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2010 neuer Spitzenwert bei Wertschöpfung erreicht

  • Montag, 14. November 2011 @ 15:06
News Nachhaltig bestätigt wird die Notwendigkeit einer Wertschöpfungsabgabe durch die Zahlen im Wertschöpfungsbarometer für 2010 der oö Arbeiterkammer meint Josef Stingl, Bundesvorsitzender der Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB). Laut AK ist der Überschuss pro Beschäftigten von 2004 bis 2010 um 53 Prozent auf 40,335 Euro gestiegen und liegt deutlich höher als im bisherigen Spitzenjahr 2007 vor der Finanzkrise. Während die Produktivität je Beschäftigten um 26,7 Prozent gestiegen ist, wuchs der Personalaufwand nur um 12,9 Prozent. Mit einem Auszahlungswert von 12.334 Euro pro Beschäftigten lag 2010 die durchschnittliche Gewinnauszahlung der untersuchten Unternehmen um 48 Prozent über dem Wert von 2004.

Während der Anteil der Investitionen in Finanzprodukte auf 31,2 Prozent (Spitzenwert 2006 mit 52,93 Prozent) zurückgegangen ist, sieht die AK als besorgniserregend, dass sich das Verhältnis der Sachinvestitionen zum Wertverlust der Sachanlagen um über 22 Prozent verringert hat weil damit die existenzielle Gefährdung von Unternehmen und Arbeitsplätzen zunimmt: „Im Klartext bedeutet dies, dass die Unternehmen den Extraprofit aus den Beschäftigten vorenthaltenen Lohnerhöhungen nicht in das Unternehmen investieren, sondern zu einem Drittel auf dem Finanzmarkt verzocken“, kritisiert Stingl das verlogene Leitl-Motto „Die Gewinne von heute sind die Arbeitsplätze von morgen“.

„Das Wertschöpfungsbarometer stellt der Lohnpolitik der Gewerkschaften kein gutes Zeugnis aus. Durch die Rücksichtnahme auf die Standortargumente der Unternehmen wurde jahrelang den Beschäftigten der ihnen zustehende Anteil am Produktivitätswachstum vorenthalten“, so Stingl. Bekanntlich ist laut AK-Statistik von 1994 bis 2010 die Produktivität um 20,8 Prozent gestiegen, die Bruttolöhne hingegen nur um 5,1 Prozent, während die Nettolöhne inflationsbereinigt gleichgeblieben sind.

Untersucht wurde von der AK auf Grundlage ihrer Bilanzdatenbank für 2010 insgesamt 880 Jahresabschlüsse von mittleren und größeren Unternehmen mit 467.166 Beschäftigten, das sind 13,9 Prozent der durchschnittlich unselbständigen Beschäftigten in Österreich.

Der GLB sieht über die von der AK gezogenen Schlussfolgerungen nach realen Lohn- und Gehaltserhöhungen und Arbeitszeitverkürzung hinaus die Notwendigkeit eines gesetzlichen Mindestlohnes von zehn Euro pro Stunde (was bei einer 40-Stundenwoche monatlich 1.760 Euro brutto bedeutet) und der Einführung einer Wertschöpfungsabgabe zur Finanzierung des Sozialsystems.

Anknüpfend an der vom damaligen Sozialminister Alfred Dallinger schon Anfang der 1980er Jahre propagierten visionären Idee einer Wertschöpfungsabgabe zur Finanzierung des Sozialsystems, die von der „Kronenzeitung“ als „Maschinensteuer“, „Experimentierfeld für linke Steuerideen“, „Vertreibungssteuer“ und „Unfug“ diffamiert wurde, ist nach Meinung des GLB eine Wertschöpfungsabgabe immer dringender.

Demnach sollten die Unternehmensabgaben für die Sozialversicherung sowie die Kommunalsteuer nicht wie bisher nur nach der Bruttolohnsumme, sondern nach der gesamten Wertschöpfung bemessen werden. Damit würden vor allem große Unternehmen mit einem enormen Rationalisierungspotential entsprechend zur Finanzierung von Sozialstaat und Gemeinden herangezogen, während personalintensive kleinere Betriebe entlastet werden könnten.