Arbeit ist Wellness
- Montag, 13. April 2009 @ 09:41
Von Karin Antlanger
Wenn in den letzten Jahren über die erlittenen Reallohnverluste durch schwache KV-Abschlüsse gesprochen wurde, so tauchte immer wieder mal die scherzhafte Bemerkung auf, dass wir irgendwann noch dafür zahlen werden müssen, um arbeiten zu dürfen. Die Realität holt uns dabei schneller ein, als wir glauben wollen: In Oberösterreich stellte bei einer Diskussionsveranstaltung zum Chancengleichheitsgesetz (Nachfolgegesetz des oö Behindertengesetzes) ein Betroffener die Frage, warum für das stundenweise Arbeiten in einer Beschäftigungseinrichtung bis zu 40 Prozent seines Pflegegeldes einbehalten werden. Die angesprochene leitende Beamtin der Sozialabteilung des Landes OÖ meinte auf diese Frage: „Für Wellness müssen sie ja auch zahlen.“
Arbeit ist also Wellness? Stellt sich nur noch die Frage, wie viel diese Beamtin für ihren geschützten, weil pragmatisierten, Arbeitsplatz denn monatlich bezahlt, wenn sie so 40 Stunden pro Woche im Amt relaxt. Der betroffene Diskussionsteilnehmer arbeitet stundenweise in einer Wäscherei. Da kann man die erschwerten Arbeitsbedingungen wie Hitze, Dampf etc. schon mal als Sauna oder Dampfbad interpretieren und für Sauna zahlt man halt. Wenn andere Behinderte in einem landwirtschaftlichen Projekt arbeiten, so könnte dies etwa als Urlaub am Bauernhof ausgelegt werden, der ja auch nicht gratis ist. Und solange es noch Briefträger bei der Post gibt, könnte deren Arbeit als Spazierengehen in der frischen Luft kostenpflichtig gemacht werden.
Als der italienische Ministerpräsident Berlusconi die Notlager der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer in den Abruzzen mit einem Campingwochenende verglich, waren sich alle einig, dass dies wieder mal eine seiner außergewöhnlichen Geschmacklosigkeiten ist, für die er sich zu entschuldigen habe. Berlusconi ist in seiner selbstgefälligen Art ein besonderes Ekel. Die zynische Bemerkung der Beamtin der oö Sozialabteilung, dass Behinderte für Arbeit in Beschäftigungseinrichtungen zahlen müssten, weil sie für Wellness ja auch zahlen - die liegt auf dem gleichen Niveau wie Berlusconis Sager.
Karin Antlanger ist Betriebsratsvorsitzende von EXIT-sozial Linz und GLB-Bundesvorsitzende
Wenn in den letzten Jahren über die erlittenen Reallohnverluste durch schwache KV-Abschlüsse gesprochen wurde, so tauchte immer wieder mal die scherzhafte Bemerkung auf, dass wir irgendwann noch dafür zahlen werden müssen, um arbeiten zu dürfen. Die Realität holt uns dabei schneller ein, als wir glauben wollen: In Oberösterreich stellte bei einer Diskussionsveranstaltung zum Chancengleichheitsgesetz (Nachfolgegesetz des oö Behindertengesetzes) ein Betroffener die Frage, warum für das stundenweise Arbeiten in einer Beschäftigungseinrichtung bis zu 40 Prozent seines Pflegegeldes einbehalten werden. Die angesprochene leitende Beamtin der Sozialabteilung des Landes OÖ meinte auf diese Frage: „Für Wellness müssen sie ja auch zahlen.“
Arbeit ist also Wellness? Stellt sich nur noch die Frage, wie viel diese Beamtin für ihren geschützten, weil pragmatisierten, Arbeitsplatz denn monatlich bezahlt, wenn sie so 40 Stunden pro Woche im Amt relaxt. Der betroffene Diskussionsteilnehmer arbeitet stundenweise in einer Wäscherei. Da kann man die erschwerten Arbeitsbedingungen wie Hitze, Dampf etc. schon mal als Sauna oder Dampfbad interpretieren und für Sauna zahlt man halt. Wenn andere Behinderte in einem landwirtschaftlichen Projekt arbeiten, so könnte dies etwa als Urlaub am Bauernhof ausgelegt werden, der ja auch nicht gratis ist. Und solange es noch Briefträger bei der Post gibt, könnte deren Arbeit als Spazierengehen in der frischen Luft kostenpflichtig gemacht werden.
Als der italienische Ministerpräsident Berlusconi die Notlager der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer in den Abruzzen mit einem Campingwochenende verglich, waren sich alle einig, dass dies wieder mal eine seiner außergewöhnlichen Geschmacklosigkeiten ist, für die er sich zu entschuldigen habe. Berlusconi ist in seiner selbstgefälligen Art ein besonderes Ekel. Die zynische Bemerkung der Beamtin der oö Sozialabteilung, dass Behinderte für Arbeit in Beschäftigungseinrichtungen zahlen müssten, weil sie für Wellness ja auch zahlen - die liegt auf dem gleichen Niveau wie Berlusconis Sager.
Karin Antlanger ist Betriebsratsvorsitzende von EXIT-sozial Linz und GLB-Bundesvorsitzende