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Österreichische Post: Der Staat macht Kohle?!

  • Dienstag, 27. April 2010 @ 07:55
Tirol Von Josef Stingl

Dies musste natürlich geändert werden! Privatisierungs-Ramba-Zamba war für die rot-schwarzen Regierungsspezialisten Pflicht: Also wurde die Telekom in gewohnt lockerer Manier von der Post abgezwackt und... privatisiert.

Es dauerte nicht lange, und die PSK wurde an die BAWAG verschleudert und diese im Zuge des „Elsner-Skandals“ wiederum an den amerikanischen Cerberus. Auch unsere staatlichen Postbusse ... kamen unter den Hammer.Der gesamte Fuhrpark mit den dazugehörigen Postgaragen, den Liegenschaften und den Streckenlizenzen wurde zum Schleuderpreis abgegeben. - So zum Beispiel die Postgarage Mayrhofen: Der Kaufpreis für die Liegenschaft, Garage, Busse und Lizenzen lag weit unter dem Wert des handelsüblichen Marktpreises.

Doch nicht genug! Auch die Postämter und die Postbeförderung - ein potentielles Kerngeschäft - mussten und müssen ein EU-konformes, neoliberales „Fitnessprogramm“ über sich ergehen lassen:

Postamt für Postamt wurden und werden geschlossen: 1000 (!) allein in der Zeit von 2000 bis 2005. Der Volksunmut wurde groß und größer... Also war notgedrungen eine koalitionäre KomproMISSGEBURT angesagt:

Mit marktschreierischen „mehr Service“, „kürzeren Wegen“ und „noch mehr Angeboten“ wurden daher „nur mehr“ jede geschlossene Postfiliale ersatzweise in örtlichen Lebensmittelgeschäften, Apotheken oder Tankstellen platziert. Auf diese Weise wurden bundesweit bereits über 400 Postämter in kioskartige Anlaufstellen verwandelt.

Die Tiroler Arbeiterkammer hat jetzt diese Versprechungen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.

Das Resümee: Zahlreiche Mängel und Ungereimtheiten; informative Defizite mit unannehmbaren Details; die teilweise bis gänzlich fehlende Privatsphäre bei finanziellen Dienstleistungen; Probleme bei der Einhaltung des Postgeheimnisses u.a. auch durch allzu offene, und für jedermann einsehbare Verwahrung....

Zusammengefasst lautet das Urteil: h a a r s t r ä u b e n d !

Noch haarsträubender allerdings die Situation bei jenen „Postpartnern“, die Bank- und Finanzdienstleistungen der PSK anbieten: wichtige und relevante Auskünfte bilden nicht die Regel sondern leider nur eine rare Ausnahme ... (Die Konsequenzen daraus ergeben u.a. sicherlich kein Plus für uns Steuerzahler...)

Die Post AG meinte dazu lapidar: „Laut (eigenen) Umfrageergebnissen erachten angeblich 70% der Befragten diese Einrichtungen wegen der neuen Öffnungszeiten als eine gleichwertige, und vor allem bequemere Alternative.“

„Glaube nur einer Studie, die du selbst manipuliert hast!", kann ich nur dazu sagen.
Private Postpartner sind keine Alternative. Sie sind die Sargnägel für diese, für jede Gemeinschaft lebenswichtige Dienstleistung. Und der Anfang vom Ende einer vernünftigen Sicherung unseres bewährten Postwesens.

Daher ist die Privatisierung unserer Post sofort zu stoppen! Der Bedarf an längeren Öffnungszeiten ist höchstens ein lösbares Problem - und sicherlich kein Hindernis.

Josef Stingl ist Betriebsrat der Lamerer Stuben in Innsbruck und Vorsitzender des GLBvida