Gewerkschaft gegen nationale Spaltung
- Dienstag, 5. April 2011 @ 12:29
Ein Interview mit Naor Kapulnik, einem israelischen Gewerkschafter und Aktivist von Maavak Socialisti/Charkat Nidal Ishtaraki (MS/CNI). Im Bild links mit Michael Gehmacher (rechts).
Frage: Naor, Du bist Aktivist der neuen Gewerkschaft „Power to the workers“ (PTW), was macht diese Gewerkschaft?
Naor: PTW ist eine neue Gewerkschaftsföderation, die vor vier Jahren von AktivistInnen aus der Gewerkschaftsbewegung gegründet wurde. Auch wir (MS/CNI) waren da mit dabei. Die Gewerkschaft hat 5.500 Mitglieder und repräsentiert über 10.000 ArbeiterInnen. Frage: Warum wurde die Gründung eines neuen Verbandes notwendig?
Naor: Dieser Schritt war nötig, da die Histradut nichts unternahm um unorganisierte ArbeiterInnen gewerkschaftlich zu organisieren. Alle Gewerkschaften, die sich an PTW beteiligen, organisieren Beschäftigte, die neu in die Gewerkschaftsbewegung gekommen sind. Darunter sind vor allem prekär Beschäftigte.
Frage: Gibt es Beispiele für Arbeitskämpfe, an denen PTW beteiligt war?
Naor: Ein Beispiel sind ArbeiterInnen, die auf Tagesbasis auf Kinder armer Familien aufpassen, damit deren Eltern arbeiten gehen können. Diese Dienstleistung ist privatisiert. Dies bedeutet, dass die Kinderbetreuungskräfte als EinzelunternehmerInnen betrachtet werden. Sie müssen also alle Versicherungskosten und Sozialausgaben selber tragen. Viele verdienen gerade mal zwei Euro pro Stunde.
PTW organisierte diese Leute, darunter palästinensische Frauen, jüdische Frauen, ultrareligiöse Frauen und russische Frauen. Ein sehr breites Spektrum, wie man sieht. Diese Frauen hatten einen zweitägigen Streik. Während dieses Streiks bezahlten die ArbeiterInnen Babysitter für die Eltern, um diese Auf die Seite der ArbeiterInnen zu kriegen.
Es wurden kämpferische Demonstrationen organisiert. Dadurch wurde eine Gehaltserhöhung von 120 Euro im Monat erkämpft. Das ist noch lange nicht genug und der Kampf geht weiter. Sehr wichtig ist, dass dieses Beispiel zeigt, dass jüdische und palästinensische ArbeiterInnen zusammen kämpfen können.
Frage: PTW organisiert sowohl jüdische als auch palästinensische ArbeiterInnen. Wie wird der palästinensisch/israelische Konflikt innerhalb des Verbandes debattiert?
Naor: Wir streichen die Notwendigkeit der Entwicklung politischer Forderungen und Ansichten heraus. Es reicht nicht, dass PTW nur ökonomische Forderungen aufstellt. Die israelische Gesellschaft wird von der nationalen Frage stark beeinflusst. Die Histradut unterstützt die Politik der Regierung was Palästina betrifft, aber auch was Fragen wie Privatisierung betrifft.
Die Rolle von PTW sollte sein, die Histradut in diesen Punkten herauszufordern. Eine öffentliche Antiprivatisierungskampagne sollte organisiert werden. Dies könnte Histradut Mitglieder dazu bewegen, sich zu politisieren. Dasselbe trifft auch auf die nationale Frage zu. Sie spaltet die ArbeiterInnen. Nur gemeinsamer Kampf kann etwas erreichen. PTW muss diese Kämpfe aufbauen: Gegen Rassismus, nationale Spaltung und die Besetzung palästinensischer Gebiete durch die israelische Armee.
PTW ist eine demokratische Gewerkschaft. Es gibt Debatten. Falls es gelingt ArbeiterInnen für unsere Ziele zu begeistern, könnte PTW sich in eine wichtige ArbeiterInnenorganisation entwickeln.
Frage: Hat die ägyptische Revolution denn einen Effekt auf Israel?
Naor: Angeblich gibt es einen eisernen Vorhang zwischen arabischen und jüdischen ArbeiterInnen. In Wirklichkeit sehen wir aber bereits einen Effekt der arabischen Revolutionen auf israelische ArbeiterInnen. Niedrige Löhne und hohe Preise sind ein Problem für jeden, nicht nur für AraberInnen. Auch in Israel hat ein historischer Prozess begonnen, ähnlich wie im Rest des nahen Ostens.
Zum Zeitpunkt diese Interviews startet ein SozialarbeiterInnenstreik mit 10.000 Beteiligten. Auch hier sind wir aktiv. Auf der Streikdemonstration riefen die Streikenden: „Wir kämpfen wie in Ägypten“ Hier sehen wir deutlich den Effekt, den die revolutionären Kämpfe im nahen Osten bereits gehabt haben. Die Menschen sehen es als Herausforderung, dass die einzige Regierung im nahen Osten, die neoliberale Maßnahmen einführen konnte ohne über die Reaktion der ArbeiterInnenklasse nachdenken zu müssen, die israelische ist.
Das Interview mit Naor Kapulnik führte Michael Gehmacher.
Frage: Naor, Du bist Aktivist der neuen Gewerkschaft „Power to the workers“ (PTW), was macht diese Gewerkschaft?
Naor: PTW ist eine neue Gewerkschaftsföderation, die vor vier Jahren von AktivistInnen aus der Gewerkschaftsbewegung gegründet wurde. Auch wir (MS/CNI) waren da mit dabei. Die Gewerkschaft hat 5.500 Mitglieder und repräsentiert über 10.000 ArbeiterInnen. Frage: Warum wurde die Gründung eines neuen Verbandes notwendig?
Naor: Dieser Schritt war nötig, da die Histradut nichts unternahm um unorganisierte ArbeiterInnen gewerkschaftlich zu organisieren. Alle Gewerkschaften, die sich an PTW beteiligen, organisieren Beschäftigte, die neu in die Gewerkschaftsbewegung gekommen sind. Darunter sind vor allem prekär Beschäftigte.
Frage: Gibt es Beispiele für Arbeitskämpfe, an denen PTW beteiligt war?
Naor: Ein Beispiel sind ArbeiterInnen, die auf Tagesbasis auf Kinder armer Familien aufpassen, damit deren Eltern arbeiten gehen können. Diese Dienstleistung ist privatisiert. Dies bedeutet, dass die Kinderbetreuungskräfte als EinzelunternehmerInnen betrachtet werden. Sie müssen also alle Versicherungskosten und Sozialausgaben selber tragen. Viele verdienen gerade mal zwei Euro pro Stunde.
PTW organisierte diese Leute, darunter palästinensische Frauen, jüdische Frauen, ultrareligiöse Frauen und russische Frauen. Ein sehr breites Spektrum, wie man sieht. Diese Frauen hatten einen zweitägigen Streik. Während dieses Streiks bezahlten die ArbeiterInnen Babysitter für die Eltern, um diese Auf die Seite der ArbeiterInnen zu kriegen.
Es wurden kämpferische Demonstrationen organisiert. Dadurch wurde eine Gehaltserhöhung von 120 Euro im Monat erkämpft. Das ist noch lange nicht genug und der Kampf geht weiter. Sehr wichtig ist, dass dieses Beispiel zeigt, dass jüdische und palästinensische ArbeiterInnen zusammen kämpfen können.
Frage: PTW organisiert sowohl jüdische als auch palästinensische ArbeiterInnen. Wie wird der palästinensisch/israelische Konflikt innerhalb des Verbandes debattiert?
Naor: Wir streichen die Notwendigkeit der Entwicklung politischer Forderungen und Ansichten heraus. Es reicht nicht, dass PTW nur ökonomische Forderungen aufstellt. Die israelische Gesellschaft wird von der nationalen Frage stark beeinflusst. Die Histradut unterstützt die Politik der Regierung was Palästina betrifft, aber auch was Fragen wie Privatisierung betrifft.
Die Rolle von PTW sollte sein, die Histradut in diesen Punkten herauszufordern. Eine öffentliche Antiprivatisierungskampagne sollte organisiert werden. Dies könnte Histradut Mitglieder dazu bewegen, sich zu politisieren. Dasselbe trifft auch auf die nationale Frage zu. Sie spaltet die ArbeiterInnen. Nur gemeinsamer Kampf kann etwas erreichen. PTW muss diese Kämpfe aufbauen: Gegen Rassismus, nationale Spaltung und die Besetzung palästinensischer Gebiete durch die israelische Armee.
PTW ist eine demokratische Gewerkschaft. Es gibt Debatten. Falls es gelingt ArbeiterInnen für unsere Ziele zu begeistern, könnte PTW sich in eine wichtige ArbeiterInnenorganisation entwickeln.
Frage: Hat die ägyptische Revolution denn einen Effekt auf Israel?
Naor: Angeblich gibt es einen eisernen Vorhang zwischen arabischen und jüdischen ArbeiterInnen. In Wirklichkeit sehen wir aber bereits einen Effekt der arabischen Revolutionen auf israelische ArbeiterInnen. Niedrige Löhne und hohe Preise sind ein Problem für jeden, nicht nur für AraberInnen. Auch in Israel hat ein historischer Prozess begonnen, ähnlich wie im Rest des nahen Ostens.
Zum Zeitpunkt diese Interviews startet ein SozialarbeiterInnenstreik mit 10.000 Beteiligten. Auch hier sind wir aktiv. Auf der Streikdemonstration riefen die Streikenden: „Wir kämpfen wie in Ägypten“ Hier sehen wir deutlich den Effekt, den die revolutionären Kämpfe im nahen Osten bereits gehabt haben. Die Menschen sehen es als Herausforderung, dass die einzige Regierung im nahen Osten, die neoliberale Maßnahmen einführen konnte ohne über die Reaktion der ArbeiterInnenklasse nachdenken zu müssen, die israelische ist.
Das Interview mit Naor Kapulnik führte Michael Gehmacher.