Nur noch 57 Jahre!
- Samstag, 24. Februar 2018 @ 14:47
Brigitte Prombergers Editorial zum internationalen Frauentag 2018
Das Frustrierende beim Verfassen der jährlichen Artikel zum 8. März sind die Verweise auf die Vergangenheit, der Blick auf die Entstehung der Bewegung der Frauen für ihre Rechte – und die Feststellung, wie weit wir bisher gekommen sind, bzw. wo wir nun stehen. Immerhin, hundert Jahre Frauenwahlrecht in Österreich ist ja auch schon was. Und laut Gleichstellungsindex Arbeitsmarkt ist die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt bereits im Jahr 2075 erreicht, sollte es in diesem Tempo weiter gehen.
Die Geschwindigkeit der Veränderungen hat sich sehr wohl verändert. Und zwar in die eine Richtung, die es nun mehr allein zu geben scheint: Neokapitalismus. Alles und alle unterliegen den Interessen der globalen Wirtschaft, den Finanzspekulationen. Dem Mithalten-Können werden unter dem fadenscheinigen Argument „es geht um unsere Arbeitsplätze“ die Errungenschaften der Arbeiter*innenbewegung bereitwillig geopfert: der Sozialstaat samt Gesundheitswesen, Sozialleistungen, Bildungszugang für alle, Vorsorgeleistungen für Arbeitslose und Pensionen. Und der Kampf um Gleichberechtigung.
Die Sozialdemokratie hat mit ihren Regierungsbeteiligungen die Weichen dafür gestellt, in einer Art Neoliberalismus-Light Lösungen gesucht. Ihre Nachfolgeregierungen greifen dankbar zu und machen Ernst.
Prekäre Arbeitsverhältnisse wurden vor wenigen Jahren noch als Ausnahmen betitelt. Die Situation heute im Bundesland Salzburg: 150.000 Arbeitsverhältnisse sind Normalarbeitsverhältnisse, 100.000 sind es nicht mehr. Schwer zu erraten, wer überwiegend aus der „Normalität“ rausgeflogen ist.
Sämtliche Einschnitte, welche die Regierung am Plan hat, treffen in überdurchschnittlichem Ausmaß uns Frauen. Auch deshalb, weil sich in Sachen Rollenbilder viel zu wenig verändert hat. So bleibt uns jetzt die Möglichkeit, die nächsten 57 Jahre, also bis 2075, abzuwarten, dass wir Gleichstellung erlangen – oder laut und sichtbar aufzutreten! Das Frauenvolksbegehren 2.0 – frauenvolksbegehren.at – ist eine Möglichkeit dazu.
Es genügt nicht mehr, die eine oder andere Verbesserung in einer geregelten Arbeitswelt, die es zunehmend nicht mehr gibt, auszuverhandeln. Es ist Zeit aufzustehen, zu fordern, zu kämpfen!
Brigitte Promberger ist Kulturarbeiterin und Betriebsrätin im Literaturhaus Salzburg und GLB-Arbeiterkammerrätin
Das Frustrierende beim Verfassen der jährlichen Artikel zum 8. März sind die Verweise auf die Vergangenheit, der Blick auf die Entstehung der Bewegung der Frauen für ihre Rechte – und die Feststellung, wie weit wir bisher gekommen sind, bzw. wo wir nun stehen. Immerhin, hundert Jahre Frauenwahlrecht in Österreich ist ja auch schon was. Und laut Gleichstellungsindex Arbeitsmarkt ist die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt bereits im Jahr 2075 erreicht, sollte es in diesem Tempo weiter gehen.
Die Geschwindigkeit der Veränderungen hat sich sehr wohl verändert. Und zwar in die eine Richtung, die es nun mehr allein zu geben scheint: Neokapitalismus. Alles und alle unterliegen den Interessen der globalen Wirtschaft, den Finanzspekulationen. Dem Mithalten-Können werden unter dem fadenscheinigen Argument „es geht um unsere Arbeitsplätze“ die Errungenschaften der Arbeiter*innenbewegung bereitwillig geopfert: der Sozialstaat samt Gesundheitswesen, Sozialleistungen, Bildungszugang für alle, Vorsorgeleistungen für Arbeitslose und Pensionen. Und der Kampf um Gleichberechtigung.
Die Sozialdemokratie hat mit ihren Regierungsbeteiligungen die Weichen dafür gestellt, in einer Art Neoliberalismus-Light Lösungen gesucht. Ihre Nachfolgeregierungen greifen dankbar zu und machen Ernst.
Prekäre Arbeitsverhältnisse wurden vor wenigen Jahren noch als Ausnahmen betitelt. Die Situation heute im Bundesland Salzburg: 150.000 Arbeitsverhältnisse sind Normalarbeitsverhältnisse, 100.000 sind es nicht mehr. Schwer zu erraten, wer überwiegend aus der „Normalität“ rausgeflogen ist.
Sämtliche Einschnitte, welche die Regierung am Plan hat, treffen in überdurchschnittlichem Ausmaß uns Frauen. Auch deshalb, weil sich in Sachen Rollenbilder viel zu wenig verändert hat. So bleibt uns jetzt die Möglichkeit, die nächsten 57 Jahre, also bis 2075, abzuwarten, dass wir Gleichstellung erlangen – oder laut und sichtbar aufzutreten! Das Frauenvolksbegehren 2.0 – frauenvolksbegehren.at – ist eine Möglichkeit dazu.
Es genügt nicht mehr, die eine oder andere Verbesserung in einer geregelten Arbeitswelt, die es zunehmend nicht mehr gibt, auszuverhandeln. Es ist Zeit aufzustehen, zu fordern, zu kämpfen!
Brigitte Promberger ist Kulturarbeiterin und Betriebsrätin im Literaturhaus Salzburg und GLB-Arbeiterkammerrätin