Verhöhnung per Kodex
- Dienstag, 7. Februar 2012 @ 08:13
Von Oliver Jonischkeit
Beeindruckend ist der „Code of Conduct“, der Verhaltens- und Ethikkodex der Österreichischen Post AG mit einem Vorwort von Generaldirektor Pölzl. Alle hervorgehobenen Zitate stammen aus diesem literarischen Werk. Schauen wir, ob die hehren Anforderungen auch der Wirklichkeit entsprechen: „Die Österreichische Post trägt … große gesellschaftliche Verantwortung“, da hat Pölzl in seinem Vorwort sicher recht, es geht aber weiter: „Unser Anspruch ist, dieser Verantwortung … durch die Art, wie wir ethisch agieren, gerecht zu werden“. Im Kodex geht es mit Versprechen weiter: „Wir wollen einen angemessenen Beitrag leisten, um soziale Bedürfnisse zu erfüllen“.
Entsprechend ist die Post als „größter Mensch-zu-Mensch-Dienstleister“, wie sie sich auf ihrer Homepage bezeichnet, immer auf der Suche nach engagierten und qualifizierten Personen. Sie erwartet von BewerberInnen, „ihren Job als Aufgabe zu verstehen, Bereitschaft und Verantwortung zu tragen und die Konzernzukunft aktiv mitzugestalten“. Dazu passend flatterte vielen WienerInnen vor einiger Zeit ein Hochglanzprospekt der Post mit Stellenangeboten ins Haus. Unter anderem wurde angeboten, von Beginn an bei der neuen „Medienzustell GmbH“ aktiv zu sein – wenn auch auf Basis schlecht bezahlter Teilzeitarbeit.
Nach der „feibra“, die zu 100 Prozent der Post AG gehört, soll nun offenbar ein weiteres Angebot an schlecht bezahlten Teilzeitarbeitsplätzen den Druck auf die Beschäftigten der Post erhöhen. Bereits seit einiger Zeit gibt es einen bereits schlechteren Kollektivvertrag für neue Beschäftigte, bei der Suche nach noch billigeren Möglichkeiten der Beschäftigung wurde die Post nun offenbar fündig.
Ethisch kein Problem war es für die Post auch, Transportleistungen an Unternehmen zu vergeben, die – wie sich kurz vor Weihnachten im Zuge einer Überprüfung durch die Finanzpolizei in Wien herausstellte, Steuerschulden haben bzw. ihre Beschäftigten teilweise nicht angemeldet hatten. Vier LKW wurden gleich an Ort und Stelle beschlagnahmt.
Die Kunden sind der Post natürlich auch besonders ans Herz gewachsen – daher wieder aus dem „Code of Conduct“: „Wir wollen als vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen werden – bei unseren Kunden, Aktionären, Geschäftspartnern und Beschäftigten“, so Pölzl im Vorwort zum „Code of Conduct“, in dem es heißt: Wir geben unseren Kunden ein klares Leistungsversprechen und halten dieses stets ein. … In Österreich garantieren wir … als Universaldienstleister die flächendeckende Versorgung mit Postdienstleistungen. … Wir alle sind die Post. Wir gehen offen und wertschätzend miteinander um. Wir respektieren alle Menschen.“
Nicht sonderlich respektiert fühlen sich u.a. die Einwohner von Pfunds, einer Tiroler Gemeinde, welcher der „Postpartner“ abhanden gekommen ist. Seit Jahresbeginn gibt es daher in der mit 2.600 Einwohnern größten Gemeinde der Region keine Postdienstleistungen, 20 Kilometer sind es bis zum nächsten Standort mit Postdienstleistungen. Von der mühsamen Kommunikation mit der Postzentrale, bei der er das Gefühl gehabt habe im Kreis zu rennen, berichtet Bürgermeister Witting in der „Tiroler Tageszeitung“, für die vor Jahreswechsel ebenfalls niemand vom Postmanagement erreichbar war.
Unabhängig davon forderte die Post von der Gemeinde einen jährlichen Förderbeitrag von 10.000 Euro, um einen neuen Postpartner installieren zu können, die Gemeinde hat dankend abgelehnt. Offenbar ist diese fast schon an Erpressung grenzende Geldbeschaffung der Post wichtiger als die im Postmarktgesetz verankerte „flächendeckende Versorgung“. Eine Studie des Landes Tirol bestätigt auch die immer prekärere Situation in peripheren Gebieten. Während dort in den letzten drei Jahren 66 Postämter in Tirol geschlossen wurden, gelang es der Post in diesen Regionen nur 56 neue Postpartner zu finden.
Der Tiroler AK-Präsident Zangerl dazu in der „Tiroler Tageszeitung“: „Die Post hält sich hier nicht an bestehende Gesetze“, eine Beschwerde bei der RTR (Rundfunk- und Regulierungsbehörde) wurde eingebracht. Der „Code of Conduct“ ist, passend zum Fasching, auf der Homepage der Post AG nachlesbar.
Oliver Jonischkeit ist Bundessekretär des GLB
Beeindruckend ist der „Code of Conduct“, der Verhaltens- und Ethikkodex der Österreichischen Post AG mit einem Vorwort von Generaldirektor Pölzl. Alle hervorgehobenen Zitate stammen aus diesem literarischen Werk. Schauen wir, ob die hehren Anforderungen auch der Wirklichkeit entsprechen: „Die Österreichische Post trägt … große gesellschaftliche Verantwortung“, da hat Pölzl in seinem Vorwort sicher recht, es geht aber weiter: „Unser Anspruch ist, dieser Verantwortung … durch die Art, wie wir ethisch agieren, gerecht zu werden“. Im Kodex geht es mit Versprechen weiter: „Wir wollen einen angemessenen Beitrag leisten, um soziale Bedürfnisse zu erfüllen“.
Entsprechend ist die Post als „größter Mensch-zu-Mensch-Dienstleister“, wie sie sich auf ihrer Homepage bezeichnet, immer auf der Suche nach engagierten und qualifizierten Personen. Sie erwartet von BewerberInnen, „ihren Job als Aufgabe zu verstehen, Bereitschaft und Verantwortung zu tragen und die Konzernzukunft aktiv mitzugestalten“. Dazu passend flatterte vielen WienerInnen vor einiger Zeit ein Hochglanzprospekt der Post mit Stellenangeboten ins Haus. Unter anderem wurde angeboten, von Beginn an bei der neuen „Medienzustell GmbH“ aktiv zu sein – wenn auch auf Basis schlecht bezahlter Teilzeitarbeit.
Nach der „feibra“, die zu 100 Prozent der Post AG gehört, soll nun offenbar ein weiteres Angebot an schlecht bezahlten Teilzeitarbeitsplätzen den Druck auf die Beschäftigten der Post erhöhen. Bereits seit einiger Zeit gibt es einen bereits schlechteren Kollektivvertrag für neue Beschäftigte, bei der Suche nach noch billigeren Möglichkeiten der Beschäftigung wurde die Post nun offenbar fündig.
Ethisch kein Problem war es für die Post auch, Transportleistungen an Unternehmen zu vergeben, die – wie sich kurz vor Weihnachten im Zuge einer Überprüfung durch die Finanzpolizei in Wien herausstellte, Steuerschulden haben bzw. ihre Beschäftigten teilweise nicht angemeldet hatten. Vier LKW wurden gleich an Ort und Stelle beschlagnahmt.
Die Kunden sind der Post natürlich auch besonders ans Herz gewachsen – daher wieder aus dem „Code of Conduct“: „Wir wollen als vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen werden – bei unseren Kunden, Aktionären, Geschäftspartnern und Beschäftigten“, so Pölzl im Vorwort zum „Code of Conduct“, in dem es heißt: Wir geben unseren Kunden ein klares Leistungsversprechen und halten dieses stets ein. … In Österreich garantieren wir … als Universaldienstleister die flächendeckende Versorgung mit Postdienstleistungen. … Wir alle sind die Post. Wir gehen offen und wertschätzend miteinander um. Wir respektieren alle Menschen.“
Nicht sonderlich respektiert fühlen sich u.a. die Einwohner von Pfunds, einer Tiroler Gemeinde, welcher der „Postpartner“ abhanden gekommen ist. Seit Jahresbeginn gibt es daher in der mit 2.600 Einwohnern größten Gemeinde der Region keine Postdienstleistungen, 20 Kilometer sind es bis zum nächsten Standort mit Postdienstleistungen. Von der mühsamen Kommunikation mit der Postzentrale, bei der er das Gefühl gehabt habe im Kreis zu rennen, berichtet Bürgermeister Witting in der „Tiroler Tageszeitung“, für die vor Jahreswechsel ebenfalls niemand vom Postmanagement erreichbar war.
Unabhängig davon forderte die Post von der Gemeinde einen jährlichen Förderbeitrag von 10.000 Euro, um einen neuen Postpartner installieren zu können, die Gemeinde hat dankend abgelehnt. Offenbar ist diese fast schon an Erpressung grenzende Geldbeschaffung der Post wichtiger als die im Postmarktgesetz verankerte „flächendeckende Versorgung“. Eine Studie des Landes Tirol bestätigt auch die immer prekärere Situation in peripheren Gebieten. Während dort in den letzten drei Jahren 66 Postämter in Tirol geschlossen wurden, gelang es der Post in diesen Regionen nur 56 neue Postpartner zu finden.
Der Tiroler AK-Präsident Zangerl dazu in der „Tiroler Tageszeitung“: „Die Post hält sich hier nicht an bestehende Gesetze“, eine Beschwerde bei der RTR (Rundfunk- und Regulierungsbehörde) wurde eingebracht. Der „Code of Conduct“ ist, passend zum Fasching, auf der Homepage der Post AG nachlesbar.
Oliver Jonischkeit ist Bundessekretär des GLB