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Jährliche Überstundenleistung entspricht 185.000 Arbeitsplätzen

  • Mittwoch, 19. August 2009 @ 14:53
News Bestätigt sieht sich die Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB) in ihrer langjährigen Forderung nach einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung durch die jüngsten Aussagen von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) zur Causa Überstunden. Österreich hält mit durchschnittlich 42,9 Wochenstunden bei Vollzeitbeschäftigten den EU-Rekord bei der längsten realen Arbeitszeit. Die 370 Millionen jährlich geleisteten Überstunden entsprechen rein rechnerisch rund 185.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Alleine eine Reduzierung auf 41 Wochenstunden würde umgerechnet 130.000 Arbeitsplätze bedeuten.

Von 3,4 Millionen Beschäftigten leisteten im ersten Quartal 2009 730.000 Überstunden, 120.000 davon kamen sogar auf mehr als 15 Überstunden wöchentlich, von denen laut Hundstorfer 27 Prozent unbezahlt bleiben: „Die Unternehmen nützen die Krise offensichtlich neben direktem Lohndruck auch indirekt durch unbezahlte Mehrarbeit um möglichst hohe Profite auf Kosten der Beschäftigten herauszupressen“, kritisiert GLB-Bundesvorsitzende Karin Antlanger.

Die Einschränkung von All-inklusiv-Verträgen und Einbeziehung freier DienstnehmerInnen in das Arbeitszeitgesetz können freilich nur erste Schritte sein. Notwendig ist in Hinblick auf die seit 2008 drastisch steigende Arbeitslosigkeit auch eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung: „Es ist nämlich ein absoluter Widersinn, wenn auf der einen Seite immer mehr Menschen ohne Arbeit sind, auf der anderen aber die Vollbeschäftigten Überstunden ohne Ende leisten müssen“, so Antlanger.

Laut Feststellung der Arbeiterkammer Wien führen überzogene Arbeitsbelastungen zu massiven gesundheitlichen Problemen, etwa durch psychische Verschleißerscheinungen und zunehmende Burn-Outs und Belastungen das Familienleben, womit auch aus gesundheitspolitischer Sicht eine rasche Reduktion von Überstunden notwendig ist.

„Es ist höchste Zeit, dass der ÖGB für eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung – natürlich mit vollem Lohnausgleich – aktiv wird, statt sozialpartnerschaftlich weiterhin eine fragwürdige Flexibilisierung und zuletzt sogar Verlängerung der Arbeitszeit mitzutragen“, so Antlanger. Trotz seit 1987 regelmäßiger Beschlüsse der ÖGB-Kongresse für eine 35-Stundenwoche ist die Arbeitszeitverkürzung zu einem Tabu-Thema in den Gewerkschaften geworden. Beim letzten ÖGB-Kongress wurde sogar ganz offiziell Abschied von der Forderung nach der 35-Stundenwoche genommen.