Lernen aus der Krise?
- Freitag, 6. November 2009 @ 10:05
Innovation und Weiterbildung im OÖ Automotivsektor: Das AMS OÖ hat das Linzer Institut für qualitative Analysen (LIquA) mit der Erstellung einer Studie zur Lage des automotiven Sektors in Oberösterreich beauftragt. Auf Basis von ExpertInnengesprächen und einer Unternehmensbefragung bei den oberösterreichischen Automobilcluster-Partnerunternehmen wurden Innovationsfelder und die Folgen für den Personal- und Qualifizierungsbedarf eingeschätzt sowie konkrete Weiterbildungsinhalte eruiert. Die Studie macht anhand vieler Aussagen von AkteurInnen und ExpertenInnen deutlich: der Auto(zuliefer)industrie ist nicht nur von einer Konjunkturkrise betroffen, sondern von einer tiefgehenden Strukturkrise. Falsche Modellpolitik und die langjährige Ignoranz gegenüber mittel- und langfristigen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Endlichkeit fossiler Ressourcen, der Verkehrsüberdruck in Städten und die neuen Mobilitätsbedürfnisse sind nur einige davon. Überkapazitäten, einbrechende Absatzzahlen, senkrechte Abstürze der Auftragseingänge sowie das Nicht-Funktionieren der industrieeigenen Controlling- und Steuerungsinstrumente sind aber nicht nur ein volkswirtschaftliches Problem, sondern haben vor allem Auswirkungen auf die Beschäftigten. Auf absehbare Zeit wird das Beschäftigungsvolumen deutlich unter dem Niveau der letzten Jahre liegen. In den 236 Partnerunternehmen des oö. Automobilcluster waren vor der Krise rund 60.000 MitarbeiterInnen beschäftigt.
Ein künftiges Automobil (sowie dessen Nutzung) werden sich von bisherigen beträchtlich unterscheiden – etwa bei den Werkstoffen, Antriebssystemen und Herstellungsprozessen. Neben alternativen Antrieben und Fahrzeugen wird es andere Nutzungs- und Mobilitätskonzepte (Automobilität 2.0) geben. Zur Entwicklung neuer Verkehrs- und Mobilitätsdienstleistungen müssen Energieunternehmen, die IT-Branche und Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs kooperieren und durch eine kritische Wissenschaft und Öffentlichkeit begleitet werden.
Die gegenwärtigen Innovationenanforderungen sind nicht durch die Weiterentwicklung der gewachsenen Strukturen zu bewältigen. Es müssen regionale Lern- und Innovationsprozesse initiiert werden. Diese können von neuen Kooperationsformen und (regionalen) Wertschöpfungsketten, über neue Modelle der Weiterbildung und neue Lernformen (Bildungsinnovationen) sowie neue Organisationsstrukturen (Beteiligung) und Arbeitsprozessen (Freiräume) bis hin zu neuen Produkten und Dienstleistungen reichen. Nur dadurch können scharfe soziale Brüche vermieden und bevorstehende Innovationen (früher) erkannt werden.
Die digitale Fassung (Lang-, Kurz, und Presseversion) der Studie sowie das mediale und politische Echo stehen auf www.liqua.net/ibr.
Die AutorInnen David Lechner, Kurt Plank, Monika Sträußlberger sind im Rahmen des Projektes „Innovative Bildungsräume“ in Linz, Steyr und Graz tätig.
Blackbox „Konjunkturkrise trifft Strukturkrise“
Automobilzulieferer sehen sich der bislang größten Krise ihrer Geschichte gegenüber. Folgende skizzierten Ereignisse setzen die Automobilindustrie aktuell unter Druck:
Konjunkturentwicklung - Autoabsatz im freien Fall: Durch die weltweite Rezension und das daraus resultierende nachlassende Verbrauchervertrauen sind die Absatzzahlen massiv eingebrochen. Viele Unternehmen der Zulieferindustrie erlebten einen senkrechten Absturz ihrer Auftragseingänge. Auch das „Platzen der Abwrackblase“ wird den Automobilmarkt noch hart treffen. Für das Jahr 2010 wird der Autoabsatz massiv sinken.
Überproduktion – Produzieren für die Halde: Die Krise der Automobilindustrie kann als hausgemacht eingeschätzt werden. Hauptgründe sind sowohl eine gnadenlose Überproduktion als auch eine falsche Modellpolitik.
KäuferInnenverhalten – Von der heiligen Kuh zum Gebrauchsartikel: Durch den Klimawandel, die tendenzielle Verknappung und Verteuerung von Öl, dem Verkehrsüberdruck in vielen Städten und die neuen Mobilitätsbedürfnisse vieler Menschen wird sich die weltweite Nachfrage nach Automobilen stark verändern. Es werden weniger und kleinere Fahrzeuge gekauft. Während das Kleinwagensegment 2009 weiter wuchs mussten Luxuskarossen und SUVs kräftig Federn lassen.
Liquiditätskrise - Von der Cashcow zum negativen Cashflow: Die Automotive Zulieferindustrie Österreichs rechnet im Jahr 2009 mit dramatischen Auftrags- und Umsatzeinbrüchen Die Firmen aus dem Automobilsektor haben dadurch derzeit massive Finanzierungsprobleme, die „Liquiditätsengpässe“ zur Folge haben. Die Finanzmittel sind u.a. durch restriktive Kreditvergaben für dringend notwendige Innovationen (Hybrid-Antriebe, Batterietechnik für Elektroautos, neue Sicherheitssysteme, etc.) nicht vorhanden.
Insolvenzgefahr – Wer streckt die Waffen: Nach dem „AlixPartners Early Warning Model“ befanden sich 2008 etwa 22 Prozent aller europäischen Automobilzulieferer in Insolvenzgefahr. Diese Zahl wird sich im Jahr 2009 auf 30 bis 50 Prozent erhöhen.
Ein künftiges Automobil (sowie dessen Nutzung) werden sich von bisherigen beträchtlich unterscheiden – etwa bei den Werkstoffen, Antriebssystemen und Herstellungsprozessen. Neben alternativen Antrieben und Fahrzeugen wird es andere Nutzungs- und Mobilitätskonzepte (Automobilität 2.0) geben. Zur Entwicklung neuer Verkehrs- und Mobilitätsdienstleistungen müssen Energieunternehmen, die IT-Branche und Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs kooperieren und durch eine kritische Wissenschaft und Öffentlichkeit begleitet werden.
Die gegenwärtigen Innovationenanforderungen sind nicht durch die Weiterentwicklung der gewachsenen Strukturen zu bewältigen. Es müssen regionale Lern- und Innovationsprozesse initiiert werden. Diese können von neuen Kooperationsformen und (regionalen) Wertschöpfungsketten, über neue Modelle der Weiterbildung und neue Lernformen (Bildungsinnovationen) sowie neue Organisationsstrukturen (Beteiligung) und Arbeitsprozessen (Freiräume) bis hin zu neuen Produkten und Dienstleistungen reichen. Nur dadurch können scharfe soziale Brüche vermieden und bevorstehende Innovationen (früher) erkannt werden.
Die digitale Fassung (Lang-, Kurz, und Presseversion) der Studie sowie das mediale und politische Echo stehen auf www.liqua.net/ibr.
Die AutorInnen David Lechner, Kurt Plank, Monika Sträußlberger sind im Rahmen des Projektes „Innovative Bildungsräume“ in Linz, Steyr und Graz tätig.
Blackbox „Konjunkturkrise trifft Strukturkrise“
Automobilzulieferer sehen sich der bislang größten Krise ihrer Geschichte gegenüber. Folgende skizzierten Ereignisse setzen die Automobilindustrie aktuell unter Druck:
Konjunkturentwicklung - Autoabsatz im freien Fall: Durch die weltweite Rezension und das daraus resultierende nachlassende Verbrauchervertrauen sind die Absatzzahlen massiv eingebrochen. Viele Unternehmen der Zulieferindustrie erlebten einen senkrechten Absturz ihrer Auftragseingänge. Auch das „Platzen der Abwrackblase“ wird den Automobilmarkt noch hart treffen. Für das Jahr 2010 wird der Autoabsatz massiv sinken.
Überproduktion – Produzieren für die Halde: Die Krise der Automobilindustrie kann als hausgemacht eingeschätzt werden. Hauptgründe sind sowohl eine gnadenlose Überproduktion als auch eine falsche Modellpolitik.
KäuferInnenverhalten – Von der heiligen Kuh zum Gebrauchsartikel: Durch den Klimawandel, die tendenzielle Verknappung und Verteuerung von Öl, dem Verkehrsüberdruck in vielen Städten und die neuen Mobilitätsbedürfnisse vieler Menschen wird sich die weltweite Nachfrage nach Automobilen stark verändern. Es werden weniger und kleinere Fahrzeuge gekauft. Während das Kleinwagensegment 2009 weiter wuchs mussten Luxuskarossen und SUVs kräftig Federn lassen.
Liquiditätskrise - Von der Cashcow zum negativen Cashflow: Die Automotive Zulieferindustrie Österreichs rechnet im Jahr 2009 mit dramatischen Auftrags- und Umsatzeinbrüchen Die Firmen aus dem Automobilsektor haben dadurch derzeit massive Finanzierungsprobleme, die „Liquiditätsengpässe“ zur Folge haben. Die Finanzmittel sind u.a. durch restriktive Kreditvergaben für dringend notwendige Innovationen (Hybrid-Antriebe, Batterietechnik für Elektroautos, neue Sicherheitssysteme, etc.) nicht vorhanden.
Insolvenzgefahr – Wer streckt die Waffen: Nach dem „AlixPartners Early Warning Model“ befanden sich 2008 etwa 22 Prozent aller europäischen Automobilzulieferer in Insolvenzgefahr. Diese Zahl wird sich im Jahr 2009 auf 30 bis 50 Prozent erhöhen.