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Internationales Gewerkschaftsforum

  • Dienstag, 12. September 2017 @ 22:00
International
Oliver Jonischkeit über Gewerkschaften in Syrien

Am 11. und 12. September 2017 fand in Damaskus ein vom Syrischen Gewerkschaftsverband und dem Weltgewerkschaftsbund (WGB) organisiertes internationales Gewerkschaftsforum statt. Beeindruckend bereits die Anreise mit dem Auto von Beirut durch die Bekaa-Ebene zur libanesisch-syrischen Grenze und weiter nach Damaskus. Kolleg_innen von 56 arabischen und internationalen Organisationen, über hundert Gewerkschafter_innen, Intellektuelle sowie Journalist_innen aus über 40 Ländern haben daran teilgenommen.

Am ersten Tag wurde in zwei Themenblöcken über die Auswirkungen und Ursachen des Terrors diskutiert, dazu gab es zahlreiche Wortmeldungen. Beispielsweise von Ghossan Ghosn, Generalsekretär der Internationalen Föderation Arabischer Gewerkschaften, der die Solidarität im Kampf gegen den Terrorismus erneuerte. WGB-Generalsekretär George Mavrikos erinnerte an die große Geschichte der Zivilisation in dieser Region.

Oliver Jonischkeit bedauerte, dass aus dem sogenannten „arabischen Frühling“ nicht nur in Syrien, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern der Region ein „arabischer Winter“ wurde und sprach sich gegen Terror und Krieg, aber auch gegen Sanktionen aus, unter die beispielsweise zahlreiche dringend benötigte Medikamente fallen. Zudem betonte er die Solidarität auch mit jenen, die vor Krieg und Zerstörung ihre Heimat verlassen haben und nun etwa auch in Österreich sind. Völlig inakzeptabel sei es, die Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Jene, die bei uns in Österreich sind, müssten unter menschenwürdigen Bedingungen leben können. Beeindruckend waren auch die kämpferischen Beiträge der arabischen Kolleginnen aus Palästina und anderen Ländern. Mit einem Kulturprogramm endete der erste Tag.

Am nächsten Tag gab es wieder zwei Themenblöcke – so auch über die Rolle der Massenmedien in Europa und die Auswirkungen der Sanktionen, von denen Syrien betroffen ist. In einigen Gebieten Syriens herrscht nach wie vor Krieg - in anderen wurde bereits mit dem Wiederaufbau begonnen bzw. wird dieser vorbereitet. Dies war auch das Hauptziel einer internationalen Handelsmesse in Damaskus, die nur einige Tage vor der Internationalen Gewerkschaftskonferenz stattfand.

Es bleibt zu hoffen, dass der Krieg in Syrien langsam zu Ende geht und Gewerkschaften wieder über die Arbeit in den Betrieben berichten können, statt Märtyrer_innenlisten ihrer in zerbombten Fabriken umgekommenen Mitglieder zu verschicken. Künftig sollte es auch in Syrien wieder vor allem um höhere Löhne, soziale Sicherheit, die Rechte der Frauen und vieles mehr gehen.

Mit einer gemeinsam beschlossenen Resolution der Solidarität mit den syrischen Kolleg_innen endete der offizielle Teil der Konferenz. Nachmittags gab es einen Ausflug nach Damaskus, so auch zur berühmten Ommayaden-Moschee, aber auch zum Basar rund um die Moschee. Während andere Gebiete zerstört und in anderen noch Krieg herrscht, herrscht hier reges Treiben. Alleine die vielen Checkpoints erinnern daran, dass der Krieg noch nicht vorbei ist. Besonders empfehlenswert: das berühmte Eis von Damaskus bei Bakdash.

Mit einem weiteren gemeinsamen Abend im Kreis vieler Kolleginnen und Kollegen aus Europa, aber auch aus dem arabischen Raum, ging dieses 3. Internationale Gewerkschaftsforum der Solidarität zu Ende.

Oliver Jonischkeit ist Bundessekretär des GLB und Vertreter im WGB