Equal Pay Day: Rote Taschen für schwarze Zahlen
- Mittwoch, 27. Oktober 2010 @ 08:00
Von Bärbel Mende-Danneberg
Der Equal Pay Day markiert jenen Tag im Jahr, an welchem Frauen denselben Lohn im Geldbörsel haben, wie ihn Männer in gleicher Position bei gleicher Ausbildung und in gleicher Funktion bereits am 31. Dezember des Vorjahres erhielten.
Dies war in Österreich heuer der 29. September, in Wien der 10. Oktober. Ab diesem Tag arbeiten Frauen hierzulande statistisch gesehen gratis, während Männer weiterhin für ihre Arbeit bezahlt werden. 1996 vom National Committee on Pay Equity (NCPE) ins Leben gerufen, findet jedes Jahr der Equal Pay Day statt, an welchem der Gender Pay Gap, also der prozentuale Durschnitts-Bruttoverdienst von Frauen und Männern, errechnet wird. Der nächste Equal Pay Day wird Dienstag, der 12. April 2011, sein.
Dieses Datum symbolisiert, um wie viel länger Frauen im kommenden Jahr arbeiten müssen, um das zu verdienen, was Männer bereits zu Jahresende 2010 in der Brieftasche hatten, was in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausfällt. Will eine Frau gleich viel verdienen wie ein Mann in derselben Position, muss sie um 27 Prozent oder 70 Tage länger arbeiten als er, also bis zum 13. April des Folgejahres.
Es führt kein Weg vorbei an dem Missverhältnis zwischen geschlechtsspezifischen Einkommen. Wobei sich in Österreich die Einkommensschere weiter öffnet. Der Frauenbericht 2010 gibt dazu erhellende Einsichten. So sind nicht nur die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die zunehmenden Flexibilisierungstendenzen auf dem Arbeitsmarkt und ein traditionelles Rollenverhalten hauptverantwortlich für den hohen „Gender Pay Gap“, vielmehr ist ein ganzes Ensemble an gesellschaftlichen Verhältnissen Voraussetzung für weibliche Einkommensdiskriminierung.
In Österreich ist laut Frauenbericht der durchschnittliche Stundenlohn der Frauen sogar um 20 Prozent geringer als der der Männer (Italien: acht Prozent). Und das Bruttojahreseinkommen der unselbständig beschäftigten Frauen lag 2007 im Schnitt um 39 Prozent unter dem der Männer (bei den weiblichen Gewerbetreibenden: 34 Prozent).
Die Zusammenschau komplexer Wirkungsmechanismen für Einkommensdiskriminierung lenkt den Blick auf mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, ein traditionelles Familienbild (eher ist es der Mann, der die Familie ernährt). Das äußert sich auch darin, dass Transferleistungen an Haushalte (sie machen 27,4 Prozent des Haushaltseinkommens von Personen im arbeitsfähigen Alter aus) auch bedeuten, dass Kinderbetreuung, Pflege und andere soziale Dienste statt in sog. produktive Infrastruktur in die privaten Haushalte verlagert werden.
Die Ausgaben für Familienpolitik zählen hierzulande zu den höchsten der OECD, während z.B. in den skandinavischen Ländern in öffentliche Dienstleistungen investiert wird. Dies beeinflusst auf komplexe Weise die Berufswahl und das Arbeitsangebot der Frauen.
Während in Österreich die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im langfristigen Schnitt relativ stabil und vergleichsweise hoch sind, haben sie sich in Großbritannien verringert (innerhalb von elf Jahren um fünf Prozent). Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes 1999 dürfte hauptverantwortlich dafür sein. Ebenso führt in den nordischen Ländern eine solidarische Lohnpolitik zu einer geringeren Lohnspreizung nach Qualifikation, Beruf und Alter, während Österreich im internationalen Vergleich eine hohe Lohnspreizung nach Branchen, Berufen, Alter und Geschlecht hat.
Keine Frage, dass hier die Gewerkschaften, etwa bei den laufenden Lohnverhandlungen, gefragt sind. Zum Beispiel bei der Durchsetzung eines gesetzlichen Mindestlohns, wobei die geforderten 1.300 Euro ein erster Schritt sind. Ein zweiter: Ab 1. Jänner tritt die Einkommenstransparenz in Kraft, nach der Betriebe über 1.000 Beschäftigte anonym die durchschnittlichen Einkommen ihrer MitarbeiterInnen offen legen müssen. Das alles wird aber nur bedingt etwas ändern an prekären oder vornehmlich Frauen zugedachten Teilzeit-Jobs, die nicht zum eigenständigen Leben reichen, was sich bis ins hohe Alter auswirkt.
Ach ja, wie war denn das mit den roten Taschen? Sie sollen den Geldbeutel symbolisieren – die Farbe Rot steht für das Minus, das in der Geldbörse von Frauen ist. Der Equal Pay Day ist also ein Tag der roten Taschen, damit aus roten Zahlen schwarze werden.
Der Equal Pay Day markiert jenen Tag im Jahr, an welchem Frauen denselben Lohn im Geldbörsel haben, wie ihn Männer in gleicher Position bei gleicher Ausbildung und in gleicher Funktion bereits am 31. Dezember des Vorjahres erhielten.
Dies war in Österreich heuer der 29. September, in Wien der 10. Oktober. Ab diesem Tag arbeiten Frauen hierzulande statistisch gesehen gratis, während Männer weiterhin für ihre Arbeit bezahlt werden. 1996 vom National Committee on Pay Equity (NCPE) ins Leben gerufen, findet jedes Jahr der Equal Pay Day statt, an welchem der Gender Pay Gap, also der prozentuale Durschnitts-Bruttoverdienst von Frauen und Männern, errechnet wird. Der nächste Equal Pay Day wird Dienstag, der 12. April 2011, sein.
Dieses Datum symbolisiert, um wie viel länger Frauen im kommenden Jahr arbeiten müssen, um das zu verdienen, was Männer bereits zu Jahresende 2010 in der Brieftasche hatten, was in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausfällt. Will eine Frau gleich viel verdienen wie ein Mann in derselben Position, muss sie um 27 Prozent oder 70 Tage länger arbeiten als er, also bis zum 13. April des Folgejahres.
Es führt kein Weg vorbei an dem Missverhältnis zwischen geschlechtsspezifischen Einkommen. Wobei sich in Österreich die Einkommensschere weiter öffnet. Der Frauenbericht 2010 gibt dazu erhellende Einsichten. So sind nicht nur die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die zunehmenden Flexibilisierungstendenzen auf dem Arbeitsmarkt und ein traditionelles Rollenverhalten hauptverantwortlich für den hohen „Gender Pay Gap“, vielmehr ist ein ganzes Ensemble an gesellschaftlichen Verhältnissen Voraussetzung für weibliche Einkommensdiskriminierung.
In Österreich ist laut Frauenbericht der durchschnittliche Stundenlohn der Frauen sogar um 20 Prozent geringer als der der Männer (Italien: acht Prozent). Und das Bruttojahreseinkommen der unselbständig beschäftigten Frauen lag 2007 im Schnitt um 39 Prozent unter dem der Männer (bei den weiblichen Gewerbetreibenden: 34 Prozent).
Die Zusammenschau komplexer Wirkungsmechanismen für Einkommensdiskriminierung lenkt den Blick auf mangelnde Kinderbetreuungsmöglichkeiten, geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, ein traditionelles Familienbild (eher ist es der Mann, der die Familie ernährt). Das äußert sich auch darin, dass Transferleistungen an Haushalte (sie machen 27,4 Prozent des Haushaltseinkommens von Personen im arbeitsfähigen Alter aus) auch bedeuten, dass Kinderbetreuung, Pflege und andere soziale Dienste statt in sog. produktive Infrastruktur in die privaten Haushalte verlagert werden.
Die Ausgaben für Familienpolitik zählen hierzulande zu den höchsten der OECD, während z.B. in den skandinavischen Ländern in öffentliche Dienstleistungen investiert wird. Dies beeinflusst auf komplexe Weise die Berufswahl und das Arbeitsangebot der Frauen.
Während in Österreich die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im langfristigen Schnitt relativ stabil und vergleichsweise hoch sind, haben sie sich in Großbritannien verringert (innerhalb von elf Jahren um fünf Prozent). Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes 1999 dürfte hauptverantwortlich dafür sein. Ebenso führt in den nordischen Ländern eine solidarische Lohnpolitik zu einer geringeren Lohnspreizung nach Qualifikation, Beruf und Alter, während Österreich im internationalen Vergleich eine hohe Lohnspreizung nach Branchen, Berufen, Alter und Geschlecht hat.
Keine Frage, dass hier die Gewerkschaften, etwa bei den laufenden Lohnverhandlungen, gefragt sind. Zum Beispiel bei der Durchsetzung eines gesetzlichen Mindestlohns, wobei die geforderten 1.300 Euro ein erster Schritt sind. Ein zweiter: Ab 1. Jänner tritt die Einkommenstransparenz in Kraft, nach der Betriebe über 1.000 Beschäftigte anonym die durchschnittlichen Einkommen ihrer MitarbeiterInnen offen legen müssen. Das alles wird aber nur bedingt etwas ändern an prekären oder vornehmlich Frauen zugedachten Teilzeit-Jobs, die nicht zum eigenständigen Leben reichen, was sich bis ins hohe Alter auswirkt.
Ach ja, wie war denn das mit den roten Taschen? Sie sollen den Geldbeutel symbolisieren – die Farbe Rot steht für das Minus, das in der Geldbörse von Frauen ist. Der Equal Pay Day ist also ein Tag der roten Taschen, damit aus roten Zahlen schwarze werden.