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noEuro! noEuro!

  • Montag, 7. April 2008 @ 08:00
Meinung Von Wolf Goetz Jurjans

Was zum Teufel ist noEuro? No Euro, ka Kohle, ka Gerschtl, ka Göd! Ohne Göd ka Musi, ohne Geld keine Musik, heißt es in Wien. Ohne Euro, also mit no Euro, wird die Lebensqualität von immer mehr Menschen in Wien, in Österreich und in Europa zu einem Trauermarsch. Die noEuro-Bewegung, die sich als Teil des european social movements (der europäischen Sozialbewegung) versteht, will den Damen und Herren Politikern, die das zulassen, den Marsch blasen, dem sich täglich vermehrenden Kapital auf den Sack gehen und die noEuro-Menschen durch Informationen, Tipps, Rat und Tat, Ideen, Vorschläge, musikalische, literarische und grafische Zuckerl gleichermaßen ermutigen und erfreuen.

Ziel der noEuro ist es, zumindest eine Wienerin oder einen Wiener dazu zu verführen, ihr bzw. sein politisches Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und es durch ihre/seine Aktivität zu verbessern. Die Zeit der Fußball-Europameisterschaften, der Euro08, schafft besonders gute Rahmenbedingungen, dieses Ziel zu erreichen, haben doch Fußball und der Kampf ums tägliche Überleben vieles gemeinsam.

Beides ist Kampfsport, beides kann nur gemeinsam im Team gespielt werden und bei beiden ist der Spielausgang offen. Nicht die Papierform entscheidet, sondern die Moral, der Wille zum Siegen, die Bereitschaft, bis zum Umfallen zu laufen und das Wissen: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.

Menschen, die mit Fußball nichts anfangen können oder sich einfach von den unverschämten Verteuerungen, Verkehrsbehinderungen, hysterischen Massenaufläufen oder sonstigen Unannehmlichkeiten der Euro 08 unangenehm berührt fühlen, sind herzlich eingeladen, sich unserer Bewegung anzuschließen. Um ein armutsfreies, demokratisches, humanes und lebensfrohes Wien zu schaffen, braucht es viele Energiequellen, die, wenn sie sich bündeln, einen mächtigen Strom ergeben können der alle gesellschaftlichen Bereiche durchfluten und beleben kann.

Die Wüste Gobi, zu der die ÖVP mit ihren neoliberalen Freunden aus aller Welt Österreich gemacht hat und die durch ständiges GusenbaUmfallen nicht fruchtbarer geworden ist, braucht eine Flut von verändernden sozialen Ideen, Aktionen, Maßnahmen und Entscheidungen. Wien, Europa und die Welt braucht die noEuro, und die noEuro braucht Dich. Viel Vergnügen beim Verändern der Welt. CHEnge the world. NoEuros of all countries unit. Habenichtse aller Länder, verhabert euch.

Wann und wo findet die noEuro statt?

Die noEuro beginnt am 21. April 2008 bescheiden mit www.noeuro.at. Es folgen 68 spannende Tage auf der Straße des Internets, auf den Straßen der Städte, (Wien, Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg), an vielen Orten also mit Mitspiel- und Mitmachmöglichkeiten.

Die Schlussveranstaltung wird am 28. Juni, je nach Teilnehmeranzahl an der noEuro Bewegung eine Stehpartie in einem Wiener Vorstadtbeisl mit viel Gesudere, Weltschmerzromantik und Veltlinerkopfweh oder eine große Manifestation am Rathausplatz, die den Häupl über die Frühpension nachdenken lässt. Im zweiten Fall zahlt die noEuro Bewegung dem Exbürgermeister eine Flasche Rotwein, Marke „Rotes Wien", bis an sein Lebensende. Auch ein Unentschieden in diesem Match verarmende Bevölkerung gegen neoliberales Establishment, Regierung und Bonzenkratie ist als ehrenwertes Resultat möglich.

Wer ist teilnahmeberechtigt?

Alle in Wien lebenden Menschen, unabhängig davon, ob sie wählen dürfen, warum sie verarmt sind und warum sie ein besseres Wien, ein besseres Europa, eine bessere Welt wollen. Ausgeschlossen sind Miesepeter, BesserwisserInnen, Heilsverkünder und alle Menschen, die die noEuro-Bewegung grundsätzlich kritisieren oder ablehnen.

Außer Konkurrenz dürfen bis auf Widerruf Trittbrettfahrer, Opportunisten und Alkoholisierte teilnehmen. Geduldet werden führende Mitglieder von Parlamentsparteien, wenn sie glaubhaft machen können, dass es ihnen ernsthaft um die Armutsbekämpfung geht. Die Teilnahme endet mit der Erschöpfung der Geduld. Wir haben nämlich nichts zu verlieren, außer der Geduld.

Als VIPS der besonderen Art sind BetriebsrätInnen und -räte eingeladen die noEuro-Bewegung anzufeuern oder noch besser zu befeuern. Sie kennen die Sorgen und Nöte der arbeitenden KollegInnen vor Ort, sie wissen, wer abstaubt, wer um sein Leiberl laufen muss, wer ausgeschlossen wird und mit welchen unsauberen und unfairen Tricks MitarbeiterInnen tagtäglich attackiert werden. In den drei Wochen der Fußball Europameisterschaft EURO 08 werden sich besonders viele Fälle bösartiger Bodychecks an Arbeitenden ergeben, die eine entschlossene betriebsrätliche bzw. gewerkschaftliche Blutgrätsche notwendig machen wird.

In diesem Sinne KollegInnen und Kollegen, jedes Spiel ist ein Endspiel. Und wie meinte Fußballphilosoph Hans Krankl? Fußball spielt sich im Kopf ab. In einem politisch klaren und klugen, ergänzt Wolf Goetz Jurjans, Arbeiterbetriebsrat. Also: Steilpass nach links in den freien Raum.

Wolf Goetz Jurjans ist Arbeiterbetriebsrat bei Sotour Austria in Wien