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Johanna Dohnal (1939 – 2010)

  • Samstag, 20. Februar 2010 @ 23:33
Meinung Am 20. Februar 2010 ist Johanna Dohnal unerwartet verstorben. Ihren 71. Geburtstag hat sie nicht mehr erlebt. Die Betroffenheit über ihren Tod ist groß und mischt sich mit den Erinnerungen an ihr weit über ihre Parteigrenzen hinausreichendes Wirken.

Die Frauen haben der SPÖ-Politikerin und ersten Frauenministerin viel zu verdanken. Die Würdigungen nach ihrem Tod beleuchten das weite Spektrum, in welchem sich Dohnal für die Interessen der Frauen einsetzte. Sie war eine Unbequeme, heißt es in vielen Nachrufen. Eine, die den Spagat zwischen Partei, autonomer Frauenbewegung, Frauen verschiedenster politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge und nicht zuletzt zwischen SP-Fraktion im ÖGB und den Frauen ihrer Partei übte. Dafür musste sie viele Schläge einstecken.

In Erinnerung ist ihr Kampf um Elternkarenz und den Sechsstundentag. 1977, das Familienrecht aus der Postkutschenzeit war bereits reformiert, forderten die Wiener Sozialistinnen auf Dohnals Initiative, die Sozialgesetzgebung partnerschaftlich anzupassen und den geteilten Karenzurlaub einzuführen. Das stieß bei vielen Gewerkschafterinnen, erst recht bei den Gewerkschaftern und den Sozialpartnern, auf heftige Ablehnung. Durch die Elternkarenz würde ein Recht der Frau beschnitten, es gäbe Probleme mit dem Kündigungsschutz und es bestünde die Gefahr, dass Väter ihre Kinder vernachlässigen, so die Gewerkschaftsseite. Erst 1990 wurde diese Forderung erfüllt.

Ähnlich erging es Johanna Dohnal mit ihrer Initiative zur etappenweisen Einführung des Sechsstundentages und gegen die ÖVP-favorisierte Teilzeitarbeit für Frauen. Im Interesse einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung würde die tägliche Arbeitszeitverkürzung den Frauen mehr bringen als die Verkürzung der Wochenarbeitszeit oder eine Urlaubsverlängerung, so Dohnal.

Die Gewerkschaftspolitik orientierte sich damals und zum Teil auch heute noch am „Normalarbeitnehmer“: Die Gewerkschafterinnen argumentierten – typisch für das Verhalten von Frauen in extrem männerdominierten Institutionen –, dass „Arbeitszeitverkürzung und Haushaltsführung“ nicht vermischt und dieses Problem nach Branche und arbeitsmarktpolitischer Lage entschieden werden sollte. Und so war die Umsetzung der Forderung „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in den Gewerkschaftsgremien kein wirkliches Anliegen. Erst mit dem 1979 in Kraft getretenen Gleichbehandlungsgesetz für die Privatwirtschaft wurde begonnen, Frauenlohngruppen aus den Kollektivverträgen zu beseitigen.

Ebenso sahen die Gewerkschafterinnen Ende der 70er Jahre keinen Handlungsbedarf nach Ausweitung der Pflegefreistellung. Die damalige Vorsitzende meinte, irgendeinen persönlichen Einsatz müsse man eben leisten, wenn man Familie habe. Etwas, das Männern nie abverlangt wurde.

Johanna Dohnal begab sich durch ihr engagiertes Auftreten für Fraueninteressen nicht nur auf Konfrontationskurs zu konservativen Parteien, sondern auch zur Gewerkschaft. Sie war eine Vorkämpferin für viele Frauen – auch in der Gewerkschaft. Wir trauern um eine weitsichtige Politikerin und Weggefährtin.

Bärbel Danneberg

Susanne Feigl: Was gehen mich seine Knöpfe an, Johanna Dohnal, Eine Biographie, Ueberreuter, 2002