Keine Verbesserung bei Euro-Betriebsräten
- Mittwoch, 2. Juli 2008 @ 13:54
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Ettl steht mit seiner Klage freilich ziemlich allein da, weil sowohl Sozialminister Erwin Buchinger als auch WKO-Präsident Christoph Leitl das Sozialpaket über den grünen Klee loben und kein Wort der Kritik in Hinblick auf die darin beinhaltete Eurobetriebsratsrichtlinie finden. Nach den Urteilen des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) in den Fällen Viking, Laval, Rüffert und Luxemburg – mit welchen Lohn- und Sozialdumping legitimiert wird und gewerkschaftliche Protestaktionen dagegen verhindert werden – zeigt sich einmal mehr, wie der Anspruch auf ein „soziales Europa“ beim neoliberalen Projekt EU auf der Strecke bleibt.
Der GLB hat in einem Antrag an die letzte Vollversammlung der Wiener Arbeiterkammer im Mai 2008 eine rasche Überarbeitung der Richtlinie zum Europäischen Betriebsrat gefordert. In der Begründung wurde angeführt: Die schon 1999 geplante Überarbeitung der seit 1994 bestehenden Richtlinie zum Europäischen Betriebsrat erfolgte bis heute nicht. Zwar wurde dieses Vorhaben in das Arbeitsprogramm der Kommission für 2008 aufgenommen, die Sozialpartner konnten jedoch keine Einigung erzielen. Bereits 1994 haben die Arbeitgeberverbände versucht, die Richtlinie hinauszuzögern.
Nachdem es in den letzten Jahren mehrfach Betriebsverlagerungen ohne ausreichende Konsultation der Gewerkschaften gegeben hat, ist es nun dringend an der Zeit, das Verfahren der Unterrichtung und Anhörung der ArbeitnehmerInnen zu stärken. Nach Einschätzung der Unternehmensseite hat die EBR-RL zu einer wesentlichen Verbesserung des internen Dialogs und der Unternehmenskultur geführt. Sehr entscheidend ist auch, dass durch die Abstimmung mit der ArbeitnehmerInnenvertretung Entscheidungsprozesse nicht verlangsamt, sondern Konfliktpotenziale ausgeräumt werden konnten.
In gut funktionierenden Körperschaften wurden praktikable Problemlösungen gefunden. Leider gibt es in nur einem Drittel der in Frage kommenden Unternehmen einen Europäischen Betriebsrat. Es gibt heute 850 Europäische BetriebsrätInnen mit 12.000 Mitgliedern. In vielen Fällen wird die Einrichtung einer europäischen ArbeitnehmerInnenvertretung immer noch verhindert und ist das Anhörungsrecht, die Informationspflicht und die Konsultationspflicht zu gering.
Statt wie bisher ab 1.000 Mitarbeitern eines Unternehmens an mindestens zwei Standorten in zwei Mitgliedsländern müsste ein EBR schon ab 500 Beschäftigten möglich sein. Notwendig ist auch eine verbesserte Fortbildung für BetriebsrätInnen, die Einbeziehung externer ExpertInnen und das Recht auf mindestens zwei Sitzungen pro Jahr, sowie ausreichende Sanktionen bei Verstößen gegen die Richtlinie.