Arbeitszeit als Umverteilungsmechanismus
- Samstag, 7. Juni 2008 @ 09:01
Von Josef Stingl, GLB-Sprecher Tirol, Stv. GLB-Bundesvorsitzender
Es besteht Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung und sie ist auch angesichts der steigenden Arbeitsbelastung und wachsender Arbeitslosenzahlen ein dringendes Gebot der Stunde. Die letzte umfassende Arbeitszeitverkürzung gab es vor nunmehr 33 Jahren: 1975 wurde die 40-Stunden-Woche gesetzlich verankert. Vielmehr noch Arbeitszeitverkürzung schon heute Realität, aber ohne Lohnausgleich. Wir erinnern beispielsweise an den Handel, wo Vollzeitarbeitsplätze in der Zwischenzeit die Ausnahme sind, oder an das Bau- und Gastgewerbe, wo Ganzjahres-Arbeitsmodelle eine Seltenheit sind. So ist in Tirol nur mehr jeder zweite Arbeitsverhältnis ein Ganzjahres-Vollzeitarbeitsverhältnis. “In den nächsten 4 Jahren wird es notwendig sein, die Arbeitszeitpolitik so fortzusetzen, dass die Ziele der sozialen Gerechtigkeit und des Schutzes verschiedener Arbeitnehmergruppen erreicht werden können. Allgemeingültige Regelungen über neue Normalarbeitszeiten auf Basis eines Generalkollektivvertrages (bzw. Gesetzes) mit dem Ziel der 35-Stunden-Woche müssen angestrebt und verwirklicht werden“, lautet ein einstimmig angenommener Beschluss des 11. Kongress des ÖGB von 5.-9. Oktober 1987. Seitdem wurden in wenigen Kollektivverträgen die wöchentliche Arbeitszeiten auf 38,5 bzw. 38 Stunden vereinbart, aber offensiv für die „35-Stunden-Woche“ einzutreten wurde verabsäumt. Der ÖGB beschränkte sich darauf, die Forderung in den folgenden Bundeskongressen in ihren Leitanträgen zu verstecken.
30-Stunden sind genug?
Die Forderung nach einer „30-Stunden-Woche“ klingt radikal und geradezu utopisch – gerade angesichts des derzeit herrschenden Drucks auf bestehende Arbeitszeiten in Richtung Arbeitszeitverlängerung und angesichts einer Arbeitszeitdiskussion, die selbst eine 35-Stunden-Woche geradezu illusionär erscheinen lässt. Sie ist aber eine taugliche Initiative die arbeitszeitpolitische Defensive aufzubrechen und Wege und Möglichkeiten zu entwickeln und zu beschreiten, Arbeitszeitpolitik wieder zu einem gewerkschafts- und gesellschaftspolitischen und Projekt zu machen. Und zur Erinnerung, als die ArbeiterInnenbewegung 1930 die Forderung nach der 40-Stunden-Woche formulierte, brauchte es bis 1975, dass die 40-Stunden-Woche durchgesetzt wurde.
Dazu kommt, der historische bzw. technische Fortschritt der Menschheit ist es, in immer weniger Arbeitszeit etwas zu produzieren. Die logische Konsequenz daraus ist, dass die Arbeitszeit verkürzt wird. Wenn vor 10 Jahren 100 Arbeiter zehn Autos am Tag gebaut haben und dies heute 90 Arbeiter schaffen, dann müssen doch nicht 10 Arbeiter entlassen werden, sondern die Arbeitszeit muss um 10% verkürzt werden, da diese 100 Arbeiter die zehn Autos nun in 9 Tagen schaffen.
Arbeitszeitverkürzung heißt aber auch Solidarität der Beschäftigten mit den Erwerbslosen, denn sie verteilen die Arbeit und damit auch das Einkommen auf alle Schultern, so dass alle etwas davon haben. Arbeitszeitverkürzung heißt auch Geschlechtergerechtigkeit. Denn wenn die Männer weniger arbeiten, haben sie mehr Zeit für die Familie und die Frauen mehr Zeit für die Erwerbsarbeit. Nur so können beide Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Gleichheit der Geschlechter erfordert eine Umverteilung der Arbeitszeit und der Familienarbeit auf beide Geschlechter.
Das kann sich die Wirtschaft nicht leisten?
Die Frage der Arbeitszeit ist ebenso wie die Lohnfrage eine Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit um den von den Beschäftigten erwirtschafteten Reichtum. Nur durch Arbeit werden Werte und somit Reichtum geschaffen. Mit dem Lohn bekommen die ArbeiterInnen nicht den Gegenwert der von ihnen geschaffenen Werte bezahlt, sondern deutlich weniger. Die Auseinandersetzung zwischen ihnen dreht sich um die Länge dieser regelmäßig unbezahlten Arbeitszeit. Jede Arbeitszeitverkürzung muss mit vollem Lohnausgleich einhergehen!
Die Produktivität wächst ständig. Wenn die Löhne nicht entsprechend erhöht oder die Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich verkürzt werden, bedeutet das Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zugunsten der Unternehmer. In den letzten Jahren war dies der Fall. Diesen Trend gilt es durch entschlossenen gewerkschaftlichen Kampf umzukehren!
Daher treten wir aktiv für die 30-Stunden-Woche Dieser Kampf wird aber nicht nur gegen das Kapital und die neoliberale Meinungsführerschaft geführt werden müssen, sondern auch innerhalb der Gewerkschaften viele Überzeugungsarbeit erfordern.
Es besteht Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung und sie ist auch angesichts der steigenden Arbeitsbelastung und wachsender Arbeitslosenzahlen ein dringendes Gebot der Stunde. Die letzte umfassende Arbeitszeitverkürzung gab es vor nunmehr 33 Jahren: 1975 wurde die 40-Stunden-Woche gesetzlich verankert. Vielmehr noch Arbeitszeitverkürzung schon heute Realität, aber ohne Lohnausgleich. Wir erinnern beispielsweise an den Handel, wo Vollzeitarbeitsplätze in der Zwischenzeit die Ausnahme sind, oder an das Bau- und Gastgewerbe, wo Ganzjahres-Arbeitsmodelle eine Seltenheit sind. So ist in Tirol nur mehr jeder zweite Arbeitsverhältnis ein Ganzjahres-Vollzeitarbeitsverhältnis. “In den nächsten 4 Jahren wird es notwendig sein, die Arbeitszeitpolitik so fortzusetzen, dass die Ziele der sozialen Gerechtigkeit und des Schutzes verschiedener Arbeitnehmergruppen erreicht werden können. Allgemeingültige Regelungen über neue Normalarbeitszeiten auf Basis eines Generalkollektivvertrages (bzw. Gesetzes) mit dem Ziel der 35-Stunden-Woche müssen angestrebt und verwirklicht werden“, lautet ein einstimmig angenommener Beschluss des 11. Kongress des ÖGB von 5.-9. Oktober 1987. Seitdem wurden in wenigen Kollektivverträgen die wöchentliche Arbeitszeiten auf 38,5 bzw. 38 Stunden vereinbart, aber offensiv für die „35-Stunden-Woche“ einzutreten wurde verabsäumt. Der ÖGB beschränkte sich darauf, die Forderung in den folgenden Bundeskongressen in ihren Leitanträgen zu verstecken.
30-Stunden sind genug?
Die Forderung nach einer „30-Stunden-Woche“ klingt radikal und geradezu utopisch – gerade angesichts des derzeit herrschenden Drucks auf bestehende Arbeitszeiten in Richtung Arbeitszeitverlängerung und angesichts einer Arbeitszeitdiskussion, die selbst eine 35-Stunden-Woche geradezu illusionär erscheinen lässt. Sie ist aber eine taugliche Initiative die arbeitszeitpolitische Defensive aufzubrechen und Wege und Möglichkeiten zu entwickeln und zu beschreiten, Arbeitszeitpolitik wieder zu einem gewerkschafts- und gesellschaftspolitischen und Projekt zu machen. Und zur Erinnerung, als die ArbeiterInnenbewegung 1930 die Forderung nach der 40-Stunden-Woche formulierte, brauchte es bis 1975, dass die 40-Stunden-Woche durchgesetzt wurde.
Dazu kommt, der historische bzw. technische Fortschritt der Menschheit ist es, in immer weniger Arbeitszeit etwas zu produzieren. Die logische Konsequenz daraus ist, dass die Arbeitszeit verkürzt wird. Wenn vor 10 Jahren 100 Arbeiter zehn Autos am Tag gebaut haben und dies heute 90 Arbeiter schaffen, dann müssen doch nicht 10 Arbeiter entlassen werden, sondern die Arbeitszeit muss um 10% verkürzt werden, da diese 100 Arbeiter die zehn Autos nun in 9 Tagen schaffen.
Arbeitszeitverkürzung heißt aber auch Solidarität der Beschäftigten mit den Erwerbslosen, denn sie verteilen die Arbeit und damit auch das Einkommen auf alle Schultern, so dass alle etwas davon haben. Arbeitszeitverkürzung heißt auch Geschlechtergerechtigkeit. Denn wenn die Männer weniger arbeiten, haben sie mehr Zeit für die Familie und die Frauen mehr Zeit für die Erwerbsarbeit. Nur so können beide Beruf und Familie miteinander vereinbaren. Gleichheit der Geschlechter erfordert eine Umverteilung der Arbeitszeit und der Familienarbeit auf beide Geschlechter.
Das kann sich die Wirtschaft nicht leisten?
Die Frage der Arbeitszeit ist ebenso wie die Lohnfrage eine Auseinandersetzung zwischen Kapital und Arbeit um den von den Beschäftigten erwirtschafteten Reichtum. Nur durch Arbeit werden Werte und somit Reichtum geschaffen. Mit dem Lohn bekommen die ArbeiterInnen nicht den Gegenwert der von ihnen geschaffenen Werte bezahlt, sondern deutlich weniger. Die Auseinandersetzung zwischen ihnen dreht sich um die Länge dieser regelmäßig unbezahlten Arbeitszeit. Jede Arbeitszeitverkürzung muss mit vollem Lohnausgleich einhergehen!
Die Produktivität wächst ständig. Wenn die Löhne nicht entsprechend erhöht oder die Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich verkürzt werden, bedeutet das Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zugunsten der Unternehmer. In den letzten Jahren war dies der Fall. Diesen Trend gilt es durch entschlossenen gewerkschaftlichen Kampf umzukehren!
Daher treten wir aktiv für die 30-Stunden-Woche Dieser Kampf wird aber nicht nur gegen das Kapital und die neoliberale Meinungsführerschaft geführt werden müssen, sondern auch innerhalb der Gewerkschaften viele Überzeugungsarbeit erfordern.