Langer Atem und kämpferische Ungeduld
- Montag, 31. Mai 2010 @ 08:00
Irma Schwager ist am 31. Mai 90 Jahre alt geworden. In der Roten Bar des Volkstheaters in Wien organisierten die Frauen der KPÖ und des Bundes Demokratischer Frauen (BDF) eine eindrucksvolle Feier, zu der zahlreiche GratulantInnen, viele BegleiterInnen aus einem bewegten, breitgestreuten politischen Leben und natürlich die Familie kamen.
Mit beeindruckenden kulturellen Darbietungen (Chor Gegenstimmen, Margarethe Deppe, Reinhart Sellner, Eva Dité, Heino Fischer, Linde Prelog, Enkelsohn Robert Rotifer) und in den Redebeiträgen (Melina Klaus, Hedwig Gründler, Ernst Schwager, Birge Krondorfer, Bärbel Danneberg) wurde Irma Schwager geehrt und Dank ausgesprochen für ihren unermüdlichen Einsatz im Interessen der Frauen, für Frieden und ihr antifaschistisches Engagement. Über Irma Schwagers Rolle im Widerstandskampf in Frankreich, über ihren antifaschistischen Einsatz und ihr großes Engagement für ein demokratisches, freies Österreich ist schon viel geschrieben worden. Sie selbst ist ja auch immer wieder als Zeitzeugin bis heute unterwegs. Wir kennen sie als unermüdliche Kämpferin für den Frieden und vor allem als hartnäckige Verfechterin von Gleichbehandlung und Frauenrechten.
Als Vorsitzende des BDF und in ihren langjährigen Funktionen in der KPÖ ist sie stets für eine menschlich zu gestaltende Welt eingetreten, die wir beruhigt unseren Kindern und Enkeln übergeben können. Doch dafür gebe es noch viel zu tun und es scheint, dass wir einen langen Atem brauchen, wenn wir zum Beispiel Irma Schwagers Einsatz für die Rechte der berufstätigen Frauen verfolgen.
„Wir haben seit der Zweiten Republik bei jedem Justizminister vorgesprochen, um eine Änderung des Ehe- und Familienrechts zu erreichen, das noch aus dem Jahr 1811, aus der Postkutschenzeit, stammte“, sagte Irma Schwager in einem Interview, das ich mit ihr vor Jahren Geführt habe. „Damals war der Mann das Oberhaupt der Familie und er konnte den Wohnsitz bestimmen, er konnte entscheiden, ob seine Frau berufstätig sein darf, und die Mutter hatte nicht das Recht, einen Pass oder einen Lehrvertrag für ihr Kind zu unterschreiben, selbst dann nicht, wenn sie das Kind alleine unterhalten hat. Und jeder Justizminister hat uns recht gegeben, dass dies längst von der Zeit überholt sei, aber dazu sei eine Mehrheit im Parlament nötig. Anfangs sagte die ÖVP, mit diesem überholten Gesetz solle doch die Verantwortung des Vaters ausgedrückt werden – so wurde das argumentiert. Als dann der Druck der Frauen in allen Parteien stärker wurde, ist es Mitte der 70er Jahre gelungen, das Ehe- und Familienrecht stückweise zu reformieren.“
Rückblickend meint Irma, dass durch die Beharrlichkeit und die Zusammenarbeit von Frauen über Parteigrenzen hinweg etwas in Bewegung gebracht wurde. So habe zum Beispiel der Druck der Frauen dazu geführt, dass am Villacher SPÖ-Parteitag Mitte der 70er Jahre das Gesetz über die Fristenlösung beschlossen wurde. Vor allem auch der Einsatz von Frauenministerin Johanna Dohnal habe dazu beigetragen, die Tore für frauenpolitische Anliegen breit zu öffnen.
In einer Frage jedoch ist es bis heute nicht gelungen, zufriedenstellende Verbesserungen zu erreichen, wie auch der jüngste Frauenbericht zeigt. Irma: „Beim ungleichen Einkommen der Frauen hat sich in den letzten hundert Jahren bis heute nichts geändert. Auch wenn die Frauenkategorien in den Lohngruppen abgeschafft wurden – in den verschiedenen Kollektivverträgen sind die Frauen ja nie in die höchste Stufe gekommen. Und durch die prekären Arbeitsverhältnisse werden errungene Rechte untergraben.“
Ebenso sei die Frage der Kinderbetreuung, die für berufstätige Frauen eine große Rolle spielt, bis heute nicht zufriedenstellend gelöst. Zwar sei dies heute ein Thema in der öffentlichen Diskussion, „aber früher ist ja richtig Pingpong damit gespielt worden: Die Regierung hat gesagt, das sei Sache der Länder, die Länder haben gesagt, das sei Sache der Gemeinden - und die haben dafür kein Geld.“
Die „Arbeit“ wünscht der 90-jährigen Jubilarin nachträglich alles Gute zum Geburtstag und dankt für ihren unermüdlichen Einsatz für Frauenrechte und Frieden.
Bärbel Danneberg
Mit beeindruckenden kulturellen Darbietungen (Chor Gegenstimmen, Margarethe Deppe, Reinhart Sellner, Eva Dité, Heino Fischer, Linde Prelog, Enkelsohn Robert Rotifer) und in den Redebeiträgen (Melina Klaus, Hedwig Gründler, Ernst Schwager, Birge Krondorfer, Bärbel Danneberg) wurde Irma Schwager geehrt und Dank ausgesprochen für ihren unermüdlichen Einsatz im Interessen der Frauen, für Frieden und ihr antifaschistisches Engagement. Über Irma Schwagers Rolle im Widerstandskampf in Frankreich, über ihren antifaschistischen Einsatz und ihr großes Engagement für ein demokratisches, freies Österreich ist schon viel geschrieben worden. Sie selbst ist ja auch immer wieder als Zeitzeugin bis heute unterwegs. Wir kennen sie als unermüdliche Kämpferin für den Frieden und vor allem als hartnäckige Verfechterin von Gleichbehandlung und Frauenrechten.
Als Vorsitzende des BDF und in ihren langjährigen Funktionen in der KPÖ ist sie stets für eine menschlich zu gestaltende Welt eingetreten, die wir beruhigt unseren Kindern und Enkeln übergeben können. Doch dafür gebe es noch viel zu tun und es scheint, dass wir einen langen Atem brauchen, wenn wir zum Beispiel Irma Schwagers Einsatz für die Rechte der berufstätigen Frauen verfolgen.
„Wir haben seit der Zweiten Republik bei jedem Justizminister vorgesprochen, um eine Änderung des Ehe- und Familienrechts zu erreichen, das noch aus dem Jahr 1811, aus der Postkutschenzeit, stammte“, sagte Irma Schwager in einem Interview, das ich mit ihr vor Jahren Geführt habe. „Damals war der Mann das Oberhaupt der Familie und er konnte den Wohnsitz bestimmen, er konnte entscheiden, ob seine Frau berufstätig sein darf, und die Mutter hatte nicht das Recht, einen Pass oder einen Lehrvertrag für ihr Kind zu unterschreiben, selbst dann nicht, wenn sie das Kind alleine unterhalten hat. Und jeder Justizminister hat uns recht gegeben, dass dies längst von der Zeit überholt sei, aber dazu sei eine Mehrheit im Parlament nötig. Anfangs sagte die ÖVP, mit diesem überholten Gesetz solle doch die Verantwortung des Vaters ausgedrückt werden – so wurde das argumentiert. Als dann der Druck der Frauen in allen Parteien stärker wurde, ist es Mitte der 70er Jahre gelungen, das Ehe- und Familienrecht stückweise zu reformieren.“
Rückblickend meint Irma, dass durch die Beharrlichkeit und die Zusammenarbeit von Frauen über Parteigrenzen hinweg etwas in Bewegung gebracht wurde. So habe zum Beispiel der Druck der Frauen dazu geführt, dass am Villacher SPÖ-Parteitag Mitte der 70er Jahre das Gesetz über die Fristenlösung beschlossen wurde. Vor allem auch der Einsatz von Frauenministerin Johanna Dohnal habe dazu beigetragen, die Tore für frauenpolitische Anliegen breit zu öffnen.
In einer Frage jedoch ist es bis heute nicht gelungen, zufriedenstellende Verbesserungen zu erreichen, wie auch der jüngste Frauenbericht zeigt. Irma: „Beim ungleichen Einkommen der Frauen hat sich in den letzten hundert Jahren bis heute nichts geändert. Auch wenn die Frauenkategorien in den Lohngruppen abgeschafft wurden – in den verschiedenen Kollektivverträgen sind die Frauen ja nie in die höchste Stufe gekommen. Und durch die prekären Arbeitsverhältnisse werden errungene Rechte untergraben.“
Ebenso sei die Frage der Kinderbetreuung, die für berufstätige Frauen eine große Rolle spielt, bis heute nicht zufriedenstellend gelöst. Zwar sei dies heute ein Thema in der öffentlichen Diskussion, „aber früher ist ja richtig Pingpong damit gespielt worden: Die Regierung hat gesagt, das sei Sache der Länder, die Länder haben gesagt, das sei Sache der Gemeinden - und die haben dafür kein Geld.“
Die „Arbeit“ wünscht der 90-jährigen Jubilarin nachträglich alles Gute zum Geburtstag und dankt für ihren unermüdlichen Einsatz für Frauenrechte und Frieden.
Bärbel Danneberg