Steirische Frauengeschichte
- Mittwoch, 19. April 2017 @ 14:15
Buchtipp von Daniela Katzensteiner
Die „Geschichte der Frauen in der Steiermark. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart“ von Karin M. Schmidlechner, Anita Ziegerhofer, Michaela Sohn-Kronthaler, Ute Sonnleitner und Elisabeth Holzer stellt den Anspruch, einen Beitrag zur steirischen Regionalgeschichte von 1848 bis in die Gegenwart aus einem spezifisch feministischen Blickwinkel zu leisten und beleuchtet die Lebenswelten von Frauen in den Bereichen Politik, Recht, Bildung, Arbeit, Gesellschaft, Religion und Kultur. Der Fokus dieser Rezension liegt auf dem Kapitel „Weibliche Arbeitswelten“. Typisch weibliche Arbeitsfelder waren bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Landwirtschaft und Dienstmädchengewerbe, mit fortschreitender Industrialisierung auch die Fabrikarbeit. Hierbei nahmen Frauen meist ungelernte Arbeiten an und bekamen bewusst weniger Lohn als Männer, um als Lohndrückerinnen eingesetzt zu werden. Von Seiten des Gesetzgebers waren sie gänzlich ungeschützt. Auch Dienstmädchen waren nicht rechtlich abgesichert und oftmals der Willkür ihrer DienstherrInnen ausgesetzt. Erst mit der Gewerbeordnung von 1859 wurden arbeits-und sozialrechtliche Gesetze auch für werktätige Frauen erlassen.
Während der Austrofaschismus konservative Geschlechterverhältnisse einzementieren wollte um die Frauenberufstätigkeit zurückzudrängen, waren arbeitende Frauen in beiden Weltkriegen als Ersatz für männliche Arbeitskraft erforderlich. Zunächst beschränkt auf typisch Frauen zugeschriebene Tätigkeiten wie Krankenpflege wurden Frauen mit zunehmender Kriegsdauer auch für den Postdienst oder als Kraftwagenlenkerinnen eingesetzt.
Nach 1945 war man bestrebt, die alten Strukturen wiederherzustellen. Von der Wirtschaft nicht mehr benötigt sollten sich Frauen wieder Haushalt und Familie widmen. Ein Großteil weiterhin berufstätiger Frauen arbeitete in schlecht bezahlten Berufen und musste zudem Pflichten im Haushalt übernehmen. Erst 1979 wurde per Gesetz die Gleichheit in Lohnfestsetzungen vorgeschrieben. Jedoch immer noch verdienen Männer im Durchschnitt um einiges mehr als Frauen.
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der steirischen Frauen. Die Gliederung und Einbettung der Thematik „Weibliche Arbeitswelten“ in großen Zäsuren des untersuchten Zeitraumes zeigt die Rückkoppelung wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen auf die ökonomischen Realitäten von Frauen. Das Buch zeigt die Auswirkungen sich verändernder Strukturen in der Wirtschaft für Frauen, wie auch deren Beitrag zu bestimmten Entwicklungen auf.
Es wird deutlich, mit welchen Schwierigkeiten Frauen im beruflichen Arbeitsumfeld zu kämpfen hatten, aber auch welche Chancen sich etwa durch das Fehlen männlicher Arbeitskraft ergeben. Frauen sind keine homogene Gruppe: Ihre Lebensrealitäten und Bedürfnisse sind von ihrer sozialen Herkunft geprägt. Allgemein verständlich wird im Kapitel „Weibliche Arbeitswelten“ ein Einblick in weibliche Arbeitsrealitäten von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart gewährt. Eine stark strukturelle Betrachtung wird durch einzelne Frauenportraits ergänzt.
Die Publikation ist sowohl einem interessierten Laienpublikum als auch Fachleuten mit Interesse an der steirischen Regionalgeschichte und explizit weiblicher Geschichtsschreibung zu empfehlen und eröffnet Perspektiven und Fragestellungen für weitere Forschungen.
Die „Geschichte der Frauen in der Steiermark. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart“ von Karin M. Schmidlechner, Anita Ziegerhofer, Michaela Sohn-Kronthaler, Ute Sonnleitner und Elisabeth Holzer stellt den Anspruch, einen Beitrag zur steirischen Regionalgeschichte von 1848 bis in die Gegenwart aus einem spezifisch feministischen Blickwinkel zu leisten und beleuchtet die Lebenswelten von Frauen in den Bereichen Politik, Recht, Bildung, Arbeit, Gesellschaft, Religion und Kultur. Der Fokus dieser Rezension liegt auf dem Kapitel „Weibliche Arbeitswelten“. Typisch weibliche Arbeitsfelder waren bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Landwirtschaft und Dienstmädchengewerbe, mit fortschreitender Industrialisierung auch die Fabrikarbeit. Hierbei nahmen Frauen meist ungelernte Arbeiten an und bekamen bewusst weniger Lohn als Männer, um als Lohndrückerinnen eingesetzt zu werden. Von Seiten des Gesetzgebers waren sie gänzlich ungeschützt. Auch Dienstmädchen waren nicht rechtlich abgesichert und oftmals der Willkür ihrer DienstherrInnen ausgesetzt. Erst mit der Gewerbeordnung von 1859 wurden arbeits-und sozialrechtliche Gesetze auch für werktätige Frauen erlassen.
Während der Austrofaschismus konservative Geschlechterverhältnisse einzementieren wollte um die Frauenberufstätigkeit zurückzudrängen, waren arbeitende Frauen in beiden Weltkriegen als Ersatz für männliche Arbeitskraft erforderlich. Zunächst beschränkt auf typisch Frauen zugeschriebene Tätigkeiten wie Krankenpflege wurden Frauen mit zunehmender Kriegsdauer auch für den Postdienst oder als Kraftwagenlenkerinnen eingesetzt.
Nach 1945 war man bestrebt, die alten Strukturen wiederherzustellen. Von der Wirtschaft nicht mehr benötigt sollten sich Frauen wieder Haushalt und Familie widmen. Ein Großteil weiterhin berufstätiger Frauen arbeitete in schlecht bezahlten Berufen und musste zudem Pflichten im Haushalt übernehmen. Erst 1979 wurde per Gesetz die Gleichheit in Lohnfestsetzungen vorgeschrieben. Jedoch immer noch verdienen Männer im Durchschnitt um einiges mehr als Frauen.
Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der steirischen Frauen. Die Gliederung und Einbettung der Thematik „Weibliche Arbeitswelten“ in großen Zäsuren des untersuchten Zeitraumes zeigt die Rückkoppelung wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen auf die ökonomischen Realitäten von Frauen. Das Buch zeigt die Auswirkungen sich verändernder Strukturen in der Wirtschaft für Frauen, wie auch deren Beitrag zu bestimmten Entwicklungen auf.
Es wird deutlich, mit welchen Schwierigkeiten Frauen im beruflichen Arbeitsumfeld zu kämpfen hatten, aber auch welche Chancen sich etwa durch das Fehlen männlicher Arbeitskraft ergeben. Frauen sind keine homogene Gruppe: Ihre Lebensrealitäten und Bedürfnisse sind von ihrer sozialen Herkunft geprägt. Allgemein verständlich wird im Kapitel „Weibliche Arbeitswelten“ ein Einblick in weibliche Arbeitsrealitäten von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart gewährt. Eine stark strukturelle Betrachtung wird durch einzelne Frauenportraits ergänzt.
Die Publikation ist sowohl einem interessierten Laienpublikum als auch Fachleuten mit Interesse an der steirischen Regionalgeschichte und explizit weiblicher Geschichtsschreibung zu empfehlen und eröffnet Perspektiven und Fragestellungen für weitere Forschungen.