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Oberösterreich ist Spitzenreiter bei der Lohnschere

  • Montag, 21. September 2009 @ 15:28
News Den Equal Pay Day nimmt die Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB) zum Anlass ihre Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von zehn Euro pro Stunde zu bekräftigen. GLB-Bundesvorsitzende Karin Antlanger begrüßt den Vorstoß der ÖGB-Bundesfrauenvorsitzenden Brigitte Ruprecht für 1.300 Euro Bruttomindestlohn als ersten Schritt um der Armutsgefährdung von Frauen entgegenzuwirken. Mit diesem Tag endet am 27. September heuer statisch gesehen die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern: Was Frauen von diesem Tag an noch bis zum Jahresende verdienen, haben die Männer schon auf dem Lohn- oder Gehaltskonto, weil erwerbstätige Frauen in Österreich um 26,2 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Verdient eine Frau 1.300 Euro im Monat, so ein Mann für dieselbe Arbeit 1.761 Euro, pro Jahr verliert eine Frau somit 6.454 Euro gegenüber einem Mann.

Der Equal Pay Day ist allerdings auch ein Armutszeugnis für die Lohnpolitik des ÖGB, die immer noch nach dem Motto „Ausreichend dotierte Industriearbeitsplätze für Männer, Frauen arbeiten überwiegend im schlecht bezahlten Dienstleistungssektor“ geführt wird. Gepaart ist das ganze mit einer konservativen Geschlechterideologie, die Frauen noch immer als ZuverdienerInnen und hauptverantwortlich für die Reproduktionsarbeit von Kindererziehung bis zur Altenpflege sieht.

Spitzenreiter in Sachen Lohnungleichheit ist Oberösterreich, in diesem Bundesland hat der Equal Pay Day also schon deutlich früher stattgefunden: Während der Bezirk Steyr mit seiner enormen Konzentration der Fahrzeugindustrie mit durchschnittlich 3.225 Euro brutto österreichweit Spitzenreiter bei Männerverdiensten ist, rangiert der Bezirk Freistadt bei den Fraueneinkommen mit 1.245 Euro österreichweit als Schlusslicht.

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist ein Dauerbrenner im politischen Ringen um Frauenrechte, dass die Lohnschere geschlossen werden muss, zählt zu den Grundsätzen linker Gewerkschaftspolitik“, so Karin Antlanger und verweist darauf, dass in zahlreichen EU-Ländern gesetzliche Mindestlöhne bereits existieren.

So haben mit Österreich vergleichbare Länder wie Luxemburg (1.610 Euro), Irland (1.462 Euro), Niederlande (1.357), Belgien (1.336 Euro) und Frankreich (1.321 Euro) einen solchen gesetzlichen Mindestlohn. Der in Österreich via Kollektivvertrag propagierte Mindestlohn von tausend Euro ist noch immer nicht in allen Branchen durchgesetzt. Ganz davon abgesehen, dass tausend Euro brutto auch nach der Steuerreform nur magere 849 Euro netto bedeuten und damit weniger als die offizielle Armutsgrenze.