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Immer nur jammern oder einmal dagegen aufstehen

  • Samstag, 4. Juli 2009 @ 14:59
Tirol Juni: Über 19.000 Arbeitslose in Tirol, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. 28. Juni: Sonderlandtag zum Thema Arbeitslosigkeit, ÖVP und SPÖ aberkennen der Opposition die Dringlichkeit dazu und beenden nach nur zwei Stunden die Landtagssitzung. Einen Tag danach: Das Kitzbüheler, von der Landesgesellschaft TILAK verwaltete Krankenhaus wird geschlossen und 150 Frauen und Männer beim AMS beim Frühwarnsystem angemeldet. Weitere zwei Tage später: Die AUA kündigt nach Lohnverzichten und Kurzarbeit Massenkündigungen an, bei Tyrolean sollen 500 des insgesamt 1.300 (!!! fast 40 Prozent!!!) umfassenden Bordpersonals betroffen sein. Anderer Schauplatz: In Wien tagte vom 30. Juni bis 2. Juli der 17.
Bundeskongress des ÖGB: Die Delegierten setzten sich kritisch mit der Weltwirtschaftskrise auseinander. "Wir zahlen eure Krise nicht", war einer der vielen Schlagzeilen. Kritisiert wurde auch, dass sich manche Repräsentanten von Politik und Wirtschaft gegen die Demo-Beteiligungen der Gewerkschaften mokierten. "Wir demonstrieren wann wir wollen, wir demonstrieren wie wir wollen, wir demonstrieren für was wir wollen!" zeigte sich der neue ÖGB-Präsident Erich Foglar kämpferisch.

Zurück zur AUA: Tirols - schwarze - Tyrolean-BetriebsrätInnen waren die Ersten, die dem Druck der AUA-Eigentümer-Vertreter nachgaben. Im Februar diesem Jahres "verordneten" sie ihrem Bodenpersonal für ein Jahr einen fünfprozentigen Gehaltsverzicht und gewährten dem Unternehmen auch noch für den gleichen Zeitraum einen Zahlungsverzicht in die Betriebspensionskassa. Ihr böse Bube war nicht etwa der damalige AUA-Chef Alfred Ötsch oder der damalige Aufsichtsratpräsident Peter Michaelis, sondern der rote AUA-Betriebsratsvorsitzende Alfred Junghans.

Jetzt wird den AUA-Beschäftigten die Rechnung für ihren betriebsrätlichen Verzicht präsentiert, nach den geringeren Gehältern und der Kurzarbeit folgen Flugrouten-, Arbeitsplatz- und Fluglinie-Vernichtung. Die verantwortlichen roten Verstaatlichten- und schwarzen Finanzminister haben natürlich kein Konzept dagegen.
Gewerkschaft und BetriebsrätInnen ebenfalls nicht? Jetzt mit ein bisschen Streik zu drohen erscheint mir jedenfalls für etwas dürftig!

Würde sich gleiches in Frankreich abspielen, würden spätestens jetzt, die verantwortlichen Manager von ihren eigenen MitarbeiterInnen in ihren eigenen Büro eingesperrt und festgehalten. Betriebsrat und Gewerkschaft würden mit breiter Solidaritätsunterstützung lautstark den Protest auf die Straße tragen, tausende und abertausende erzürnte DemonstrantInnen die verantwortlichen politischen Leichenfledderer (ver)jagen und (ver)treiben.

Ja, im revolutionserfahrenen Frankreich haben solche Geiselnahmen von Managern als Protest bereits Methode. Seit März sind in mehr als zehn Unternehmen Manager in den Büros gefangen gehalten worden. Die Chefs von Continental wurden aus Wut über geplante Werkschließungen mit Schuhen und Eiern beschossen. Die Gewerkschaften, die diese Aufstände initiiert hatten, genießen in Frankreich einen hohen Stellenwert, die radikalen Maßnahmen tragen bereits Früchte. Präsident Nicolas Sarkozy verurteilte zwar die Aufstände, rettete aber wegen derer bei Caterpillar 133 Arbeitsplätze. Oder, der britische Autozulieferer Scapa zahlte nach der Geiselnahme 60 vom Jobabbau betroffenen Mitarbeitern 1,7 Mio. Euro an Abfindung.

"Demonstrieren wir jetzt, demonstrieren wir lautstark und demonstrieren wir gegen die der Privatisierung geschuldeten Kündigungswelle bei der AUA! Lassen wir Österreich zu Frankreich werden. Würde dass nicht Anerkennung und Vertrauen bei vielen, vielen KollegInnen in ihre Gewerkschaft zurückbringen" fragt der Tiroler Sprecher des Gewerkschaftlichen Linksblock Josef Stingl