Wie ein Hamster im Laufrad
- Dienstag, 20. April 2010 @ 13:24
Von Helene Friesacher
Seit fast 20 Jahren bin ich bei der Caritas Steiermark vollzeitbeschäftigt. Vor zehn Jahren wurde meine Vollzeitbeschäftigung in zwei Teilzeitbeschäftigungen zu je 50 Prozent aufgeteilt, ich übe also meine Tätigkeit als Sozialbetreuerein in zwei Einrichtungen aus. Einige Jahre arbeitete ich in einem Beschäftigungsprojekt und in einer Notschlafstelle für Frauen, also einmal mit fixen Dienstzeiten und einmal als Turnusdienst, womit natürlich auch Wochenendarbeit verbunden war. Weil das Projekt Notschlafstelle, wie oft im Sozialbereich, finanziell nicht abgesichert war und ums Überleben rang war Personal knapp und ich musste alle drei Wochen vierzehn Tage durcharbeiten. Damals fiel mir die Belastung durch zwei Dienststellen noch gar nicht so auf, denn ich hoffte auf Änderung um eines Tages wieder nur eine Dienststelle zu haben.
Bei Betriebsausflügen gab es Diskussionen, welche Dienststelle nun wohl dies zu tragen hätte. In den ersten Jahren wurde auch wenig Rücksicht genommen, wie viele Arbeitsstunden ich an einem Tage leistete. Da beide Stellen aber sehr nahe meinem Wohnort waren, fiel mir noch gar nicht auf, dass die Wegzeiten meine Freizeit waren.
Der Arbeitsplatz im Beschäftigungsbereich entstand und entwickelte sich erst durch meine Anstellung. Dadurch war es aber notwendig, die Arbeit so vorzubereiten, dass die KursteilnehmerInnen auch in meiner Abwesenheit ihre Aufgaben erledigen können. Der Arbeitsumfang nahm schlichtweg kontinuierlich zu, ohne dass ich mehr Arbeitszeit dafür aufwenden durfte. Meine Bedenken wurden beschwichtigt, mir geraten, die Arbeit besser zu organisieren.
Zunehmend spürte ich die Belastung durch zwei Dienststellen und begann sie als unangenehm zu empfinden. Ich hatte zwei Teambesprechungen pro Woche, zwei verschiedene Teams, verschiedene Arbeitsweisen. (Im ersten Jahr dieser doppelten Teilzeitbeschäftigung kam es ein paar Mal zur zeitgleichen Ansetzung der Teamsitzungen, Anwesenheit war obligatorisch. Deshalb stand ich bei der einen Besprechung auf und ging zur anderen, weil keine Einigkeit erzielt werden konnte, wo ich nun fehlen könnte.)
Vor zwei Jahren konnte ich meine Tätigkeit im Beschäftigungsprojekt aufgeben und arbeite nun zu 50 Prozent (19 Wochenstunden) als Wohnbetreuerin. In diesem Bereich (Team ON) gibt es auch fixe Arbeitszeiten. Allerdings wollte man von mir, dass ich viermal pro Woche in die eine und mindestens dreimal pro Woche in die andere Einrichtung gehe. Die Notschlafstelle hatte inzwischen aber ihren Standort gewechselt.
Nun kamen auch noch lange Wegzeiten zur Arbeit. Rund zweimal in der Woche sollte ich vormittags als Wohnbetreuerin und nachmittags in der Notschlafstelle oder auch umgekehrt arbeiten. Die Wegzeiten zwischen den beiden Orten waren aber Freizeit. Ich ging um 6 Uhr außer Haus und kam um 20:30 Uhr oder auch später nach Hause. An Arbeitszeit leistete ich aber nur acht Stunden.
Wochenenddienste gibt es jetzt aber nur mehr ganz selten. Einen Nachtdienst alle 14 Tage und dieser (zwölf Stunden Anwesenheit, Schlafberechtigung, acht Stunden Arbeitszeit) am Freitag, wobei ich am Vormittag drei Stunden in der anderen Einrichtung arbeite. Ich komme dann am Samstag am Vormittag nach Hause und habe dann schon Bedarf noch schlafen zu müssen.
Vorher hatte ich diese Situation als eine sehr persönliche empfunden, mir wurde oft mitgeteilt, nur ich hätte eine solche Arbeitssituation, gab es in meiner Umgebung auch Kolleginnen, die unter solchen Bedingung arbeiteten und diese unbedingt ändern wollten. Am Anfang hörte ich auch immer wieder, dass Frauen solche Arbeitsbedingung wünschen: Teilzeit, weil sie dann Flexibilität hätten. Diese Meinung gab es auch im Betriebsrat.
Durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten muss ich mich aber sehr konzentrieren, welcher Wochentag gerade ist, Ich beginne dreimal pro Woche in der Früh und zweimal später (10 und 12 Uhr), der Nachtdienst erfolgt im 14-Tagesrhythmus. Aber ein Umdenken findet statt. Diese Woche konnte ich vernehmen, dass Teilzeitarbeit nicht immer familienfreundlich ist. Mir selbst ist es gelungen eine tageweise Aufteilung meiner Dienststellen zu erreichen. Ein Abschalten ist dadurch für mich leichter möglich.
Ich kann ich mir nicht vorstellen, dass ich Pflichten in einem Haushalt oder gegenüber Kindern in den vergangenen Jahren hätte wahrnehmen können. Mein Sohn ist erwachsen. Wobei sich eine weitere Frage auftut. Sind das die Arbeitsbedingungen für ältere DienstnehmerInnen? Mir ist es nicht leicht gefallen, dies zu Papier zu bringen. Erinnerungen sind hochgekommen. Denn in diesen Jahren gab es Zeiten, wo ich mir durch den Arbeitsdruck wie ein Goldhamster im Laufrad vorkam.
Helene Friesacher ist Sozialbetreuerin und Betriebsrätin bei der Caritas Steiermark
Seit fast 20 Jahren bin ich bei der Caritas Steiermark vollzeitbeschäftigt. Vor zehn Jahren wurde meine Vollzeitbeschäftigung in zwei Teilzeitbeschäftigungen zu je 50 Prozent aufgeteilt, ich übe also meine Tätigkeit als Sozialbetreuerein in zwei Einrichtungen aus. Einige Jahre arbeitete ich in einem Beschäftigungsprojekt und in einer Notschlafstelle für Frauen, also einmal mit fixen Dienstzeiten und einmal als Turnusdienst, womit natürlich auch Wochenendarbeit verbunden war. Weil das Projekt Notschlafstelle, wie oft im Sozialbereich, finanziell nicht abgesichert war und ums Überleben rang war Personal knapp und ich musste alle drei Wochen vierzehn Tage durcharbeiten. Damals fiel mir die Belastung durch zwei Dienststellen noch gar nicht so auf, denn ich hoffte auf Änderung um eines Tages wieder nur eine Dienststelle zu haben.
Bei Betriebsausflügen gab es Diskussionen, welche Dienststelle nun wohl dies zu tragen hätte. In den ersten Jahren wurde auch wenig Rücksicht genommen, wie viele Arbeitsstunden ich an einem Tage leistete. Da beide Stellen aber sehr nahe meinem Wohnort waren, fiel mir noch gar nicht auf, dass die Wegzeiten meine Freizeit waren.
Der Arbeitsplatz im Beschäftigungsbereich entstand und entwickelte sich erst durch meine Anstellung. Dadurch war es aber notwendig, die Arbeit so vorzubereiten, dass die KursteilnehmerInnen auch in meiner Abwesenheit ihre Aufgaben erledigen können. Der Arbeitsumfang nahm schlichtweg kontinuierlich zu, ohne dass ich mehr Arbeitszeit dafür aufwenden durfte. Meine Bedenken wurden beschwichtigt, mir geraten, die Arbeit besser zu organisieren.
Zunehmend spürte ich die Belastung durch zwei Dienststellen und begann sie als unangenehm zu empfinden. Ich hatte zwei Teambesprechungen pro Woche, zwei verschiedene Teams, verschiedene Arbeitsweisen. (Im ersten Jahr dieser doppelten Teilzeitbeschäftigung kam es ein paar Mal zur zeitgleichen Ansetzung der Teamsitzungen, Anwesenheit war obligatorisch. Deshalb stand ich bei der einen Besprechung auf und ging zur anderen, weil keine Einigkeit erzielt werden konnte, wo ich nun fehlen könnte.)
Vor zwei Jahren konnte ich meine Tätigkeit im Beschäftigungsprojekt aufgeben und arbeite nun zu 50 Prozent (19 Wochenstunden) als Wohnbetreuerin. In diesem Bereich (Team ON) gibt es auch fixe Arbeitszeiten. Allerdings wollte man von mir, dass ich viermal pro Woche in die eine und mindestens dreimal pro Woche in die andere Einrichtung gehe. Die Notschlafstelle hatte inzwischen aber ihren Standort gewechselt.
Nun kamen auch noch lange Wegzeiten zur Arbeit. Rund zweimal in der Woche sollte ich vormittags als Wohnbetreuerin und nachmittags in der Notschlafstelle oder auch umgekehrt arbeiten. Die Wegzeiten zwischen den beiden Orten waren aber Freizeit. Ich ging um 6 Uhr außer Haus und kam um 20:30 Uhr oder auch später nach Hause. An Arbeitszeit leistete ich aber nur acht Stunden.
Wochenenddienste gibt es jetzt aber nur mehr ganz selten. Einen Nachtdienst alle 14 Tage und dieser (zwölf Stunden Anwesenheit, Schlafberechtigung, acht Stunden Arbeitszeit) am Freitag, wobei ich am Vormittag drei Stunden in der anderen Einrichtung arbeite. Ich komme dann am Samstag am Vormittag nach Hause und habe dann schon Bedarf noch schlafen zu müssen.
Vorher hatte ich diese Situation als eine sehr persönliche empfunden, mir wurde oft mitgeteilt, nur ich hätte eine solche Arbeitssituation, gab es in meiner Umgebung auch Kolleginnen, die unter solchen Bedingung arbeiteten und diese unbedingt ändern wollten. Am Anfang hörte ich auch immer wieder, dass Frauen solche Arbeitsbedingung wünschen: Teilzeit, weil sie dann Flexibilität hätten. Diese Meinung gab es auch im Betriebsrat.
Durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten muss ich mich aber sehr konzentrieren, welcher Wochentag gerade ist, Ich beginne dreimal pro Woche in der Früh und zweimal später (10 und 12 Uhr), der Nachtdienst erfolgt im 14-Tagesrhythmus. Aber ein Umdenken findet statt. Diese Woche konnte ich vernehmen, dass Teilzeitarbeit nicht immer familienfreundlich ist. Mir selbst ist es gelungen eine tageweise Aufteilung meiner Dienststellen zu erreichen. Ein Abschalten ist dadurch für mich leichter möglich.
Ich kann ich mir nicht vorstellen, dass ich Pflichten in einem Haushalt oder gegenüber Kindern in den vergangenen Jahren hätte wahrnehmen können. Mein Sohn ist erwachsen. Wobei sich eine weitere Frage auftut. Sind das die Arbeitsbedingungen für ältere DienstnehmerInnen? Mir ist es nicht leicht gefallen, dies zu Papier zu bringen. Erinnerungen sind hochgekommen. Denn in diesen Jahren gab es Zeiten, wo ich mir durch den Arbeitsdruck wie ein Goldhamster im Laufrad vorkam.
Helene Friesacher ist Sozialbetreuerin und Betriebsrätin bei der Caritas Steiermark