Buchtipp: Worte verändern die Welt
- Montag, 9. November 2009 @ 14:28
Thomas Erlach, Worte verändern die Welt, Die Macht der Sprache in der ökonomisierten sozialen Arbeit, ISBN 978-3-940636-04-1 ca. 240 Seiten, 19,80 Euro, Erscheint im Oktober 2009, Paranus goes Wissenschaft
Das Buch:
Seit einigen Jahren finden in den Sozialbereichen nahezu aller europäischen Länder große Umbrüche statt. Von Politik, Kostenträgern und Verwaltung wird soziale Arbeit massiv nach Effizienzkriterien umstrukturiert. Die Betroffenen - sowohl sozial Tätige als ihre Klientinnen und Klienten - werden in diesen Prozess kaum einbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Geldgeber verlangen immer mehr Leistung und Dokumentation in den Einrichtungen, der Druck nimmt zu, gleichzeitig sinkt das Lohnniveau. Dabei wird die Ökonomisierung als einfache Verwaltungsumstellung präsentiert, wobei die Verwendung wohlklingender neuer Begriffe, wie Kunde, Qualitätsmanagement oder Empowerment - mal subtil, mal mit Druck - eingefordert wird.
Dieses Buch untersucht nun erstmalig differenziert, wie Worte die Welt der ökonomisierten sozialen Arbeit verändern, das heißt, wie die im Sozialbereich Tätigen durch diese neuen Sprachregelungen manipuliert werden, und welche Veränderungen sich in ihrem beruflichen Handeln feststellen lassen. Es beschreibt den fortschreitenden Prozess der Ökonomisierung des Sozialen, wie er von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlebt wird. Und es analysiert unter Einbeziehung verschiedener soziologischer Theorien, welche Folgen die Verwendung neuer Begriffe in der Sprache sozialer Arbeit auf das konkrete Verhalten der Beteiligten hat und damit auf die soziale Arbeit, wie sie bei den betroffenen Menschen ankommt.
Leseprobe:
In den Gesprächen mit meinen Kolleginnen und Kollegen fanden wir es auffällig, wie sich neue Begriffe in die Sprache unserer Arbeit einschleichen. Es sind vor allem Begriffe aus dem betriebswirtschaftlichen Controlling, wie Leistungsmengen, Kunde oder Effizienz, bei deren Verwendung ein ungutes Gefühl auftaucht. Wir stellten fest, dass mit den neuen Begriffen soziale Arbeit nicht mehr so beschrieben werden kann, wie es bisher geschah. Bei uns herrscht ein diffuses Gefühl des Manipuliertwerdens, das noch nicht begreifbar geworden ist. Zudem ist auffällig, dass von Seiten des Geldgebers mit Nachdruck an der Einführung der neuen Begriffe gearbeitet oder sie sogar gefordert wird. Die Sprache ist ein für das menschliche Zusammenleben sehr wichtiges Instrument. Es dient dazu, im gemeinsamen Austausch ein Bild der alltäglichen Wirklichkeit zu konstruieren. Unsere gemeinsame Wahrnehmung des „Alltäglichen“ basiert auf der Einigung, die in linguistischen Prozessen erzielt wird. Daher ist es wichtig, die Wirkungen von Sprache zu verstehen, wenn ein Verständnis entwickelt werden soll, wie ein gemeinsames Bild der Wirklichkeit entsteht.
Ein zentrales Anliegen dieses Buches ist es, die gestalterische Kraft der Sprache begreifbar zu machen. Es geht darum, zu ergründen, ob Veränderungen in der Sprache sozialer Arbeit unmittelbar auf die Wirklichkeit des beruflichen Alltages wirken. Mit der Beantwortung dieser Frage wird auch diesem diffusen Gefühl des Manipuliertwerdens durch die Sprache nachgegangen, und am Ende werden Antworten formuliert. Die neuen Erkenntnisse sollen helfen, neue Handlungsmöglichkeiten für den Sozialbereich zu entwickeln.
Der Autor: Thomas Erlach
Thomas Erlach, diplomé (vergleichbar mit dem deutschen Magistertitel), geboren 1964 in Steyr. Lebt in Kirchberg ob der Donau, in der Nähe von Linz. Behindertenbetreuer. Yogalehrer. Studium der Praxeologie an der Universite Strasbourg. Gründer und Betreiber des Forschungsinstitutes KISS - Kirchberger Institut für soziale Studien. Mitinitiator der Linzer Initative, einem Netzwerk kritischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sozialbereich, ähnlich der Soltauer Initiative in Deutschland. Seit nunmehr 24 Jahren im Sozialbereich tätig. Tätigkeitsschwerpunkte waren die Arbeit mit geistig behinderten Menschen, Jugendarbeit und die Arbeit mit Haftentlassenen. Seit zehn Jahren in der psychiatrischen Nachsorge bei EXIT - sozial, Verein für psychosoziale Dienste, in einer Freizeiteinrichtung in Eferding tätig.
Das Buch:
Seit einigen Jahren finden in den Sozialbereichen nahezu aller europäischen Länder große Umbrüche statt. Von Politik, Kostenträgern und Verwaltung wird soziale Arbeit massiv nach Effizienzkriterien umstrukturiert. Die Betroffenen - sowohl sozial Tätige als ihre Klientinnen und Klienten - werden in diesen Prozess kaum einbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Geldgeber verlangen immer mehr Leistung und Dokumentation in den Einrichtungen, der Druck nimmt zu, gleichzeitig sinkt das Lohnniveau. Dabei wird die Ökonomisierung als einfache Verwaltungsumstellung präsentiert, wobei die Verwendung wohlklingender neuer Begriffe, wie Kunde, Qualitätsmanagement oder Empowerment - mal subtil, mal mit Druck - eingefordert wird.
Dieses Buch untersucht nun erstmalig differenziert, wie Worte die Welt der ökonomisierten sozialen Arbeit verändern, das heißt, wie die im Sozialbereich Tätigen durch diese neuen Sprachregelungen manipuliert werden, und welche Veränderungen sich in ihrem beruflichen Handeln feststellen lassen. Es beschreibt den fortschreitenden Prozess der Ökonomisierung des Sozialen, wie er von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlebt wird. Und es analysiert unter Einbeziehung verschiedener soziologischer Theorien, welche Folgen die Verwendung neuer Begriffe in der Sprache sozialer Arbeit auf das konkrete Verhalten der Beteiligten hat und damit auf die soziale Arbeit, wie sie bei den betroffenen Menschen ankommt.
Leseprobe:
In den Gesprächen mit meinen Kolleginnen und Kollegen fanden wir es auffällig, wie sich neue Begriffe in die Sprache unserer Arbeit einschleichen. Es sind vor allem Begriffe aus dem betriebswirtschaftlichen Controlling, wie Leistungsmengen, Kunde oder Effizienz, bei deren Verwendung ein ungutes Gefühl auftaucht. Wir stellten fest, dass mit den neuen Begriffen soziale Arbeit nicht mehr so beschrieben werden kann, wie es bisher geschah. Bei uns herrscht ein diffuses Gefühl des Manipuliertwerdens, das noch nicht begreifbar geworden ist. Zudem ist auffällig, dass von Seiten des Geldgebers mit Nachdruck an der Einführung der neuen Begriffe gearbeitet oder sie sogar gefordert wird. Die Sprache ist ein für das menschliche Zusammenleben sehr wichtiges Instrument. Es dient dazu, im gemeinsamen Austausch ein Bild der alltäglichen Wirklichkeit zu konstruieren. Unsere gemeinsame Wahrnehmung des „Alltäglichen“ basiert auf der Einigung, die in linguistischen Prozessen erzielt wird. Daher ist es wichtig, die Wirkungen von Sprache zu verstehen, wenn ein Verständnis entwickelt werden soll, wie ein gemeinsames Bild der Wirklichkeit entsteht.
Ein zentrales Anliegen dieses Buches ist es, die gestalterische Kraft der Sprache begreifbar zu machen. Es geht darum, zu ergründen, ob Veränderungen in der Sprache sozialer Arbeit unmittelbar auf die Wirklichkeit des beruflichen Alltages wirken. Mit der Beantwortung dieser Frage wird auch diesem diffusen Gefühl des Manipuliertwerdens durch die Sprache nachgegangen, und am Ende werden Antworten formuliert. Die neuen Erkenntnisse sollen helfen, neue Handlungsmöglichkeiten für den Sozialbereich zu entwickeln.
Der Autor: Thomas Erlach
Thomas Erlach, diplomé (vergleichbar mit dem deutschen Magistertitel), geboren 1964 in Steyr. Lebt in Kirchberg ob der Donau, in der Nähe von Linz. Behindertenbetreuer. Yogalehrer. Studium der Praxeologie an der Universite Strasbourg. Gründer und Betreiber des Forschungsinstitutes KISS - Kirchberger Institut für soziale Studien. Mitinitiator der Linzer Initative, einem Netzwerk kritischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sozialbereich, ähnlich der Soltauer Initiative in Deutschland. Seit nunmehr 24 Jahren im Sozialbereich tätig. Tätigkeitsschwerpunkte waren die Arbeit mit geistig behinderten Menschen, Jugendarbeit und die Arbeit mit Haftentlassenen. Seit zehn Jahren in der psychiatrischen Nachsorge bei EXIT - sozial, Verein für psychosoziale Dienste, in einer Freizeiteinrichtung in Eferding tätig.