Selbstbedienungsladen der Nation
- Mittwoch, 12. Juli 2017 @ 11:47
Michael Heindl über den Lohn
In diesem Land gibt es drei Geldsummen, die von ganz bedeutender Interesse sind: Erstens den Staatshaushalt - er müsse kommen, was er will, ganz gleich, wie viel es ist. Zweitens den Gewinn „unserer Wirtschaft“ - bei ihm kommt es auf das Wachstum an. Und drittens den Lohn - der ist die einzige Kost, die ja nicht zu hoch sein darf, weil er sonst „Schäden anrichtet“: Die Schädigung derer, die von ihm leben, ist dabei immer selbstverständlich. Einen Klassengegensatz oder gar Klassenkampf mag in diesen genannten Standpunkten niemand entdecken, und das deshalb, weil er von oben gesagt und praktiziert wird!
Lohnsenkung der ersten Art
Dass die Geldsumme, von der ein/e ArbeiterIn einen Monat über die Runden kommen muss, Jahr für Jahr steigen würde, ist falsch. Eine Umsetzung auf einen anderen, vom Unternehmen anders bewerteten Arbeitsplatz, und schon sieht die letzte Zahl auf dem Lohnzettel ganz anders aus. Die niedrigen Kollektivvertragsabschlüsse der letzten Jahre sorgen noch nicht einmal für einen Ausgleich der Lohnabzüge (abgesehen einer hochgelobten Steuerreform, welche angesichts des immer größer werdenden Anteils der Niedriglöhne, wie ein Hohn erscheint).
Klar darf das Proletariat nicht „über die Maßen“ für den Staatshaushalt geschädigt werden, dafür verschuldet sich ja dieser mittels Staatsanleihen, welche eine Antizipation auf zukünftige Steuereinnahmen ist. Sinkender „Nominallohn“ – das sorgt eventuell noch für Aufregung bei den Betroffenen und ein wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, wenn Betriebe von sich aus den Lohn unter Androhung von Kündigungen heruntersetzen.
Lohnsenkung der zweiten Art
Was man mit der monatlichen Geldsumme anfangen kann, wird von Jahr zu Jahr weniger. Dafür sorgen die marktwirtschaftlichen Preissteigerungen der Unternehmer und die Mieterhöhungen der Haus- und Grundbesitzer. Auch hier bieten Kollektivvertragserhöhungen längst keinen Ausgleich mehr. Sinkender „Reallohn“ – das erzeugt allenfalls Ärger über „halsabschneiderische Geschäftsleute und Vermieter“. Als Lohnsenkung sieht das keiner.
Und die Gewerkschaft sieht völlig ein, dass man Unternehmer, wenn sie sich schon so gelungen über ihre Preise am Lohn bedienen, doch nicht über die Lohnrunde „schädigen“ darf. Fürs Zurechtkommen der ArbeiterInnen mit der geringen Kaufkraft des Lohns gibt es Tipps und Tricks von der AK – schließlich ist die Gewerkschaft ja nur für ihre „vernünftigen“ Lohnrunden zuständig. Also zieht auch niemand den Schluss: ArbeiterInnen brauchen Lohnerhöhungen, von denen sie sich steigende Preise und Mieten leisten können.
Lohnsenkung der dritten Art
… geht schon gleich ohne Aufregung über die Bühne. Die Bedingung, unter der Kapitalisten ArbeiterInnen anstellen, heißt nämlich, dass sich ihre Arbeit für sie in einem ständig wachsenden Geschäft niederzuschlagen hat. Belegschaften, die über Jahre hinaus zuverlässig gleichbleibende Leistungen erbringen, sind für „unsere Wirtschaft“ ganz und gar unbrauchbar. Gleicher Lohn für gleiche Leistung – wo bliebe denn da die Konkurrenzfähigkeit „unserer Betriebe“?
Im Verhältnis zum Reichtum, den die ArbeiterInnen zu schaffen haben, wird also das, was ihnen an Lebensnotwendigkeiten zugestanden wird, also der Wert der Ware Arbeitskraft, ständig gesenkt. Lohnzahlungen kommen nur dann in Frage, wenn sich der Lohn für die Firma, die sie unter ihren Kosten verbucht, immer mehr lohnt. Für die ArbeiterInnen gilt dieses Verhältnis logischerweise umgekehrt. Egal, ob die Summe auf dem Lohnzettel gleich bleibt oder nicht, ihre Arbeit lohnt sich für sie immer weniger. Produktivitätssteigerung durch moderne Maschinen heißt allemal, dass den an ihr Beschäftigten pro Arbeitsstunde im Vergleich zu früher ein Vielfaches mehr an Arbeit abverlangt wird.
Was das heißt, kriegen die Betroffenen täglich zu spüren. Wie sie damit zurechtkommen, ist ihre eigene Sache. Die Höhe des Stundenlohnes ist eine ganz andere Frage. Die ist ja fix durch Kollektivvertrag geregelt. Solange die Lohnsumme gleich bleibt, will offensichtlich niemand in der Erhöhung der Arbeitsleistung eine Verschlechterung seiner Bezahlung sehen.
Was würde man wohl im normalen Leben zu einem Kaufvertrag sagen, bei dem die Summe fix vereinbart ist, was aber dafür geleistet wird, ganz dem Käufer überlassen bleibt?
Beim Lohnvertrag ist dieses Verhältnis das einzig vernünftige!
Michael Heindl ist GLB-Aktivist in Wien
In diesem Land gibt es drei Geldsummen, die von ganz bedeutender Interesse sind: Erstens den Staatshaushalt - er müsse kommen, was er will, ganz gleich, wie viel es ist. Zweitens den Gewinn „unserer Wirtschaft“ - bei ihm kommt es auf das Wachstum an. Und drittens den Lohn - der ist die einzige Kost, die ja nicht zu hoch sein darf, weil er sonst „Schäden anrichtet“: Die Schädigung derer, die von ihm leben, ist dabei immer selbstverständlich. Einen Klassengegensatz oder gar Klassenkampf mag in diesen genannten Standpunkten niemand entdecken, und das deshalb, weil er von oben gesagt und praktiziert wird!
Lohnsenkung der ersten Art
Dass die Geldsumme, von der ein/e ArbeiterIn einen Monat über die Runden kommen muss, Jahr für Jahr steigen würde, ist falsch. Eine Umsetzung auf einen anderen, vom Unternehmen anders bewerteten Arbeitsplatz, und schon sieht die letzte Zahl auf dem Lohnzettel ganz anders aus. Die niedrigen Kollektivvertragsabschlüsse der letzten Jahre sorgen noch nicht einmal für einen Ausgleich der Lohnabzüge (abgesehen einer hochgelobten Steuerreform, welche angesichts des immer größer werdenden Anteils der Niedriglöhne, wie ein Hohn erscheint).
Klar darf das Proletariat nicht „über die Maßen“ für den Staatshaushalt geschädigt werden, dafür verschuldet sich ja dieser mittels Staatsanleihen, welche eine Antizipation auf zukünftige Steuereinnahmen ist. Sinkender „Nominallohn“ – das sorgt eventuell noch für Aufregung bei den Betroffenen und ein wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, wenn Betriebe von sich aus den Lohn unter Androhung von Kündigungen heruntersetzen.
Lohnsenkung der zweiten Art
Was man mit der monatlichen Geldsumme anfangen kann, wird von Jahr zu Jahr weniger. Dafür sorgen die marktwirtschaftlichen Preissteigerungen der Unternehmer und die Mieterhöhungen der Haus- und Grundbesitzer. Auch hier bieten Kollektivvertragserhöhungen längst keinen Ausgleich mehr. Sinkender „Reallohn“ – das erzeugt allenfalls Ärger über „halsabschneiderische Geschäftsleute und Vermieter“. Als Lohnsenkung sieht das keiner.
Und die Gewerkschaft sieht völlig ein, dass man Unternehmer, wenn sie sich schon so gelungen über ihre Preise am Lohn bedienen, doch nicht über die Lohnrunde „schädigen“ darf. Fürs Zurechtkommen der ArbeiterInnen mit der geringen Kaufkraft des Lohns gibt es Tipps und Tricks von der AK – schließlich ist die Gewerkschaft ja nur für ihre „vernünftigen“ Lohnrunden zuständig. Also zieht auch niemand den Schluss: ArbeiterInnen brauchen Lohnerhöhungen, von denen sie sich steigende Preise und Mieten leisten können.
Lohnsenkung der dritten Art
… geht schon gleich ohne Aufregung über die Bühne. Die Bedingung, unter der Kapitalisten ArbeiterInnen anstellen, heißt nämlich, dass sich ihre Arbeit für sie in einem ständig wachsenden Geschäft niederzuschlagen hat. Belegschaften, die über Jahre hinaus zuverlässig gleichbleibende Leistungen erbringen, sind für „unsere Wirtschaft“ ganz und gar unbrauchbar. Gleicher Lohn für gleiche Leistung – wo bliebe denn da die Konkurrenzfähigkeit „unserer Betriebe“?
Im Verhältnis zum Reichtum, den die ArbeiterInnen zu schaffen haben, wird also das, was ihnen an Lebensnotwendigkeiten zugestanden wird, also der Wert der Ware Arbeitskraft, ständig gesenkt. Lohnzahlungen kommen nur dann in Frage, wenn sich der Lohn für die Firma, die sie unter ihren Kosten verbucht, immer mehr lohnt. Für die ArbeiterInnen gilt dieses Verhältnis logischerweise umgekehrt. Egal, ob die Summe auf dem Lohnzettel gleich bleibt oder nicht, ihre Arbeit lohnt sich für sie immer weniger. Produktivitätssteigerung durch moderne Maschinen heißt allemal, dass den an ihr Beschäftigten pro Arbeitsstunde im Vergleich zu früher ein Vielfaches mehr an Arbeit abverlangt wird.
Was das heißt, kriegen die Betroffenen täglich zu spüren. Wie sie damit zurechtkommen, ist ihre eigene Sache. Die Höhe des Stundenlohnes ist eine ganz andere Frage. Die ist ja fix durch Kollektivvertrag geregelt. Solange die Lohnsumme gleich bleibt, will offensichtlich niemand in der Erhöhung der Arbeitsleistung eine Verschlechterung seiner Bezahlung sehen.
Was würde man wohl im normalen Leben zu einem Kaufvertrag sagen, bei dem die Summe fix vereinbart ist, was aber dafür geleistet wird, ganz dem Käufer überlassen bleibt?
Beim Lohnvertrag ist dieses Verhältnis das einzig vernünftige!
Michael Heindl ist GLB-Aktivist in Wien