Ausbildung im „Winkerl“
- Donnerstag, 9. Juni 2011 @ 12:59
Von Josef Stingl
„Plan B -ildung“ heißt eine Initiative des ÖGJ. „Bildung ist also DER wesentliche Faktor für künftige Berufs- und Einkommenschancen. Je schlechter die Bildung, desto höher ist das Risiko, später einmal arbeitslos zu werden und das auch länger zu bleiben“, heißt es auf http://www.facebook.com/planbildung. Die jugendlichen GewerkschafterInnen fordern u.a. einen Ausbildungsfonds und Betriebe bei der Lehrausbildung mehr in die Pflicht zu nehmen! Den „Plan A“ lieferte im Vorfeld des Kongresses schon Sozialminister Rudolf Hundstorfer: Er will die (gescheiterte) staatliche Ausbildungsgarantie für Jugendliche in eine Ausbildungspflicht umwandeln! Der geplante Unterschied: Kommen trotz Ausbildungsgarantie junge Menschen zu keiner Berufsausbildung hätte ja seine Politik versagt, mit der Ausbildungspflicht bekämen dagegen diese betroffenen Jugendlichen jetzt selbst den „Schwarzen Peter“ zugeschanzt. Diese „Schubumkehr“ ist ihm so wichtig, dass er sich Strafsanktionen wie die Streichung der Familienbeihilfe vorstellen kann...
Offensichtlich hat der ÖGB-Vorstand diesen wahnsinnigen Trip des „Plan A“ vorbereitet. Der ÖGB-Nachrichtendienst berichtete schon Anfang von einem aktuellen Grundsatzpapier des ÖGB-Vorstands zu einer einjährigen Ausbildungspflicht für Jugendliche. Präsident Erich Foglar: „Wir haben zu viel, die aus dem Schulsystem kommen und nicht in der Lage sind, eine Berufsausbildung zu beginnen.“
In seinem „Winkerl“-Kommentar schreibt dann noch Florian Kräftner, dass die meisten Jugendlichen nach der Schulpflicht nicht sagen: „Danke, das reicht. Sondern sie lernen freiwillig weiter, sei es in einer Schule, sei es in einer Lehre. 6.000 pro Jahr machen aber nicht weiter. (…) Sie sollen gezwungen werden, (…) nicht aus dem Bildungssystem auszusteigen. Wir zwingen auch alle, die sich in ein Auto setzen, einen Gurt anzulegen.“
Auffallend in beiden Beiträgen kein Wort zu den Rahmenbedingungen mit einem negativen Verhältnis der Lehrstellenangebote zu den Lehrstellensuchenden. Kein Wort auch, dass sich diese Misere auch nicht mit „McJobs“-Schmalspurlehren, noch mit den aus dem Hut gezogenen „Transitausbildungsstätten“ diverser, und oft nur als dubios zu bezeichnender Vereine und Projekte verleugnen lässt. So bleibt bei den LeserInnen der Eindruck, dass die betroffenen Jugendlichen keinen Bock auf Weiterbildung haben.
Das Ganze erinnert an eine Zeit mit „Ordentlicher Beschäftigungspolitik“ und der dazugehörigen „Arbeitspflicht“: Der „faule (jugendliche) Pöbel“ muss „sinnvoll“ - mit einem gerade im Augenblick(!) von der „Wirtschaft“ angebotenen Lehrstellenplatz - zwangsbeschäftigt werden!
Sauer aufgestoßen!
Ich habe mich daher an den Präsidenten, die Vorstandsmitglieder und die leitende Redakteurin des ÖGB-Nachrichtendienstes gewendet: Aktuelles Grundsatzpapier des ÖGB-Vorstand? Werden jetzt Grundsatzbeschlüsse hinter verschlossenen Türen im Präsidium (Vorstand) und nicht mehr im Bundesvorstand - mit allen vertretenen Fraktionen - diskutiert und beschlossen? Ist das der neue „demokratische Weg“ nach dem Reformkongress vor vier Jahren?
Ist die Forderung nach einer „Ausbildungsverpflichtung für Unternehmen“ in Vergessenheit geraten? Oder entspricht das Verlangen nach einem Ausbildungsfond finanziert über die Ausbildungsverweigerer der Wirtschaft nicht mehr gewerkschaftlichem Zeitgeist?
Diese Fragen führten offenbar im ÖGB dann doch zu größeren Irritationen – ein persönlicher Anruf des Präsidenten war die Folge.
Er bedauerte, dass in besagter Zeitung das Thema „schlampig“ abgehandelt wurde. Natürlich gibt es im Vorstand keinen Grundsatzbeschluss, sondern das Thema Ausbildungsverpflichtung sei auf Grundlage des gültigen Grundsatzprogramms diskutiert worden. Die Forderung nach einer Ausbildungsverpflichtung für Unternehmen sei nach wie vor gültig, habe aber mit der Ausbildungsverpflichtung für Jugendliche nichts zu tun. Es gehe nur darum, eine Lösung zu finden, wie man den Jugendlichen die sich der Berufsausbildung verweigern, entgegen treten könne.
Eine Richtigstellung im Nachrichtendienst gibt es aber bis dato nicht. Und sich dem Thema Reform der Berufsausbildung“ einmal ganzheitlich zu beschäftigen wäre dringend notwendig. Neben den Lehrstellenmangel fallen mir in der Schnelle dazu die Stichwörter wie mangelhaftes Schulsystem, Leistungsdruck, Frust und Perspektivlosigkeit ein!
Josef Stingl ist Betriebsrat der Lamerer Stuben in Innsbruck und Bundesvorsitzender des GLB
„Plan B -ildung“ heißt eine Initiative des ÖGJ. „Bildung ist also DER wesentliche Faktor für künftige Berufs- und Einkommenschancen. Je schlechter die Bildung, desto höher ist das Risiko, später einmal arbeitslos zu werden und das auch länger zu bleiben“, heißt es auf http://www.facebook.com/planbildung. Die jugendlichen GewerkschafterInnen fordern u.a. einen Ausbildungsfonds und Betriebe bei der Lehrausbildung mehr in die Pflicht zu nehmen! Den „Plan A“ lieferte im Vorfeld des Kongresses schon Sozialminister Rudolf Hundstorfer: Er will die (gescheiterte) staatliche Ausbildungsgarantie für Jugendliche in eine Ausbildungspflicht umwandeln! Der geplante Unterschied: Kommen trotz Ausbildungsgarantie junge Menschen zu keiner Berufsausbildung hätte ja seine Politik versagt, mit der Ausbildungspflicht bekämen dagegen diese betroffenen Jugendlichen jetzt selbst den „Schwarzen Peter“ zugeschanzt. Diese „Schubumkehr“ ist ihm so wichtig, dass er sich Strafsanktionen wie die Streichung der Familienbeihilfe vorstellen kann...
Offensichtlich hat der ÖGB-Vorstand diesen wahnsinnigen Trip des „Plan A“ vorbereitet. Der ÖGB-Nachrichtendienst berichtete schon Anfang von einem aktuellen Grundsatzpapier des ÖGB-Vorstands zu einer einjährigen Ausbildungspflicht für Jugendliche. Präsident Erich Foglar: „Wir haben zu viel, die aus dem Schulsystem kommen und nicht in der Lage sind, eine Berufsausbildung zu beginnen.“
In seinem „Winkerl“-Kommentar schreibt dann noch Florian Kräftner, dass die meisten Jugendlichen nach der Schulpflicht nicht sagen: „Danke, das reicht. Sondern sie lernen freiwillig weiter, sei es in einer Schule, sei es in einer Lehre. 6.000 pro Jahr machen aber nicht weiter. (…) Sie sollen gezwungen werden, (…) nicht aus dem Bildungssystem auszusteigen. Wir zwingen auch alle, die sich in ein Auto setzen, einen Gurt anzulegen.“
Auffallend in beiden Beiträgen kein Wort zu den Rahmenbedingungen mit einem negativen Verhältnis der Lehrstellenangebote zu den Lehrstellensuchenden. Kein Wort auch, dass sich diese Misere auch nicht mit „McJobs“-Schmalspurlehren, noch mit den aus dem Hut gezogenen „Transitausbildungsstätten“ diverser, und oft nur als dubios zu bezeichnender Vereine und Projekte verleugnen lässt. So bleibt bei den LeserInnen der Eindruck, dass die betroffenen Jugendlichen keinen Bock auf Weiterbildung haben.
Das Ganze erinnert an eine Zeit mit „Ordentlicher Beschäftigungspolitik“ und der dazugehörigen „Arbeitspflicht“: Der „faule (jugendliche) Pöbel“ muss „sinnvoll“ - mit einem gerade im Augenblick(!) von der „Wirtschaft“ angebotenen Lehrstellenplatz - zwangsbeschäftigt werden!
Sauer aufgestoßen!
Ich habe mich daher an den Präsidenten, die Vorstandsmitglieder und die leitende Redakteurin des ÖGB-Nachrichtendienstes gewendet: Aktuelles Grundsatzpapier des ÖGB-Vorstand? Werden jetzt Grundsatzbeschlüsse hinter verschlossenen Türen im Präsidium (Vorstand) und nicht mehr im Bundesvorstand - mit allen vertretenen Fraktionen - diskutiert und beschlossen? Ist das der neue „demokratische Weg“ nach dem Reformkongress vor vier Jahren?
Ist die Forderung nach einer „Ausbildungsverpflichtung für Unternehmen“ in Vergessenheit geraten? Oder entspricht das Verlangen nach einem Ausbildungsfond finanziert über die Ausbildungsverweigerer der Wirtschaft nicht mehr gewerkschaftlichem Zeitgeist?
Diese Fragen führten offenbar im ÖGB dann doch zu größeren Irritationen – ein persönlicher Anruf des Präsidenten war die Folge.
Er bedauerte, dass in besagter Zeitung das Thema „schlampig“ abgehandelt wurde. Natürlich gibt es im Vorstand keinen Grundsatzbeschluss, sondern das Thema Ausbildungsverpflichtung sei auf Grundlage des gültigen Grundsatzprogramms diskutiert worden. Die Forderung nach einer Ausbildungsverpflichtung für Unternehmen sei nach wie vor gültig, habe aber mit der Ausbildungsverpflichtung für Jugendliche nichts zu tun. Es gehe nur darum, eine Lösung zu finden, wie man den Jugendlichen die sich der Berufsausbildung verweigern, entgegen treten könne.
Eine Richtigstellung im Nachrichtendienst gibt es aber bis dato nicht. Und sich dem Thema Reform der Berufsausbildung“ einmal ganzheitlich zu beschäftigen wäre dringend notwendig. Neben den Lehrstellenmangel fallen mir in der Schnelle dazu die Stichwörter wie mangelhaftes Schulsystem, Leistungsdruck, Frust und Perspektivlosigkeit ein!
Josef Stingl ist Betriebsrat der Lamerer Stuben in Innsbruck und Bundesvorsitzender des GLB