Herr Sperl hat eine (Schnaps-)Idee
- Mittwoch, 19. Mai 2010 @ 12:18
Von Leo Furtlehner
Die Krise hat uns voll erwischt und allen euphorischen Optimismusmeldungen, dass es angeblich schon wieder aufwärts geht zum Trotz vertieft sie sich immer stärker. Eben weil es sich nicht nur die übliche Konjunkturdelle handelt, sondern um eine handfeste Struktur- und Systemkrise. Die Politik übt sich in einer Bankenrettung nach der anderen, was sich recht einfach daraus erklärt, dass die Politik das Sagen schon längst an das Kapital abgegeben und sich zum Handlanger der Banken und Konzerne degradiert hat.
Ihr bleibt als Restkompetenz Sanierungspakete zu schnüren und deren angebliche Notwendigkeit zum höheren Wohle des Profits der Shareholder den Opfern der Krise zu erklären. Dabei kann sie auf diverse selbsternannte Experten (-innen sind da kaum vertreten) vom Schlage Marin, Felderer, Androsch und Konsorten zurückgreifen, die ungefragt medial ihren Sermon absondern. Als Draufgabe gibt es zusätzlich manche Lohnschreiber die auch ihre Rezepte anbieten. Ob das Ergebnis genießbar ist, darf bezweifelt werden.
Ein solcher Ratgeber ist Gerfried Sperl, Ex-Chefredakteur des „Standard“. Er schwadroniert in seinem Wochenkommentar auf lachsrosa Papier darüber, durch eine „Reform der Feiertage“ aus der Krise zu kommen und rechnet uns vor, dass die Einsparung von vier Feiertagen einen Wachstumseffekt zwischen 0,3 und 0,5 Prozent des BIP hätte. Und der Herr Ex-Chefredakteur geht auch gleich in medias res und schlägt die Verlegung von Oster- und Pfingstmontag auf den jeweils davorliegenden Samstag und die Abschaffung des Dreikönigstages, Maria Himmelfahrt und Maria Empfängnis – und des 1. Mai vor. Demonstriert werden könne ohnehin ab 18 Uhr, so die zynische Begründung.
Nun sind von den 13 Feiertagen in Österreich gleich elf kirchliche und nur zwei staatliche, neben dem 1. Mai nur der Nationalfeiertag. Den wiederum stellt Sperl nicht in Frage, schließlich gelte es im „Dienst der österreichischen Identität“ zu wirken. Im Klartext um den Anhängern diverser „sozialer Heimatparteien“ Gelegenheit zu geben die patriotische Sau heraushängen zu lassen und sich gegen die „Zugereisten“ abzugrenzen.
Aufgehängt hat Sperl seine Feiertagsabschaffungsmanie am diskussionswürdigen Vorschlag der Grünen, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu erklären. Und er hält mit den Hintergedanken seines Vorschlages nicht hinter dem Berg. So will er die zwei Donnerstag-Feiertage wohl deswegen nicht abschaffen, weil die damit verbundenen verlängerten Wochenenden für den Tourismus interessant sind. Aus Rücksicht darauf, dass man den „arbeitenden Menschen in einer Zeit der massiven Beschleunigung keine Feiertage wegnehmen“ solle plädiert Sperl treuherzig dafür, zwei spezielle Ruhetage pro Jahr zu gewähren – die freilich „überprüfbar in Gesundheitszentren und Wellness-Einrichtungen verbracht werden müssen“.
Der Gedanke lässt sich fortspinnen: Warum nicht gleich Urlaub nur gegen Nachweis, etwa die Vorlage einer Hotelrechnung. Aber bitte nicht aus dem „faulen“ Griechenland, sondern von den „fleißigen“ heimischen Hoteliers. Auf solche Weise könnte die Auslastung ganzer Branchen gesichert werden. Bleibt nur noch das Problem, mit welchem Geld die meisten Menschen das bezahlen sollen, wenn für mehr Arbeitsleistung weniger Geld als Devise ausgegeben und Nulllohnrunden gepredigt werden. Als Grundlage für seine glorreiche Idee hat Herr Sperl am letzten Feiertag wohl aus lauter Langeweile zuviel Schnaps erwischt…
Die Krise hat uns voll erwischt und allen euphorischen Optimismusmeldungen, dass es angeblich schon wieder aufwärts geht zum Trotz vertieft sie sich immer stärker. Eben weil es sich nicht nur die übliche Konjunkturdelle handelt, sondern um eine handfeste Struktur- und Systemkrise. Die Politik übt sich in einer Bankenrettung nach der anderen, was sich recht einfach daraus erklärt, dass die Politik das Sagen schon längst an das Kapital abgegeben und sich zum Handlanger der Banken und Konzerne degradiert hat.
Ihr bleibt als Restkompetenz Sanierungspakete zu schnüren und deren angebliche Notwendigkeit zum höheren Wohle des Profits der Shareholder den Opfern der Krise zu erklären. Dabei kann sie auf diverse selbsternannte Experten (-innen sind da kaum vertreten) vom Schlage Marin, Felderer, Androsch und Konsorten zurückgreifen, die ungefragt medial ihren Sermon absondern. Als Draufgabe gibt es zusätzlich manche Lohnschreiber die auch ihre Rezepte anbieten. Ob das Ergebnis genießbar ist, darf bezweifelt werden.
Ein solcher Ratgeber ist Gerfried Sperl, Ex-Chefredakteur des „Standard“. Er schwadroniert in seinem Wochenkommentar auf lachsrosa Papier darüber, durch eine „Reform der Feiertage“ aus der Krise zu kommen und rechnet uns vor, dass die Einsparung von vier Feiertagen einen Wachstumseffekt zwischen 0,3 und 0,5 Prozent des BIP hätte. Und der Herr Ex-Chefredakteur geht auch gleich in medias res und schlägt die Verlegung von Oster- und Pfingstmontag auf den jeweils davorliegenden Samstag und die Abschaffung des Dreikönigstages, Maria Himmelfahrt und Maria Empfängnis – und des 1. Mai vor. Demonstriert werden könne ohnehin ab 18 Uhr, so die zynische Begründung.
Nun sind von den 13 Feiertagen in Österreich gleich elf kirchliche und nur zwei staatliche, neben dem 1. Mai nur der Nationalfeiertag. Den wiederum stellt Sperl nicht in Frage, schließlich gelte es im „Dienst der österreichischen Identität“ zu wirken. Im Klartext um den Anhängern diverser „sozialer Heimatparteien“ Gelegenheit zu geben die patriotische Sau heraushängen zu lassen und sich gegen die „Zugereisten“ abzugrenzen.
Aufgehängt hat Sperl seine Feiertagsabschaffungsmanie am diskussionswürdigen Vorschlag der Grünen, den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus zum Feiertag zu erklären. Und er hält mit den Hintergedanken seines Vorschlages nicht hinter dem Berg. So will er die zwei Donnerstag-Feiertage wohl deswegen nicht abschaffen, weil die damit verbundenen verlängerten Wochenenden für den Tourismus interessant sind. Aus Rücksicht darauf, dass man den „arbeitenden Menschen in einer Zeit der massiven Beschleunigung keine Feiertage wegnehmen“ solle plädiert Sperl treuherzig dafür, zwei spezielle Ruhetage pro Jahr zu gewähren – die freilich „überprüfbar in Gesundheitszentren und Wellness-Einrichtungen verbracht werden müssen“.
Der Gedanke lässt sich fortspinnen: Warum nicht gleich Urlaub nur gegen Nachweis, etwa die Vorlage einer Hotelrechnung. Aber bitte nicht aus dem „faulen“ Griechenland, sondern von den „fleißigen“ heimischen Hoteliers. Auf solche Weise könnte die Auslastung ganzer Branchen gesichert werden. Bleibt nur noch das Problem, mit welchem Geld die meisten Menschen das bezahlen sollen, wenn für mehr Arbeitsleistung weniger Geld als Devise ausgegeben und Nulllohnrunden gepredigt werden. Als Grundlage für seine glorreiche Idee hat Herr Sperl am letzten Feiertag wohl aus lauter Langeweile zuviel Schnaps erwischt…