesellschaftlichen Rückschritts. Soziale Sicherungssysteme erfahren schwere Angriffe, die Kulturszene soll totgespart werden, Kindergartengebühren werden eingeführt. Neue Rechte und konservative Kräfte verschieben jeden Tag öffentliche Diskurse ein Stück weiter – nach rechts außen. Ihre Rhetorik ist geprägt von völkischen, rassistischen, autoritären und antifeministischen Inhalten. Die Gegenwart zeigt, wie hartnäckig durchzogen unsere gesellschaftlichen Strukturen und Muster von geschlechtsspezifischen Vorstellungen und Diskriminierungen noch immer sind.
Wie sie Wissenschaft, Politik, Gewaltdebatten und uns alle alltäglich prägen. Eigentlich müssten wir doch nach drei Wellen der Frauenbewegungen seit dem Ende des 19. Jahrhundert schon viel weiter sein – oder? Viel weiter als, dass 2017 der Nobelpreis ausschließlich an weiße Männer verliehen wird.
Wann greifen sie, die Maßnahmen, dass Frauen in Wissenschaft und Forschung gefördert und sichtbar werden. Noch immer beherrschen geschlechtsspezifische Vorstellungen die Bildungswege junger Menschen. Noch immer werden Männer als die naturwissenschaftlich Begabteren strukturell bevorzugt.
Viel weiter als, dass der Frauenanteil im Nationalrat nach der letzten Wahl 34 Prozent beträgt (plus drei Prozent). Wann repräsentieren gewählte Personen endlich auch diejenigen, die sie wählen. Noch immer werden Regierungsaufgaben und politische Ämter mit männlich konnotierten Eigenschaften verbunden. Macht, Verhandlungsstärke und Rationalität wird Frauen weniger zugetraut und sie werden auch hier strukturell benachteiligt.
In Oberösterreich werden von insgesamt 442 BürgermeisterInnenposten nur 30 von Frauen besetzt. Sogar die Namen Johann und Franz sind häufiger vertreten. Was bestimmt nicht am fehlenden politischen Interesse von Frauen liegt, sondern mehr daran, dass Betreuungspflichten und Reproduktionsarbeit nach wie vor von ihnen erwartet wird und diese sich selten mit einem 60 Stunden Vernetzungs- und Präsenzjob verbinden lassen.
Viel weiter als, dass mediale Debatten wie beispielsweise jene wie um den Hashtag #MeToo, durchzogen sind von Handlungsempfehlungen an Frauen wie „Geh Mäderl seids doch net so ...“. #MeToo wurde im Zuge des Weinstein-Skandals ins Leben gerufen und erfuhr enorme Verbreitung, um sexuelle Belästigungen und Übergriffe öffentlich zu machen. Noch immer geht es aber mehrheitlich darum, was Frauen anders machen müssen, um sich zu schützen. Noch immer wird nicht gefragt, warum vor allem Männer Grenzen nicht akzeptieren.
Diese Beispiele verdeutlichen Chancenungleichheiten, die auf die Lebensrealität von Frauen immense Auswirkungen haben. Im Erwerbsleben, im politischen Alltag und nicht zuletzt im privaten Umfeld. Die Verschiebung des Diskurses nach rechts verrückt nicht nur die Grenze des Sagbaren, sondern hat auch eine gesellschaftliche Umwälzung zur Folge. Für feministische Forderungen lässt dies keinen guten Nährboden erwarten. Im Gegenteil, diese Entwicklung lässt nur die Hoffnung aufleben, dass der Status quo aufrechterhalten werden kann. Und das vor dem Hintergrund, dass dieser alles andere als Chancengleichheit bedeutet.
Christina Pree ist Angestellte beim Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste und Studentin an der FH OÖ (Gesundheits-, Sozial und Publicmanagement)
Die politische Lage ist geprägt von Befürchtungen gesellschaftlichen Rückschritts. Soziale Sicherungssysteme erfahren schwere Angriffe, die Kulturszene soll totgespart werden, Kindergartengebühren werden eingeführt. Neue Rechte und konservative Kräfte verschieben jeden Tag öffentliche Diskurse ein Stück weiter – nach rechts außen. Ihre Rhetorik ist geprägt von völkischen, rassistischen, autoritären und antifeministischen Inhalten. Die Gegenwart zeigt, wie hartnäckig durchzogen unsere gesellschaftlichen Strukturen und Muster von geschlechtsspezifischen Vorstellungen und Diskriminierungen noch immer sind.
Wie sie Wissenschaft, Politik, Gewaltdebatten und uns alle alltäglich prägen. Eigentlich müssten wir doch nach drei Wellen der Frauenbewegungen seit dem Ende des 19. Jahrhundert schon viel weiter sein – oder? Viel weiter als, dass 2017 der Nobelpreis ausschließlich an weiße Männer verliehen wird.
Wann greifen sie, die Maßnahmen, dass Frauen in Wissenschaft und Forschung gefördert und sichtbar werden. Noch immer beherrschen geschlechtsspezifische Vorstellungen die Bildungswege junger Menschen. Noch immer werden Männer als die naturwissenschaftlich Begabteren strukturell bevorzugt.
Viel weiter als, dass der Frauenanteil im Nationalrat nach der letzten Wahl 34 Prozent beträgt (plus drei Prozent). Wann repräsentieren gewählte Personen endlich auch diejenigen, die sie wählen. Noch immer werden Regierungsaufgaben und politische Ämter mit männlich konnotierten Eigenschaften verbunden. Macht, Verhandlungsstärke und Rationalität wird Frauen weniger zugetraut und sie werden auch hier strukturell benachteiligt.
In Oberösterreich werden von insgesamt 442 BürgermeisterInnenposten nur 30 von Frauen besetzt. Sogar die Namen Johann und Franz sind häufiger vertreten. Was bestimmt nicht am fehlenden politischen Interesse von Frauen liegt, sondern mehr daran, dass Betreuungspflichten und Reproduktionsarbeit nach wie vor von ihnen erwartet wird und diese sich selten mit einem 60 Stunden Vernetzungs- und Präsenzjob verbinden lassen.
Viel weiter als, dass mediale Debatten wie beispielsweise jene wie um den Hashtag #MeToo, durchzogen sind von Handlungsempfehlungen an Frauen wie „Geh Mäderl seids doch net so ...“. #MeToo wurde im Zuge des Weinstein-Skandals ins Leben gerufen und erfuhr enorme Verbreitung, um sexuelle Belästigungen und Übergriffe öffentlich zu machen. Noch immer geht es aber mehrheitlich darum, was Frauen anders machen müssen, um sich zu schützen. Noch immer wird nicht gefragt, warum vor allem Männer Grenzen nicht akzeptieren.
Diese Beispiele verdeutlichen Chancenungleichheiten, die auf die Lebensrealität von Frauen immense Auswirkungen haben. Im Erwerbsleben, im politischen Alltag und nicht zuletzt im privaten Umfeld. Die Verschiebung des Diskurses nach rechts verrückt nicht nur die Grenze des Sagbaren, sondern hat auch eine gesellschaftliche Umwälzung zur Folge. Für feministische Forderungen lässt dies keinen guten Nährboden erwarten. Im Gegenteil, diese Entwicklung lässt nur die Hoffnung aufleben, dass der Status quo aufrechterhalten werden kann. Und das vor dem Hintergrund, dass dieser alles andere als Chancengleichheit bedeutet.
Christina Pree ist Angestellte beim Verein zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste und Studentin an der FH OÖ (Gesundheits-, Sozial und Publicmanagement)