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Alternative Repair Café

  • Freitag, 8. Dezember 2017 @ 09:16
Meinung
Christian Kaserer über Reparieren kontra Wegwerfen

Die Zukunft wird ökologisch sein, oder sie wird nicht sein. Das Verschwinden der Grünen aus dem Parlament machte deutlich, dass sie als ökologische Partei in einem Land der zunehmenden Zukunftsängste ihre Relevanz zumindest kurzzeitig verloren haben. Betrachtet man die zu erwartenden Entwicklungen in Österreich die Arbeitspolitik betreffend, so mag das auf den ersten Blick verständlich erscheinen. Auch die internationalen Entwicklungen machen dies schnell begreiflich und lassen nichts Gutes für unsere Zukunft erahnen. Vergessen wird dabei jedoch oft, dass unsere Zukunft – nicht die kurz-, sondern mittel- und langfristige Zukunft – von eben genau diesem ökologischen Aspekt abhängt.

Die globale Erwärmung wird nicht nur Ernten zerstören und zu einer Invasion der nordischen Länder von bisher unbekannten Tierarten führen, sondern gerade im Süden ganze Staaten vernichten und zu Fluchtbewegungen unbekannten Ausmaßes führen. Ängste davor schüren viele, doch ist psychologisch mehrfach belegt worden, dass das menschliche Gehirn Aussichten in der fernen Zukunft nicht adäquat begegnen kann und sich kurzfristigeren und unmittelbareren Gefahren widmet.

Fühlbar sein

Dem Aspekt des Ökologischen muss folglich eine fühl- und erlebbare Komponente beigemischt werden. Ein Pilotversuch ist die gerade in Oberösterreich gestartete Kampagne „Reparieren muss sich lohnen“ der Linken Gewerkschaftsjugend. Ziel ist es, den Umweltschutz auf kleine Teile aus dem alltäglichen Leben herunterzubrechen. Wir alle wissen, dass zum Exempel gerade elektronische Geräte wie Drucker mit Chips ausgestattet sind, welche das Gerät nach einer gewissen Lebensdauer kaputt wirken lassen – geplante Obsoleszenz nennt man dies.

Natürlich ist das illegal, aber schwer nachzuweisen. Konkret stellt es Menschen vor das Problem, dass entsprechende Geräte regelmäßige Kosten verursachen, da sie entweder teuer repariert oder ebenso teuer neu gekauft werden müssen. Das Loch in den sowieso knappen Kassen vergrößert sich also weiter. Während in Oberösterreich dies also mit entsprechenden Flyern thematisiert wird, bietet man ebenso eine einfache greifbare Lösung an: Repair Cafès.

Technisch versierte Menschen bieten kostenfrei ihre Dienste zu einem gewissen Termin an, um Drucker, Toaster und so fort wenn möglich zu reparieren. Den Menschen spart es Geld und es verringert überdies die wuchernden Tonnen an jährlich erzeugtem Elektroschrott. Natürlich handelt es sich dabei um ein Thema, welches – wenn überhaupt – nur peripher im gewerkschaftlichen Kampf einen Platz hat, doch steht dahinter ein ernsthafterer Gedanke: Wenn es gelingt ein so großes Thema erfolgreich herunterzubrechen und damit Menschen anzusprechen, so kann dies als Blaupause dazu dienen, den gerade in Österreich vergessenen Klassenkampf sukzessive wieder zu thematisieren und somit die Gewerkschaftsbewegung insgesamt zu stärken.

Christian Kaserer studierte Germanistik und arbeitet in einem IT-Betrieb in Wien